Die Verewigung des Todes wieder. Die irgendwann in Tuscania in Serie hergestellten Sarkophag-Figuren mit dem „Abbild“ des Verstorbenen, dessen Oberkörper in die Höhe ragt (gestützt auf einen Ellenbogen) und dessen Unterkörper rechtwinklig in die Horizontale des Leichenbehältnisses übergeht. Mußten sie es sich also leisten können, die nunmehr latinisierten Etrusker, als eine Art schon bürgerlichen Status-Symbols, und somit Grab-Kitsch zum Sich-Selbst-Verewigen im Ich-Auch. Einzige Ausnahme: Einer lag flach auf seinem Sarkophag und ruhte sich einfach nur aus. Dies die tönernen im Museum, die steinernen bevölkern die Stadt mit, auf Balustraden hier und da, meist in Reihen, mit oder ohne Kopf. In der entweihten Kirche San Pietro sind sie an den Wänden aufgestellt. Immerhin zwölf Nekropolen in der Umgebung. Alle in derselben Haltung wie auf einem Triclinium beim Gelage. Sarkophag : Leichenschmauser. Mir vorgestellt, diese Statuen würden bei der Kumulation der Toten irgendwann die Zahl der Lebenden übersteigen, in letzter Konsequenz, und das verewigte Tote nähme irgendwann den Lebenden den Platz weg. So recht lebendig wurde mir bei dem ganzen Besichtigen gestern auch gar nicht. Fast unmerklicher Dezemberniesel fragte ab und zu: „Interessant, nicht?“ Da brauchte ich keinen Schirm vor den Gräbern im Tuffstein (im Museum danach ja sowieso nicht). Hätte Lust, heute abend bei MM, der grad anrief, Belli vorzulesen: „ihr kommenden Menschen, ihr seid am Arsch“. So ein paar Doomsday-Sonette. Ankunft und Abschied, der Rest eine sich vertiefende Schüssel mit nichts drin. Folglich: auf den hochgebogenen Rändern lebt’s sich am besten. Der 1. Weihnachtstag schon verplant: Tuscania. Sie würde zwischen Weihnachten und Neujahr gern mit mir nach Florenz fahren. Musen-Musen. Mich verdirbt derzeit der Halleluja-Romführer. Bei soviel Marktschreierei kann mich nichts mehr begeistern, und alles wird irgendwie uninteressant, was als „interessant“ gepriesen wird. Mehr Aufmerksamkeit schenke ich dem Versuch Sylvias und Teds, einen aus dem Nest gefallenen Vogel zu retten, zu füttern, mitzuleiden mit dem nackten Vögelchen, es dann aber doch nicht zu schaffen, und wie sie es Ted überließ, ihn mit Gas umzubringen, was auch nicht auf Anhieb gelang. Es würgte noch und strampelte noch. Dann das Begräbnis unter einem „Druidenstein“, drauf ein grünes Glühwürmchen. So ähnlich wie „Regenwürmer“ hießen die Nudeln gestern, die ich mit „cacio e pepe“ aß, die mir dann noch auf dem Magen lagen des Abends.