Arbeitsjournal. Donnerstag, der 7. Januar 2010.

5.47 Uhr:
[Berio, Orfeo.]
Ungut ging es gestern in den Abend und ging der Abend zuende, ungut wegen >>>> dieser Auseinandersetzung mit dem Pressechef der Deutschen Oper, Schnieder-Henninger; die letzten Mails stelle ich nicht mehr in Die Dschungel ein, weil sie schließklich persönlich wurden, was alles gar kein Mensch schließlich brauchen kann. Sogar Eleonore Büning von der Sonntagszeitung wurde involviert, mit der ich dann ein langes Telefonat führte. Das Problem insgesamt ist wohl, daß ich ganz sicher kein Journalist bin, kein Musikkritiker im bürgerlichen Sinn; will ich auch gar nicht sein, sondern ich sehe meine Kritiken zur Musik durchaus im Rahmen meiner literarischen Ästhetik; genau das aber ist der Reiz, und es ist auch für die Musiken gut. Manchmal verstehe man meine Texte zur Musik nur, wenn man mich, bzw. meine übrige Arbeit kenne, sagte Büning am Telefon, „manchmal aber haben Sie einen genialen Zugriff, der die Dinge tatsächlich auch nach journalistischem Interesse genauer auf den Punkt bringt als eine normale Kritik.“ Das tat gut; ich bestreite ja überhaupt nicht, an konservativer Kritik gar kein Interesse zu haben.
Na egal. Die Deutsche Oper Berlin wird für Die Dschungel jetzt geschlossen sein, bis Intendantin und Presechef gewechselt haben. Das ist alles. Es tut mir aber weh, weil ich mich bis vor einem Jahr immer wieder sehr für dieses Haus eingesetzt und auch die Harms gegen die Interessen der mir sonst lieben Lindenoper verteidigt habe; ganz offensichtlich lag ich falsch. Fast am Ende unseres blöden Mailwechsels bot mir Schnieder-Henninger dann jovial an, den Künstler ANH mit zwei Pressekarten jährlich zu unterstützen und/oder mir Karten zu Vorzugspreisen zur Verfügung zu stellen: Da platzte mir dann die Galle.
Später bei M. gewesen, der mich mit einer ganzen Reihe Software gegen Viren ausstattete, sowas um 23 Uhr war ich wieder hier zurück. Die Lektorate am >>>> virtuellen Seminar waren unterbrochen. Zur Familie war ich ebenfalls noch hinüber, und heute morgen, nachher, muß ich bereits um acht Uhr drüben sein, weil nun das Zwillingsmädchen die Windpocken bekommen hat, der Bub aber dennoch in den Musikkindergarten soll. लक wird ihn hinbringen, ich paß derweil auf das Mädel auf. Es wird alles ein wenig knapp, weil ich bereits um zehn endlich wieder Cellounterricht habe und dafür nach Charlottenburg radeln muß; bei den Winterverhältnissen brauche ich sicher eine halbe Stunde Radfahrt.

Im übrigen die Opernkritiken für Januar/Anfang Februar durchterminiert: Übermorgen abend, am 9., Wiederaufnahme von Baumgartens Inszenierung von >>>> Mozarts Requiem an der Komischen Oper, >>>> am 10. Premiere in Frankfurt Main: Adès, The Tempest; Bernd Leukert übernimmt das; am 15. werde ich wohl noch in Frankfurt sein, nach Heidelberg, und mir selbst die zweite Vorstellung ansehen; am 17. >>>> Wiederaufnahme des Fernen Klanges von Schreker an der Lindenoper; schließlich >>>> am 4.2. Händel-Premiere Agrippina an der Lindenoper. Und „dazwischen“, vor allem, die Proben zu Křeneks Orpheus am Konzerthaus, die ich in Der Dschungel täglich begleiten werde; Premiere da wird am 6.2. sein.

Der zähe Aufsatz gestern blieb liegen; bei alledem.

So, muß mich mal rasieren und duschen. Es hat seinen Sinn, daß ich die private Mitteilung und die „objektive“ Ästhetik weitermische. Die Widerstände werden nicht aufhören.

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