„Hamburch hat echt Geschmack“, kommentierte Thomas Quasthoff launig den Jubel des Publikums, das die Künstler auch nach der fünften Zugabe nicht von der Bühne gehen lassen wollte. Ebenso fühlten sicher Dorothea Röschmann, Angelika Kirchschlager, und Ian Bostridge, die in ihrer „Hommage à Schumann“ Liederspiele von der Liebe gaben. Hier belebten Sänger der Spitzenklasse ein lange vergessenes Genre. Als Einspruch gegen die inhaltsleere Virtuosität zahlreicher deutscher Opern um 1800 vereinte die Gattung Ensembles. Das waren im Idealfall ein Sopran, ein Alt, Tenor und Bass, die in abwechselnder Besetzung vom Klavier, zu zwei oder vier Händen, begleitet wurden. Auf diese Weise wurden bekannte Lieder von einem roten Faden zur konzertanten Oper zusammengeschnürt, die an heimischen Musizierabenden beliebt gewesen ist. An diesem 31. Oktober nun standen Schumanns „Spanisches Liederspiel“, sein „Minnespiel“ sowie die „Spanischen Liebeslieder“ auf dem Programm der Hamburger Laeisz-Halle. Man kann wirklich nur neugierig sein, was den Machern noch alles einfallen wird, wird der Bau der Elbphilharmonie endlich fertig sein.
Beglückend jedenfalls, wie die Sänger-Timbres miteinander verschmolzen. Traumhaft feingliedrig ausgestaltete Pianissimi wie die wunderbare szenische Interpretation loteten sämtliche Facetten des Liebeserlebens aus, zwar biedermeierlich innig, doch ohne Kitsch. Abermals gab Angelika Kirchschlager der Interaktion den Schwung, deren Erotik stilistisch punktgenau den Rahmen hielt. Dazu die beiden Pianisten; vor allem Julius Drakes fast überirdische Anschlagskulturist ist atemberaubend. Man wurde ganz sprachlos.