Sascha Anderson in der Romanfabrik. 18.11. 2009. Paul Reichenbachs Gewinn.

Da ist ein Kreis, der mich verbrennt, verbrannt. Was wird er
              Dich gekostet haben
der letzte Urlaub vom Leben? Was hast Du jetzt noch gegen Dich
              in der Hand?
Die Sonne auf den ältesten der Altarbilder ist flach wie der Himmel
Über flachem Land, und ihre Scheibe ein Sägeblatt, das jede Arbeit
groß und jedes Spiel klein macht. Das ist, was war,
              längst eine Zahl gewesen,
die auf dem Rücken eines Engels stand. Ich lasse mich nicht

soweit gehen, Dich zu lesen, selbst dann, wenn nichts als
              das von uns bleibt,
was ich Dir geschrieben habe. Da ist, zum Glück
              schließt Du in dem Moment die Augen,
die Dunkelheit, in der die Raben untertauchen. Ich weiß, das ist seit ein-
zweihundert Jahren irrelevant, wie der Inhalt einer Deiner schwarzen
Taschen ein Bild sein kann, das ich nicht sehe.
              Wie soll ich auch? Da ist,
nichts außer uns und zwischen uns der leergedachte Strand.

>>>>>Aus: Sascha Anderson, DA IST … 33 gedichte über kunst oder leben

„Die Kunst, auf eine angenehme Art zu befremden, einen Gegenstand fremd zu machen und doch bekannt und anziehend, das ist die romantische Poetik“ (Novalis).
Über den Texten und Versen in der Romanfabrik schwebten gestern Abend der Geist Klopstocks und Andersons Hausgeist Novalis. Ich war begeistert.
In Andersons Texten tanzen weder multilinguale Carpaccio-Jünger noch Brunello-Ballerinen on the road. Es geht unheimlich Deutsch zu, im zwiefachen Sinn des Wortes. Meisterhaft wie da Intimes, ohne indiskret zu werden, fein ziseliert und verhalten ins Öffentliche drängt und wie sich Öffentliches, trotz mancher „romantischer Ironie“, in leise Intimität verwandelt und damit Nähe schafft. Andersons Verse plakatieren nichts. Sind kein Geschrei, keine wehmütigen Klagen über Zu- und Bestände von Welt und Ich. Sie halten Türen auf durch die Hörer und Leser nur hindurchgehen müssen, um vielleicht etwas mehr über den Autor und sich selbst zu erfahren.
Es war ein guter Abend.

Bildquelle >>>>H I E R

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