Sechster Tag vor den Iden. Dies comitialis. Abends gehen die Plejaden auf. Es weht der Favonius und manchmal der Africus mit Regen (Columella).
lo naturale è sanza errore / lo naturale è sanza errore / lo naturale è sanza errore (Pasolini, in Trasumanar e organizzar). Das Natürliche ist ohne Fehl. Wie der Donner in der letzten Nacht, der meinen Schlaf ausgetrickst. Die dunklen Wolken am Morgen. Die Wolkenschleppe überm Tiber vorm Soratte, die immer mehr anwuchs und die aufgrund ihres Anwachsens in der entgegengesetzten Richtung zu Rom den Anschein erweckte, der Fluß gebe jetzt mal so richtig Gas, um Rom tatsächlich unter seinen Wassern zu ersticken. Allein, der Tiber ist ein Nichts im Vergleich zu ganz anderen fluvialen Wasserweiten. Digitalisate. Und zögern vor einem Jean Rodolphe d’Arnay, den keiner kennt. Aber solch einen schönen Titel mochte ich nicht ignorieren: Neueröffneter Schau-Platz von Asiatischen Nationen, Auf welchem viele Namen nach bekannte Völcker vorgestellet Und deren abgöttischer Gottesdienst, abentheuerliche Lebens-Art aus besondern Nachrichten und denen neuesten Reise-Beschreibungen umständlich beschrieben werden. Erfurt 1748. Eine Übersetzung. Gestern neu eingestellt auf den Seiten der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, die voller asiatischer Banisen und Leichpredigten und Luther-Propaganda, die maßgeblich dem Buchdruck auf die Beine geholfen. Die Münchner Digitalisierer hingegen mit ihren gegenreformatorischen Beständen. Ratisbona. Ratzinger. >>> Hier kann man’s aufschlagen. Demnächst auch über >>> diese schöne Site erreichbar. Beschäftigungen. Sicher, Arbeit war nach dem Tagebuch gestern doch noch eingetroffen. Aber der 27 Wörter umfassende Text – naja. Dafür unverhofft der ventilierten Hose mich bemächtigt. Im Supermarkt des Städtchens. Lagen dort herum, als hätten sie auf mich gewartet. Denn nicht nochmals hatte ich nach Terni fahren. wollen. Klingeln der Postbotin. Schon da, die Postanweisung der Böhmin. Und für nächste Woche wieder eine Romfahrt vereinbart. Bargeldübergabe für Arbeiten in Schwarz. Keine Lust, heute MM anzurufen. Paul fragte mich mal nach meiner Aushäusigkeit während der Woche. Gewiß konnte ich ihm mit Vorbehalt nur eine einmalige nennen. „Und sonst.“ Woraufhin ich fast schon protestierte: „Ich muß doch auch mal allein sein!“ Denn, wenn ich, wie in den Tagen vorher, arbeite, gilt das nicht als Alleinsein. Das keine Einsamkeit ist. „Aber doch so manchmal ‚G.L.eichmütige Nervosität’ – hm?“ „Das gebe ich der Uneigentlichkeit anheim.“ „Heim?“ „Nö, dahin nicht. Uneigentlichkeit!“ „Ich schnitz’ dir mal eins wie der Quangel das Gesicht seines im Kriege gefallenen Sohnes.“ „Gut, und ich schreibe Postkarten, die ich in den Treppenhäusern des Internets ablege.“ „Wieder kein Spaziergang…“ Den Kulissenschieber Soratte muß der Vormittag doch sehr ermüdet haben. Sein Umriß auf der Leinwand nur noch so hingehaucht kurz vorm bereits verbellten Dunkel.
Quangel.
Lass Dich nur nicht in den Treppenhäusern erwischen, damit es Dir nicht wie Quangel ergeht, dessen letzter Barbier Henker gewesen ist. Die Geschichte erzählt Hans Fallada im Roman „Jeder stirbt für sich allein“. Dein Beitrag bestätigt mir, dass keiner für sich allein liest. Es gibt immer einen Mitleser, dessen Lektüreerinnerung der eigenen ähnlich ist. 🙂