Siebter Tag vor den Iden. Dies comitialis. Spiele.
Kein Rand atmete Nachhall. Kral hinter Ewigkeit im Trost. Uns nicht den Tod oder Duft verfeinernd. Eher reichen Lichter öde Seufzer. Chrysanthemen haben tausend edle Nüstern. Leider ähnelt nichts gespenstisch steifen Toten. Durchs immer Eherne fliegen und nicht kentern. Einige Nacht. Darum erst singen Finger ein U… ein richtiges Sauwetter. Danken aber soll unser nobler Sproß. Leider ohne Hemd einhergehend, nichts drunter. Er interniert nörgelnd sich. Tobt urbarmachend mit Furien in natürlichen Gruften. Die einst riefen: Augen und Gaumen erwählen Nägel, lieben einheitlich Unken. Chrysanthemen häuten traurige Einsiedler. Nachts. Seit alles nur Flatus, Tand und Nordpol. Die Liebe ist Eid bald einer Sybille, trotzdem reichten Urnen. Nichts kann einen narren. Uns nicht, doch jeder erinnert nach Ermessen, nicht mit Undank, nicht die Archäologie deiner einst Monumente. Meistens entsteht in Nischen Heil einer remoten Zuflucht. Vergehen, ein Ringen, Gehen im nachmaligen Geist wird asymmetrisch sinniert. Bald labt ihn ein Bild von Ohnbekannt, nur Unverstand nagt sanft ein Rühren, ein Rühren. Kam über sich, sein etlich Mauscheln ächtend. Chrysanthemen haben Tageshippen im Gedächtnis, einen nicht sichtbaren Cowboy hinten auf… ein Ritter naht von ohngefähr. Nur, der eilt Richtung Verzückung. Evoziert rote Zacken, übt Callboy. Kein Untertan nickt Genugtuung. Rasch auch umstehen Chilenen hilfsweise saftige Orangen. Seine Tarnung aber riecht kränklich. Und nicht das will ich. Lieber das: Ach, Chinesen haben mit einer Impfung nonchalant eine Armee ruiniert. Mach eine Seelenpause! Er entscheidet: lieber eine Dachpartie. Urwälder mögen aber garstigere Sequenzen. Titanus trommelt rauchverzehrt aus Umarmungen, ein raues Nichts. Ich, Chewinggum, hätte tatsächlich sie behalten. Liegt im Ersitzen leider immer ein Belieben. Zaum und Rüschen üben chiliastisch Kreuzworträtsel. Agapo. Ließ selbst eine immense Natürlichkeit verwittern, eine rüde Wunschmaschine im seichten chthonischen Humus. Tät einer sein, bild ihm Lieb’, dann dauert auch sein Sein. Träumt ihm Rhabarber, bitte: Tragen wir ihn einwärts ins Chaos. Hosen immer nach einer innewohnenden Neigung südwärts. An mir kann einer immer tragisch verzweifeln. Ehe richtige Brocken ohnehin Rochus geben einem Nochmaligen.
Und das die Zeit, der Greis voll böser Gunst,
Mit rauher Schwinge streift an jedem Morgen…
Du düstrer Feind des Lebens und der Kunst,
Du sollst mir niemals im Gedächtnis morden
Sie, die mein…
Baudelaire, Das Bild
Pardon, war etwas synthetisch heute. Und der Wahrheit weit entfernt.
und manchmal, herr Lampe, ist es doch nicht einerlei, ob man anna (gramm, nicht blume) von hinten oder von vorn liest.
Ritornate alle case tranquille
alla pace del tetto sicuro,
che cercate un cammino più duro?
che volete dal perfido mare?
Passa la gioia, passa il dolore,
accettate la vostra sorte,
ogni cosa che vive muore
e nessuna cosa vince la morte.
E poi? Adattatevi, ritornate,
siate utili a chi vi ama
e spegnete l’infausta brama
che vi trae dal retto sentier.?
Aus demselben Gedicht von Carlo Michelstaedter (ich mußte es ergoogeln, las ihn nie). Ist mir zu sehr vom „rechten Wege“ in einem Sinne gesprochen, dem ich nicht folgen kann (zwar jetzt vorm innern Aug’ das Fußstapfenlabyrinth in ‚Shining’ und das Zurück in diesen Stapfen, aber es ist ja ein Zurück, daß in die Irre führen soll). Sinn hätte es, sie sprächen von einem Palindrom, wenn Sie sagen, es sei nicht immer gleichgültig, wie herum man es liest. Ein Anagramm ist es auch nicht. Es ist ein Akrostichon. Eher wohl so:
Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern’,
Und verstehe die Freiheit,
Aufzubrechen, wohin er will.
Dies der „Kehrreim“. Heute statt eines TB-Eintrags, ohne ihn darum zu ersetzen: es gibt heute keinen, denn mehr als übers Wetter wäre kaum was zu sagen. Was natürlich nicht an Ihnen liegt.
Doch wohin kehrt der Reim–
Zurück gar oder heim?
Ein Akrostichon, lieber Herr Lampe, halte ich für untertrieben. Und in dieser Weise akrostichisch eben ein-gebahnt im Sinne einer Einbahnstraße. Dagegen setzte ich versuchsweise ein Anagramm, das zugleich (namentlich) Palindrom ist.
Warum? Vielleicht, weil ich gestern Nacht die Einbahn, welche Sie in Ihrem TB-Eintrag ver-/enthüllten, besonders herausschmeckte und – συμπαθετικοτατως – reagieren wollte. Nun wird es (unter uns) dem von Ihren TB-Einträgen affizierten Leser nicht einfach, diese zu kommentieren, da sie so fein und geschlossen hier in der Dschungel stehen, daß mancher (also: ich) seinen Atem verhält, als stünde er vor venezianischem Glas und befürchte, eine falsche Bewegung, ein zu tiefes Atemholen könnte Form und Symmetrie aufs Empfindlichste stören, wenn nicht zunichte machen.
Dessen eingedenk entschloß ich mich nach einigem hin und wider nächtens zur drastischen Maßnahme. Zwar nicht wie Jack Torrance die Axt schwingend, aber doch Ihre Einbahn zum „rechten Weg“ verdichtend zitierte ich Michelstaedter, um… ja, um eine Reaktion zu provozieren, das gebe ich zu. Michelstaedters sehr überzeugte, obendrein sehr kurze Einbahn, die er bis zum Enden gehen zu müssen glaubte, sei – so dachte ich – Ihnen so fremd wie mir. Und einzige Antwort auf solch „zugespitzte“ Bahn schien mir die Beschwörung eines palindromischen Blickes, der eben in der Rückschau nicht stets dasselbe sieht, mag es auch so scheinen; der vielmehr an(n)agrammatisch aus dem Selben das Andere, das Neue zusammensetzen kann: Der Bogen kehrt eben nicht umsonst, woher er kommt!
Sollte ich Eulen nach Athen getragen haben oder Ihnen unbillig zunah’getreten sein, bitte ich um Nachsicht und biete an mildernden Umständen wahlweise den Rotwein des gestrigen Abends – oder eben die Besonderheit Ihrer TB-Einträge. Sollte mein Einwurf Sie vom heutigen Eintrag abgehalten haben, um so schlimmer. Dann verbisse ich mir in Zukunft dergleichen Reaktionen besser.
Es grüßt Sie
A.
Ich gebe zu, ich habe nicht gleich verstanden, was Sie sagen wollten. Erst das Gegenlesen dieses Eintrags mit dem heutigen Eintrag machte mir die Wiederkehr bewußt. Nicht, daß ich sie nicht wirklich präsent hätte. Es wäre aber andererseits widersinnig, wenn einer ständig ein anderer tatsächlich sein könnte. So wird mir auch die Beliebigkeit der Begriffe Anagramm, Palindrom, Akrostichon klar. Wahrscheinlich ginge sogar Telegramm oder Autogramm. Auf immer neuen Fotos. Ja. Ansonsten steht dahinter, was ich eine Zäsur nenne. Denn mit dem TB beginnt – ideell – der Tag, Tag zu werden, indem ich ihn für mich erschaffe. Kleine Telegramm-Poetik dessen, was ich dabei empfinde. (Nein, man sollte sich nicht selbst interpretieren!) Und wenn mich etwas abhält, dann sicher nicht Sie, sondern die Umstände. Danke ansonsten für die feine Dialektik.
Gruß an Sie
B.L.
Ihnen ist klar, ich las soeben Ihren Zweitzündstoff laut und hörte mich dabei an, als lernte ich gerade das Lesen.
Lieber Herr Lampe, dann lasse ich das schwert des orion unbedenklich untergehen und freue mich, daß Sie wieder – offenbar gleich dem soracte – mit einem eintrag in die dritte dimension getreten sind.
Und werte read An: Sie haben ein telegramm im briefkasten.
Es grüßt in die runde
A.
read An telefoniern nach du?
Ach, und Herr Lampe, ich weiß nicht ob das so weit von der Wahrheit weg ist,
denn: Jedes Wort entbindet dich.
(Ich hab einfach zuviel über Valenz nachgedacht)
Der Wahrheit fern denkt sich die Wahrheit immer.
Wie ist das denn gemeint?