Neunter Tag vor den Kalenden. Dies nefastus publicus. Markt. Geburtstag des Augustus. Am Morgen beginnt der Zentaur aufzugehen, was schlechtes Wetter und manchmal Regen bedeutet (Columella).
Die morgendliche Kälte, dann in Rom drei-vier Papiertaschentücher, um den Schweiß abzuwischen, der mir in geschlossenen Räumen zu schaffen machte. Weniger auf der Straße, wo sich der Herbst unmerklich prickelnd in in die 29° (wahrscheinlich schien die Sonne aufs Thermometer) mischte, die ich irgendwo ablas auf dem Weg zu T., nachdem ich eben doch mit der U-Bahn die ganze Strecke hin zum Gericht und wieder zurück gefahren bin. Sie hatte sogar Arbeit für mich: Einleitung zu einem Buch mit Zeichnungen. Irgendeine Beziehung. Doppelter Tarif als sonst, aber eben doch nur fünf Seiten. In der Küche Kaffee getrunken und über uns und Lebens- bzw. Arbeitsstrategien gesprochen. Ihr Plan einer Agentur. Was Arbeitsstrategien betrifft, so geht mir das allerdings ab. Was kommt, das kommt. Na gut, sie ist wesentlich jünger. Ich mach’s, weil ich’s muß und weil ich’s einmal angefangen habe. Ein fast schon zärtlicher Abschied dann und auf dem Weg zurück zur U-Bahn über eine minimale Unebenheit gestolpert mit den paar Millimetern der untersten Sohle, die danach beim Gehen etwas nach unten herabklappte. So daß ich mein Gehen in ein Stelzen ändern mußte. „Vota Berlusconi“ an einem Klingelbrett. Darunter „Mai!“. Vom Zug aus ein Graffito: „polizei“. Eine Werbefläche auf einem Hochhaus, die vom Zug aus gut zu sehen ist, war: FREI. Die entsprechende Unfreiheit war über eine Telefonnummer zu erreichen (im Sinne von ‚erhalten’, oder besser gleich ‚bewerkstelligen’). Kurz danach bimmelte es bei mir in der Tasche. Wunderte mich. „Ich hab’ dir eine Übersetzung geschickt. Sag’ mir dann bescheid.“ Einer meiner Auftraggeber. Wunderte mich. Unterwegs im Zurückzug wollte ich nichts lesen. Schaute aus dem Fenster, weiß aber nicht mehr, was ich dachte, außer daß ich immer wieder ständig in der Lage war, Olivenbäume zu erkennen. Rutschte vielleicht auch mit dem Gedächtnis die Straße Richtung Delphi hinunter durchs ‚Meer der Olivenbäume’, das sich damit anfüllende abwärts verbreiternde Tal. Fangen auch mit O. an. Und so dürfte mein ‚Wegsein’ wohl diese Richtung eingeschlagen haben. Langes ‚e’ oder kurzes ‚e’? Nach dem Einschalten des PC eine halbe Stunde dem Posteingang beim Herunterladen zugeschaut: etliche MB. Zwei weitere Arbeiten. Wunderte mich auch. Es gibt glücklicherweise leider etwas zu tun. Stadt war heute nicht da. Wahrscheinlich, weil ich mich ihr und ihrem Personal versperrte. Da war nur der Weg dorthin und der Weg dorthin, die zufällig in einer Stadt verliefen. Vielleicht mochte ich deshalb nicht im Flaneur lesen auf der Rückfahrt. „Lebt die eigentlich noch, die Gina Lollobrigida?“ „Keine Ahnung.“ „Schau mal, wenn ich meine Hand so ins Licht halte, sieht der Schatten aus wie der Soratte.“ „Du solltest vielleicht noch einen Finger der anderen Hand auf die Uhr legen.“ „So?“ „Wenn ich das Licht ausmache, dann sieht das tatsächlich dem Soratte bei Nacht zum Verwechseln ähnlich.“