Achter Tag vor den Iden. Dies fastus. Der helle Stern im Sternbild Corona geht auf (Columella). Caesar zufolge geht der glänzende Stern im Sternbild der Corona auf (Plinius).
Die Waschmaschine. Das Motorrad. Der, dem das Grundstück mit den Olivenbäumen und der Garage gehört, das sich vor meinem Badezimmerfenster ausbreitet, muß ein Motorradfreak sein. Ab und an steht er mit anderen vor der Tür, d.h. Leuten und Motorrädern. Der einzige, der redet, ist immer er. Der oder die anderen hören ihm andächtig in Motorradkleidung zu. Wenn ich aus der Haustür trete, und er dort steht, unterbricht er sein Reden und sagt „Ciao“ zu mir und mach einen Grußkopf. Ich hebe den Grußzeigefinger und sage dito „Ciao“. Und gehe weiter zur Garage. Er redet weiter, aber ich verstehe nicht wirklich, was er redet in seinem lokalen Slang. Es bollert ein wenig, wenn er die Worte zu überraschenden Liaisons mit ungewissem Ausgang zusammenzieht. Andere Silben gehen indes fremd. Hinzu kommt ein Heben und der Senken der Stimme, das wahrscheinlich jeweils den Inhalt seines Redens unterstreichen soll, so von Eindringlich bis Ermahnend. Der stattliche Mensch da mit seinem Schwänzchen am Hinterkopf. Die Oberstadt scheint derzeit nicht aktuell zu sein. Von den Neffen nichts gehört, sie von mir nichts. Mit MM verhält es sich dito. Dafür um so mehr die remoten und fiktiven Kontakte. Die ungemein gesprächige Böhmin, die mich gestern noch anrief wegen der Arbeit über die böhmischen Kriegshinterlassenschaften und der entsprechenden Bezahlung, habe den Eindruck, ich sei hier, um mich irgendwie zu verstecken. Für jemanden, der in Rom lebt, mag das vielleicht tatsächlich so wirken. In Wirklichkeit war’s aber damals eine Stadtflucht. Meine Mittagsstulle kaute ich heute am Fenster. Auf dem Balkon wie gegenüber wäre mir zu indiskret gewesen. Denn dito gegenüber stand ein Krankenwagen mit Blaulicht, aber ohne Lärm. Gespannt wartete ich darauf, daß da endlich jemand reingeschoben würde. Kinder näherten sich neugierig. Ein Hund näherte sich neugierig. Der Hausherr lief im Laufschritt auf sein Haus zu. Der eine Vorgang, den sie sich länger angesehen hatten, ging sie nichts an, er blieb für sie ohne Bedeutung. Sie hatten nur zugesehen, wie sich da unten etwas abspielte, mit vielen Bewegungen, einigem Hin und Her, mit Leuten, die sich unter ihnen auf der Straße angesammelt hatten und dann wieder zerstreuten, mit Wagen, Personenwagen, Taxis, gestaut. […] ja, so ist das eben, und tot, fortgeschafft, dann bist du weg […] ja, erstaunlich, wenn man bedenkt, ja, das wirklich, was macht man dann. (Brinkmann, Keiner weiß mehr). Das Gesicht war zu klein, als daß ich wirklich sicher sein könnte, welches es war von den gesehenen Kurzgruß- und Fensterschielgesichtern. Aber da war die Tür auch schon wieder zu hinter mir. Als ich zurückkam vom Kurzeinkauf. „Heute fällt mir das Wort ‚G.L.adiolen’ ein.“ Es gibt aber Fischstäbchen, da ist nichts zu schneiden. „Du hättest das voraussehen können, daß mir dieses Wort einfällt, und Schwertfischscheiben kaufen sollen!“ Vorwerfen wollte ich mir aber etwas anders, nämlich, daß ich zu spät aufhöre hiermit, um noch etwas zu sehen vom Berg (selbst S. Oreste gibt seit langem kein Lebenszeichen), muß mir aber jetzt eingestehen, daß die Tage tatsächlich kürzer werden.