Dieser warme Tag, war so angefüllt und in mir hallte so viel nach, dass ich mich manchmal wie in einer Zwischenwelt fühlte. Gestern traf ich S., die ich, bis auf den kurzen Mailkontakt vor unserem Treffen, noch nie persönlich gesprochen hatte. Wir saßen und sprachen, standen auf und gingen ein Stück, setzen uns wieder und sprachen. Es wollte nicht enden, als wir uns trennen mehr mussten als wollten, war ich erschöpft und glücklich. Glücklich diesen Menschen getroffen haben zu dürfen, dankbar für die Umstände und den Menschen, der uns überhaupt zusammen gebracht hat und heilfroh, dem Geistesblitz eines Anderen gefolgt zu sein und mal nicht zu lange darüber nachgedacht zu haben. Vieles unseres Gesprächs geht in mir wie ein Pendel hin und her und ab und zu stößt es einen Kegel an und ich habe wieder etwas von mir verstanden.
Andererseits stehe ich diesem Hier und Jetzt immer noch ganz staunend gegenüber. Inmitten der Badenden heute dachte ich doch ein zwei mal, „mit dem bin ich zur Schule gegangen und mit dem auch“, das war in der fünften Klasse, kann also nicht sein, denn ich habe das Abitur schon seit 15 Jahren hinter mir. Die Gesichter leben weiter in der nächsten Generation, der gleiche Blondschopf, die gleichen Sommersprossen.
Man knackt sie kaum, die Menschen hier, bestätigte mir auch S. Sie tragen alle ungefähr das Gleiche in kleinen Abwandlungen, wie eine Tracht, eine Uniform, wie um zu sagen ich bin einer von euch. Viele, fast alle sind übergewichtig, manche nur ein wenig, aber fast keiner nicht, nur die Türkinnen, die sind oft schlank. Frauen, die sich herausputzen, was aus sich machen. Sonst regiert die Funktionskleidung. Noch immer keinen Blick getroffen, der meinen erwidert hätte oder von dem ich es gewollt hätte. Es ist fast so, als seien sie stumpf, diese Menschen hier, verweigerten sich ihrem Sex, ihrem Eros, reduzierten sich auf ein anderes Mensch-sein, ein Zoten reißendes, Schulter klopfendes, das die Zwischentöne gar nicht sucht, sondern froh ist die Tasten überhaupt zu treffen.
Doch, gestern sah ich eine überaus schöne Frau. Sie nahm meine Tasche am Eingang, die durfte nicht mit rein. Persien schaute mich an und so eine ganz selbstverständliche Schönheit, das tat so gut zu sehen, dass ich meinen Blick einen Moment zu lange ruhen ließ. Das iritierte sie, ich merkte das und es tat mir leid. Ich hätte ihr vielleicht sagen sollen, wie schön sie ist, aber ich kann so etwas nicht gut. Ich wäre mit Sicherheit rot geworden.
22:53 Uhr, der Regen und der Wind bringen Kühle, ich werde mich jetzt aufs Bett legen und das genießen.