Freitag, 13. November 2009

Ich bin noch ganz in Gedanken bei den Eindrücken des gestrigen Gesprächs. Wie lange es gedauert hat bis ich Anadyomene so weit hatte mir ein Interview zu geben, wie zurückhaltend sie damit war. Dann Vorgestern doch die Zusage.
Zwei Stunden lang saßen wir im Manolo und sprachen. Sie war viel schmaler und zierlicher als ich sie in Erinnerung hatte, man sah ihr an, dass die letzte Zeit schwer für sie gewesen war, nur einmal hatte ich sie zuvor gesehen, das war in Begleitung ANHs im Spiegel Zelt. Damals war sie mir mädchenhafter erschienen, aber mit einem analytischen Blick, ein ums andere mal spielte ein belustigtes Lächeln um ihren Mund. Ganz anderes dann ihr Gesicht als die Musik begann, da war sie geradezu entrückt gewesen. Schon lange hatte ich sie wieder sehen wollen, ein anderer Anlass wäre mir lieber gewesen.
Überhaupt, diese blauen Augen, diese Ausdrucksstärke wenn Sie die kühle Hanseatin hinter sich läst und erzählt, aus sich heraus geht, die Begeisterung, die ihr Gesicht spiegelt, sie kann Emotionen nicht verstecken, wird auf eine ganz entzückende Weise rot wenn Sie über „Ihren“ Masochismus spricht. Ich ertappte mich dabei wie ich Ihr am liebsten die Schweißperlen vom Kinn gewischt hätte und ein ums andere mal gar nicht bei der Sache war, sie nur anschaute, ihr gerne meine Hand zwischen die Beine geschoben hätte.
Wir sprechen über Männer und über Frauen, wie wichtig es sei, das ein Mann Frauen liebe wenn er sie schlage, wie schnell man das raus habe, wenn dahinter nicht Zuneigung sondern Hass stünde und über unser Unverständnis dominanten Frauen gegenüber, den Mangel an Respekt für den Mann als solchen, auf den man dort immer wieder treffe.
Sie beschreibt wie ihr ANH immer nur ein wenig den Kopf drehte, sie schauen ließ, sie öffnete, sie spricht über ihre Angst diese Öffnung ohne ihn wieder zu verlieren, über die vielen Gespräche mit Freunden die sie in der letzten Zeit hatte, wie sich die männlich von der weiblichen Sichtweise unterschieden habe. Sie schmunzelt, sagt dann sie müsse gehen, ob sie das Interview bis um 16 Uhr haben könne um es zu redigieren, sonst ginge es erst morgen. Ich verspreche es und wir verabschieden uns mit einem Händedruck.
Ob ich sie einmal malen dürfte fragte ich noch zum Abschied, aber ich sei noch im Wiederbeginn… Sie wüste schon sagte sie, sie habe mein Tagebuch gelesen, wenn ich so weit sei solle ich mich melden, ganz norddeutscher Pragmatismus. Als sie aufsteht bemerke ich ihre Größe, sie trägt Stiefel mit Absätzen, so ist sie sicher über 180 cm groß.
Groß und blond und bestimmt. Ob sie bemerkt habe wie sie angeschaut wurde als sie rein kam. Nein sagt sie, auf so etwas achte sie nicht. Unerkannte Schönheit denke ich, da passt auch die Trauer die in ihrer Aura liegt. Mit einem Lächeln radle ich nach Hause. Ich mache mir keine Sorgen um sie.