7.53 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Nicht viel geschafft gestern, imgrunde war ich wie verwirrt, aber in einer sedierten Form, die mich testostoronal durchs Netz ziehen ließ. Notizen bei den insgesamt harmlosen Pornochen; dazu Einar Englund gehört, der bisweilen, gerade bei den frühen Sinfonien, an Sibelius erinnert, aber massive Stravinski-Momente hat, ohne doch dessen Glanz zu erreichen; das scheint aber mehr an einer mangelnden Beweglichkeit der musikalischen Ideen zu liegen; man merkt permanent Formarbeit, was mir an sich gut gefällt, doch es bricht nichts raus an Melodie – völlig anders als bei >>>> Allan Pettersson, kurz: es ergreift (mich) nicht. Sie können jetzt natürlich zu recht sagen: Wie auch, wenn du dabei Pornos guckst… aber bei Pettersson muß ich immer aufhören, da singe ich plötzlich mit, jedenfalls versuche das, anhören möchte ich mich dabei nicht. Na gut.
Dann Mailwechsel wegen >>>> Rehab Bassam mit dem >>>> ilb; das Problem ist, daß wahrscheinlich keiner der Zuhörer Arabisch kann, nor sprechen nor lesen, umgekehrt wird Frau Bassam kein Deutsch können; die Veranstaltung wird also auf Englisch stattfinden. Schön und gut, aber es gibt bislang – außer zwei interlinear-Übersetzungen kleinerer Texte, die man mir gestern schickte – auch keine Übersetzungen, auch nicht ins Englische, ihres Bestsellers, der aus ihrem Blog synthetisiert worden ist. Worüber sollen wir uns also unterhalten? Das ilb schrieb mir, man stelle sich ein Gespräch zweier Blogautoren über ihre Erfahrungen mit dem Medium vor. Nun ja, aber ohne Inhalte? Ohne das, womit die Erfahrungen gemacht wurden? Zumal es insgesamt ja unvergleichlich ist: die Blog-Situation einer Ägypterin in Ägypten und die Blogerfahrung eines Autors aus dem Westen, wo man ja eh sagen kann, was man will; wenn man nicht gerade zum Kindermord aufruft, schert sich kein Aas darum, jedenfalls nicht so, daß es einen gefährdete.
Also schrieb ich an Frau Bassam einen kleinen Brief, per Netz, und bat darum, daß wir nach meiner Rückehr aus Helsinki darüber korrespondieren, wie wir die Veranstaltung schon mal im Vorhinein strukturieren können. Außerdem möchte ich, daß Frau Bassam in ihrer Muttersprache etwas liest, damit man wenigstens den Klang hört. Die Leute vom ilb hingegen wollen keine Lesung.
Dann etwas Korrespondenz mit dem Helsinki-Institut, und abends kam mein Freund M., hörte den Laptop, schüttelte nur den Kopf, „der kocht ja!“, schraubte ihn auf und zog eine dicke Staubmatte, die sich schon verfilzt hatte, zwischen Lüfterchen und Abluftfenster heraus; dann reinigte er die Umgebung, den Lüfter, auch den DVD-Player – und plötzlich ging alles wieder. „Mensch Alban! Einen Laptop muß man wie jedes andere elektronische Gerät, zumal, wenn es Staub anzieht, weil es sich erwärmt, r e i – n i – g e n! Der war wie ein verstopfter Staubsauger jetzt…“ Zumal, wenn man raucht, jaja. Vorher war ich aufs telefonische Angebot von t-mobile eingegangen, für 50 Euro ein Netbook zu kriegen, als „guter langjähriger Kunde“, gut gut, mit einer Flatrate von 39 Euro für unbegrenzten Zugang. Bei moobicent jetzt hab ich eine Beschränkung auf 10 GB, aber die erreiche ich eh nie, imgrunde war ich ja zufrieden, nur daß ich dachte, der Laptop kackt bald ab. Jetzt suche ich nach der Kündigungsfrist, aber die AGB’s lassen sich nicht runterladen; somit: Mail an den Kundenservice von moobicent – obwohl ich für d a s Zeug nun grad wirklich keine Zeit habe.
Hat aber auch was ausgesprochen Bizarres: man guckt Pornos und telefoniert dabei mit Beraterchens aus Callcenters; wär imgrunde auch ein Gedicht wert. Auch fiel mitten in die Pornos Αναδυομένη für eine Stunde ein; ich ließ die Pornos zwar laufen, aber schaltete den Ton weg. Sie hatte eine Viertelstunde, mehr nicht; immerhin war sie hier. Wir tranken latte macchiato. „Eigentlich wollte ich dich trinken“, mailte sie abends noch, „aber wieder haben wir nur gesprochen. Was aber a u c h gut ist.“ Vorher war mir >>>> das eingefallen, woran ich dann zwei Stunden schleifte. Ich hab es ihr aber noch nicht gezeigt. Schon fies und schon bezeichnend, daß ich als erste Erinnerung an Procida, das mir doch so sehr gefallen hat, ausgerechnet sowas „gewinne“. Im Reisejournal steht alleine die Frage.
Jedenfalls saßen M. und ich dann noch unten vorm Haus vorm Beakers, und der Profi kam dazu. Lebhaftes Gespräch der beiden über gemeinsame Bekannte, auch Freunde, aus der Musik- und Pop- und Clubszene; ich war ermüdet, weil M. auch noch den Laptop von unnötigen Programmen gereinigt hatte und plötzlich der Netzzugang nicht mehr ging. Unten saß schon der Profi, ich kriegte einen Nervositätsanfall, zumal mir der Tag sowieso schon quer zerschossen war. Gegen Viertel nach eins lag ich im Bett, hatte noch nach dem Beakers im Daye Falafel mit Hummus gefuttert, weil ich über den Tag fast nüchtern geblieben war und nun den Alkohol nicht richtig vertrug.
Um halb acht bin ich auf.
Weitere Angebote wegen Helsinki hinausgeschickt. Es wird aber einfach nicht geantwortet.
9.37 Uhr:
[Magnus Lindberg, …de Tartuffe, je croix… (1981).]
G a n z toll, diese Musik. (Bin dabei, die eingescannten Booklets der kopierten CDs zu lesen, dann gleich mitzuformatieren und für die Reise auszudrucken; ich leg mir, wie schon für die Neapelreise, einen Finnlandhefter an. Brauche neben den Klangeindrücken für die Gespräche vor allem auch biografisch- „ästheto“biografisches Material; man will da ja nicht vor Kenntnislosigkeit nackt auftreten. Was ich, nebenbei, nicht vergessen darf: Bücher als Gastgeschenke (>>>> Sizilien, >>>> Orgelpfeifen – jedenfalls Taschenbücher, weil sie nicht so schwer zu schleppen sind).
11.43 Uhr:
[Lindberg, Joy (1989/90).]
Hier mein Programm, wie es momentan von Finnland aus projektiert ist:
17 August 2009 / draft
VISIT
TO FINLAND OF MR. ALBAN NIKOLAI HERBST, CRITIC, AUTHOR AND DIRECTOR
20.-23.8.
2009
Guest:
Mr. D-1*** Berlin GSM: + **** emails: fiktionaere@gmx.com http://www.die-dschungel.de/ANH/
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Contact person at the Ministry for Foreign Affairs: Department for Communications and Culture Unit for Public Diplomacy: Ms. Anna-Maija Aho, Cultural Coordinator GSM: + **** e-mail: **** P.O. Box 480 00023 Government, Finland http://formin.finland.fi/english/
|
Thursday 20 of August
14:45 Arrival at the Helsinki-Vantaa airportby flight AY912 from Berlin
Transfer to Hotel KlausK by Yellow Line Airport Taxi
(prepaid; kindly contact the Yellow Line counter in the arrival hall)
Accommodation:
KlausK Hotel
Bulevardi 2-4
00120 Helsinki
Tel: + ****
Fax: + ****
e-mail: reception@klauskhotel.com
16:00 Your programme coordinator Ms. Aho will meet you at the hotel reception
18:00 Chamber Music at the City Hall
Violin
Antti Tikkanen
Piano Anna Laakso
Szmanowski – Saariaho – Enescu
The concert will be preceded by a brief talk on the instruments at 17:30
Helsinki
City Hall
Pohjoisesplanadi 11-13
Friday 21 of August
10:00 Sibelius Academy: meeting with Mr. Gustav Djupsjöbacka,
Rector
Töölönkatu 28, 2nd floor (left from the elevator)
00260 Helsinki
Tel: + ****
http://www.siba.fi
12:15 Lunch hosted by Mr. Timo Heino, Head of the Unit for Public Diplomacy,
Ministry for Foreign Affairs. Restaurant Lasipalatsi, Mannerheimintie 22-24 (2nd Floor)
http://www.ravintola.lasipalatsi.fi
Tel: + **** (Mr. Heino)
13:30 Finnish
Music Information Centre – Fimic: meeting with Ms. Heli Lampi, Promotion
Manager
Lauttasaarentie 1, 00200 Helsinki
Tel: + ****
15:00 Meeting with Mr. Magnus Lindberg, Composer, at
the Hotel KlausK
GSM: + ****
19:30 Concert: Philharmonia Orchestra
Piano
Yefim Bronfman, Conductor Esa-Pekka Salonen
Debussy – Salonen – Stravinsky
Finlandia Hall
Mannerheimintie 13 e, 00100 Helsinki
Night of the Arts in Helsinki:
http://www.helsinginjuhlaviikot.fi/en/taiteiden-yo
Saturday 22nd of August
11:00 Meeting with Mr. Taavi Oramo, Clarinet
Café
Lasipalatsi
Mannerheimintie 22-24
00100 Helsinki
GSM: + ****
Afternoon Visit to >>>> Ainola.
19:30 Concert: Philharmonia Orchestra
Violin
Leila Josefowicz, Conductor Esa-Pekka Salonen
Saariaho – Sibelius – Mahler
Finlandia
Hall
Mannerheimintie 13 e
Sunday 23rd of August
11:00 Meeting with Mr Antti Siirala, Pianist
venue to be confirmed
GSM: + ****
15:30 Departure for the airport by a Yellow Line taxi
A Yellow Line taxi will pick you up from the front of hotel (pre-paid
by the Ministry for Foreign Affairs)
17:30 Departure for Berlin by flight AY917
** * * * * * * * * * * *
Helsinki Festival 2009 information:
http://www.helsinginjuhlaviikot.fi/en
Kindly note that the Ministry for Foreign Affairs will cover travel expenses related to the official programme. You are however expected to pay
incidental costs, such as telephone calls, room service, minibar, laundry etc. Meals covered by a hosting organisation or by the ministry are marked in the programme. Should you be accompanied by your spouse, partner or other person on your journey to Finland kindly note that the programme applies only to you unless otherwise stated in the programme.