Fünfter Tag vor den Nonen. Dies comitialis.
Die Menschenmassenphobie hat dann doch obsiegt. Obwohl es mich drängte, war auch schon abreisefertig. Hätte S. auf meinen Anruf geantwortet und gesagt: Wir treffen uns da und da, ich wäre tatsächlich gefahren. Statt dessen rief sie zurück, als es schon zu spät war für den Zug. Hatte aber auch von einer weiteren Demonstration gelesen: Schulpersonal. Ebenfalls heute. Stellte mir die Rhetorik vor. Und Allegria mit Musike. Hm. Eine Stunde später eine SMS von S.: Ich hätte gut daran getan nicht zu fahren, das sei ein einziges Delirium dort. Die Veranstalter sprechen mittlerweile von 300.000 Anwesenden. Auf die Piazza del Popolo werden die nicht mehr alle passen. Auch T., per Mail: sie habe es eilig, wolle zur Demonstration. Da war es nur konsequent, daß ich neben dem Arbeiten in der „Abwesenheit“ las. Dann aber auch dachte, es ließe sich Alles als Abwesenheit definieren, sogar die Anwesenheit. Oder so: man ist in dem anwesend, was man sieht, und abwesend in dem, was man nicht sieht. Und mit Sehen sei ein Wahrnehmen gemeint. Dürer neben Taschengoedeke neben Broccoletti auf dem Kassenzettel neben dem stolpernden L von Kassenzettel, unter dem die Finger sich bewegen, um ‚bewegen’ zu schreiben, neben einer Liste von zu Verlinkenden und einem Glas Wein, um nur den Nahblick anzudeuten. Und so im Kleinsten hantieren. Und wieder vors Auge holen das Aussortieren der Weintrauben: Abbeeren. Wie Wörterbücher so anheben auf ihren ersten Seiten. So holt sich das Eine vom Andern weg im Verlaufe des Schreibens. Darum darf ich auch erst am Ende über den Berg etwas sagen. G.L.: „Wahrscheinlich wirst du jetzt mich auftauchen lassen.“ Ich frage nicht, warum sie das weiß. „Schau lieber nach den Kartoffeln. Ich schreib’ indes weiter.“ Ginge das? In der weiten Landschaft bei Handke die Frau in der durchs Hochland ziehenden Gruppe, die sich in einem Taschenspiegel betrachtet, den sie so nah an sich hielt, daß sie nur ihre Augen sah. Ich hätte geschworen, es stehe dort ein Augensingular. Mein Taschenspiegel ist nämlich so klein, daß nur eins hineinpaßt. „Na, schon gar?“ Ich bin sitzengeblieben, die Kartoffeln haben doch gerade erst angefangen zu kochen. Wozu schon darin herumstochern mit der Gabel. Eine schöne Anwesenheit aber beschert mir der Berg mit der seinen. Fast schon ‚limpido’. Und die große weiße Wolke mit dem graublauen Faltenwurf hebt den Rock, damit der Saum ihn nicht verdecke.
Die Dschungel. Anderswelt.
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
in diesem augenblick Ich lese Ihre Einträge unregelmäßig, aber seit Jahren. Große Klasse diese Lebensmitschrift heute wieder, viel Besser als vieles gedruckte. Es sind die Worte, die aufs Morgen aus sind. Diese schöne, kenntnisreiche Genauigkeit — in der Geschichte der Autobiographie sind Ihre Mitteilungen auf der Linie die mit Suger von St. Denis (oder wars Augustin?) beginnt und noch lange nicht ihr Ende findet…
merci
nettes post – tutwas zur sache – multimässig halt polarisiert – nett !
doof dass hier seit letzter zeit einige avatare verschwanden und dies zu einer investigativen, geradezu kriminaltechnischen untersuchung anlass gab.
der name lynch ( nein nicht lynchburg/jack daniels ) geriet ins visier parabehördlicher ermittlung.
so wird wohl auch herbsts privatleben nicht ganz unfrei bleiben im zuge einer raschen polizeitechnischen aufklärungsarbeit, aber das macht man heutzutage ja nicht mehr heimlich sondern angekündigt und eigentlich betrifft das ja auch nur geschehnisse und schauplätze innerhalb von einzelnen dschungelthreads
ein spiel – es ist doch nur ein spiel !
@claba1 das tut nichts zur sache – wir reden hier von tatbeständen, welche sich im sinne von verschwinden von avataren ausdrücken.
glauben sie an ufos _ also praktizieren sie so etwas wie ufologie ?
mitnichten herr von grobschnitz, ich rede gerne mit mir selbst das ist fast schon alles.
und dann dachte ich ich hätte gerne myl sex mit menschen – also eine art neuerfahrung ohne erfahrung also sowas wie etwas was auf purer anweisung besteht – ja.
machen sie den weg frei, claba.
oder ich schraube an ihren verschraubungen oder geb ihenen das mützending.
( also die funktion, auf ihre simulierte schwarte zu hauen was ja erstmal für eine art waffenstillstnad sorgt laut gebrauchsanweisung für ein geraät iher bauart )
in diesem augenblick aufs ‚limpido‘ zurückverwiesen – @tutnichtszursache mit einem Dank für den Suger und das Licht… (hab’s nachlesen müssen)