6.33 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ohne >>>> die Lesung heute nachmittag würde dieses ganz sicher kein Arbeitsjournal; na, „Arbeit“ ja schon, doch ohne jede Schreibtischtäterschaft. Die Schweinerei, die die Kinder im zweiten Hof veranstaltet haben, muß beseitigt werden; die beiden werden um neun Uhr dort mit Eimer, Wasser, Schrubber, Ata usw. anrücken. Dann kann’s ja losgehen. Wobei ich das selbstverständlich beaufsichtigen muß, sie sind ja erst neun und elf. Ich werd das nutzen, um die Arbeitswohnung auf Schuß zu bringen, auch zwischen ihr und hier hin- und herradeln, um hier die seit Wochen liegengebliebene Wäsche zu waschen, so hab ich das mit लक abgesprochen gestern abend, bevor sie loszog in die Nacht; sogar die Klamotten aus Italien gammeln noch im Rucksack rum.
Eigenartig, aber eigenartig normal, wieder hierzusein. Hatte die „Bewachung“ der Zwillingskindlein übernommen; das Konzert eines Freundes, das erst gegen 22.30 Uhr begann, im Rahmen des >>>> ilb, da mochte लक hingehn; wiederum für die Kleinen ist es gut, wenn ich regelmäßig komme und da bin; sie wissen dann: zwar geht der Papa immer mal für ein paar Tage weg, aber er kommt immer wieder; darauf ist Verlaß. Jetzt hab ich den beiden ihren Kakao gemacht, den sie auf der Couch ziemlich gutgelaunt trinken; allerdings weinten sie nachts nach der Mama, es brauchte etwas, sie zu beruhigen. Sie sind alleinzuschlafen nicht gewohnt, und ich bin in der Situation halt doch unterdessen fremd geworden. Im Kinderzimmer schlafen mein Junge, jetzt noch, und लक, die erst sehr spät, also früh, heimkam; ich lasse alle schlafen, so lange es geht, möglichst bis acht. Dann muß der Ragazzo sich fertigmachen für den Reinigungstag.
An 15/15.30 Uhr leg ich dann den Hebel um. Da geht’s zur Lesung. Ich denke mal, daß ich den späteren Nachmittag und Abend mit dem Literaturfestival verbringen werde. Und morgen dann ist >>>> Familienfest in der Komischen Oper: deren Tradition und die meines Jungen und meine nun lange ebenfalls.
Guten Morgen erst einmal.
23.24 Uhr:
Vom Haus der Berliner Festspiele zurück, wo ich unbedingt die Podiumsdiskussion zu den „Visionen für einen Dialog zwischen Orient und Okzident“ mitanhören wollte. Der große Saal war, in Anbetracht der akuten Lage, schamvoll wenig besetzt; nein, es war nicht leer, aber das Interesse scheint nicht annähernd so groß zu sein, wie man doch denken muß. Mit >>>> Eliot Weinberger saß auch jemand mit da oben, der im westlichen Bewußtsein.berühmt ist. Von ihm kam auch wie ein Blitz, über den niemand lachte, weil man ihn für einen Witz hielt: vom Umgang der Scharia mit dem Zins könne der Western lernen. Da hätt ich mich fast eingeschaltet. Aber hielt mich zurück. Ansonsten ergab die Podiumsdiskussion, was eine einstündige Podiumsdiskussion mit sechs Teilnehmern und einer Moderatorin halt ergeben k a n n.
Meine >>>> eigene Lesung, um 17 Uhr, war nett, hatte aber signifikant n o c h weniger Zuhörer, vielleicht 20, vielleicht 25. Wunderbar schien die Sonne auf die Demonstration, die in meinem Rücken über Unter den Linden dahinzog. Flohmarkt war. Die letzten wirklich warmen Tage. Kann man also alles verstehen. Schoeller machte seine Sache gut, auf zweidrei Sachen, die er sagte, kann ich stolz sein, jedenfalls hab ich sie in dieser Entschiedenheit nicht erwartet. Dafür immer wieder peinlich: wenn Leute mit Fotos für Autogrammkarten kommen, auch mit der „erwachsenen“ Spielart des Poesiealbums; da sollte ich, und tat’s auch, „für Julius“ reinschreiben, „für Karlheinz“, für Ichweißnicht mehr. Mir ist das sowas von fremd. Ansonsten aber: konzentriertes Publikum; ich hab den Eindruck, allmählich sickert durch, was MEERE i s t.
Wiederum waren heute morgen die Kinder mit ihrer Putzaktion absolute Spitze. Es ist alles sauber geworden, total. Bis mittags um zwei schufteten sie. Hatten sogar Spaß dabei. Nur gab es einen unschönen Zwischenfall —-
– aber ich hab jetzt keine Lust mehr weiterzuerzählen; vielleicht erzähl ich’s morgen. Irgendwann morgen. Denn der Sonntag wird auf dem Saisoneröffnungs- und Familienfest der Komischen Oper vergehen; den Link drauf legte ich schon heute früh. Und ich hab die Arbeitswohnung zur Hälfte sauergekriegt. Gewischt muß noch werden, ich schaffte d a s nur in der Küche. Nacht, Leute.