Verlust ist des Bleibenden Anfang. Wie schmeck ich die Lippen nun wieder! Zurückgefunden Geschlecht und das Herz, da du fortwarst und dadurch zurückkamst. Abschied und Träne. Ein Wind, der von draußen hereinstreicht, der Regnitz entstiegen und tiefgrün am Rasen die Mauer hinauf, über den Kies der Terrasse zur Glastür. Bis Fenster und Zimmer dich atmen und nichts mehr nicht weint. Stühle, der Schreibtisch, Regale. Ein Wasser, das plötzlich von sich aus selbst in die Nische hineinweint, wo einer stand und bloß kochte. Von sich aus fließt das mit einmal. Als weinte ein andrer. Man kann sie nicht stoppen, die Trauer, die wir in dieser Verspätung erst gar nicht begreifen. Denn warn wir nicht längst schon gelöst? Schluchzlose Tränen, die willenlos rinnen. Als wär etwas leck hinter den Lidern: Ja weinen denn w i r diese Tränen? Und hören, indem wir es merken, schon auf: trocknende Risse die Fährten. So schnell hältst du inne, im Stolzsein Beschämte, die u m uns so i n uns geweint hat. Sie ist doch noch immer zuhause darin. Daß sie die Ferne nicht faßt! Wehrloses Lauschen. Wir sitzen. Hören dich an, in die wir verirrt sind, versteckt, klamm in der Klamm. Komm! Du willst es. Du folgst. Als wir sie öffnen, da sind sie, die Lider, schon dörr, und der Blick ist verdunstet. Als bräch uns, ein eingetrockneter Bachlauf, die Haut auf. Niemand mehr singt. Auf dem Kies und den Bänken spielt Sonne. Zur Kühlung ließ sie ein Schauer da. Wie wenn die Regnitz wär rückwärts geflossen, und du wärest, gegen den Zeitlauf gespült, ganz hinausgeschwemmt worden. An anderen Tagen, Geliebte, da kehrst du zurück in jähen, bestürzenden Bildern, die unbereit, wie wir sind, nicht für Erfüllungen taugen. So dunkel das Haar, wie es fiel. Nahmen die Mutter, die kindheitsvermißte, zur Frau. Kindheit, immer, drängt sich darüber. Klagt, wenn es jubelt. Vergangen! In solcher Verlassenheit da. Es fehlt ihr die Achsel, dein Hals fehlt, dein Ohr und die Duftspur Kamelie, Arabiens Düfte, die Düfte von untergegangenen Wäldern. Wir tränken sie, wenn wir uns äßen: Begeisterte, Undistanzierte. Nun weht’s von der Regnitz, kontemplativ insistierend, herauf und herein. Abermals hat sie die Strömung verkehrt, wehrher aus Sprudeln, dem Nebel der Gischt, die zerblasen wehe Erinnerung freisetzt: daß sie, Deine Stimme, nicht weh wie die Leidenschaft stillwird, die sich erfüllt hat. Ich finde mit dem Verlust mich nicht ab, use it or lose it, dein schlafschwerer Körper, er liegt noch und wartet. Die Auskühlung hat ihn gekränkt, als das bleibende Tier achtlos über sie wegsprang und Beute anderswo suchte und fand. Bloß, weil Dein Geruch zu vertraut war und zu sehr Zuhause, worin man zwar schlafen mag, aber nicht jagt. Streunendes Testosteron. Läßt uns das Nest nicht, nicht Achsel nicht Haus, die wir drin eingerollt schlafen.
Ein kleiner Dank. Hiermit möchte mich ganz herzlich für das schönen Lesegedicht bedanken.
Ich habe jetzt doch noch DAS INTERNET BEekommen!
Und jetzt sitzen wir hier und er zeigte mir gleich Ihr schönes Gedicht. Das Schreiben an dem Computer fällt mir nicht schwer und das Lesen auch nicht. Früher war ich selbst in einem Büro schreibend tätig. Ich habe mir schon gedacht, ob ich vielleicht auch so wie Sie, einige Gedichte im Internet zeigen könnte. Ich habe auch schon welche geschrieben.
Mir gefällt Ihr Gedicht sehr. Es ist noch von guter Art und dichterisch und erzählt von der schönsten Sache der Welt. Es erinnert mich an früher, an meine prächtige Deutschlehrerin. Wenn man bedenkt, was man heute alles lesen muss. Und jetzt drücke ich gleich den Knopf und gucke, ob meine Karte ankommt.
Mit freundlichen Grüße, Ihre geneigte Leserin Ina Laverenz.
Sehr verehrte Frau Laverenz, ich bin kein furchtsamer Mensch und habe deshalb auch wenig Angst vor Mißverständnissen. So kann ich Sie zu Ihrem Vorhaben nur ermuntern, und ich will auf Ihre Gedichte, wenn Sie sie im Netz veröffentlicht haben werden, dann auch gerne verweisen; gerade hier in Der Dschungel lesen vor allem Menschen mit, die auf die gute alte Art höchst empfänglich reagieren, so sehr, daß sie es gar nicht lassen können, wieder- und wiederzukommen, um ihrer Freude über meine Formulierungen Ausdruck zu verleihen. Ich bin ganz sicher, daß auch Sie bald in ihnen unentwegte Leser hätten, auch dann, wenn Sie diese Leser mitunter nur an ihrem speziellen Glück erkennen können, das sich in so ständigem wie treuem Kommentieren seinen Ausdruck verschafft.
Nun hätte ich freilich Ihre Deutschlehrerin auch gern kennengelernt, allein, ich fürchte, Sie stünde für die schönste Sache der Welt aus Gründen ihres natürlichen Laufes unterdessen nicht mehr zu meiner Verfügung, also auch nicht für deren Folge, die, wie wir wissen, so und so die Trennung ist. Hier wäre eine Trennung ja bereits schon, und zwar lange, v o r die Vereinigung geschoben. Auch aus diesem Grund möchte ich nicht um nähere Informationen bitten, etwa um Lage und Numerierung ihrer hoffentlich wenigstens diesbehufs gebliebenen Stätte.
In Erwartung sehr vieler weiterer Leserbriefnamen
bin ich, sehr höflich,
Ihr
ANH
Herbst & Deters Fiktionäre
Sehr geehrter Herr Herbst Sie sind ein kleiner Schelm! Und denken sich wohl was. Deshalb kann ich Ihnen auch sagen, dass SIE noch lebt. Sie ist zwar schon sehr sehr alt und lebt betreut, aber sie ist noch.
Ihr habe ich auch schon einmal ein Gedicht gewidmet, dass ich hier gerne vorstellen würde. Es heißt: Zwischenmenschlichkeit.
Zwischenmenschlichkeit
Ja….
Zwischenmenschlichkeit bedeutet:
Liebe plus Liebe
Gerechtigkeit und Respekt,
Zuhören und Loyalität!
Fünf wichtige Punkte im Leben,
die man gibt und nimmt!
Wenn man diese fünf Punkte vor Augen sich hält,
findet man im Leben auch Glück,
Zufriedenheit und innere Ausgeglichenheit.
Zwischenmenschlichkeit.
Herzlich,
Ihre Leserin Laverenz
Sehr geehrte Leserin Laverenz, es ist an dem, daß ich bei nachgestellten Reflexivpronomina empfindlich und zur von Ihnen skizzierten Zwischenmenschlichkeit auch anderswie nicht zubereitet bin, wengleich ich mich – zuweilen – zwischen Menschen tatsächlich befinde. Ich bin dann de facto zwischenmenschlich. Nur fühle ich nicht immer Liebe in diesem Zustand, auch an Respekt mangelt es mir oft. Glück fand ich oft ganz ohne ihn, Zufriedenheit hielt ich selten für einen erstrebenswerten Zustand, weil dann das Streben aufhört, und die innere Ausgeglichenheit, nun ja, das hinge jeweils von der Frau ab und ob man sie schon liebte oder erst noch lieben will; im letztren Fall wär sie nicht sehr fruchtbar.
Ihr
ANH
Die fünfte Fassung ist der Durchbruch. Die Zahl der Zugriffe, die ausnahmslos wie durchwegs positiven Kommentare, die Sprachlosigkeit der Defätisten, das Schweigen der Nörgler an Form und Inhalt: Ihre Leser sind bereit, sie hören zu und sie nicken. Mit der Fünften haben Sie wohl das erreicht, was Sie nach all den Enttäuschungen und Widerständen erreichen wollten und bewiesen, daß Kunst auf fatale Weise versöhnend wirken kann. So wundert es mich keineswegs, wenn jetzt die großen Verlage auf Sie zukommen, die Literaturagenten, der Betrieb, gibt es doch etwas zu „schöpfen“. Ihnen der Rat, verkaufen Sie sich teuer, warten Sie ab, das Honorar ist das eine, die Werthaltigkeit des Verlages das andere, in Ihrem Alter sollten Sie nachhaltige Entscheidungen treffen. Dankbar, Ihre reifen Düfte genießen zu können.
Guckt mal. Da ist einer neidisch und verbiegt sich tief hinab, um „meine Düfte“ zu genießen. Au ja. Und auch mein Alter spielt mal wieder eine Rolle, Lavanates, Lavantes, ick hör dir dropsen.
Ich verbeugte mich vor Ihrer Kamelie, vor Ihrem Arabien, vor ihrem Körper, sprach von reifen Düften, nicht von Ihrem Alter. Wo sehen Sie den Neid in der Verbeugung? Warum überziehen Sie uns Bewunderer mit Häme und Spott? Womit haben wir das verdient, die wir uns schützend umarmen. Können Sie trotz Einsicht diesen Widerspruch, den Sie selbst produzieren, an dem Sie, an dem wir leiden, durch den Sie existieren (und nicht nur immateriell) nicht aufheben, sondern nur reflektieren? Noch verborgen, noch nur Ihren engsten Bewunderern bekannt, werden die Bamberger Elegien nächstens Leipzig erleuchten, es wird das (!) Ereignis werden! Ganz sicher! Und der Ihre.
Lieber Wintler, das war einfach nicht tief — genug verbeugt. Nein, bitte, noch etwas mehr, ja, jetzt haben Sie’s fast… noch ein Stückel, kucknSe mal wie gut der Christoph Fein,, nein, Fain, oder?… egal… das kann. Da können Sie lernen. Auch bei HölderLins Condor, der es freilich schafft, sich sogar nach oben zu verbeugen, ich meine, >>>> mit einer solchen Prädikt… ähm Predigt, s o heißt das Wort. Ja, d a können Sie lernen, nach oben, und bei Fein nach unten. Andere Devotionalien nehm ich nicht an.
Nebenbei: Wie nennt man ein ausschließlich mit devoten Prostituierten besatztes Bordell? Richtig: eine Devotionalienhandlung. (Diese Bemerkung ist >>>> Herrn Eischinger gewidmet.)