Die letzten Tage 83

Die Bettdecke lag auf dem Boden, jenseits der Füße, auf dem Boden auch die Stehlampe mit dem praktischen Plastikschirm, dann klirrt es nicht und macht nur ‚plöpp’, das weckt einen nicht. Ich selbst lag „wie ein Körper“ auf der Matratze, die bloße Haut zwischen dem Schwarz des Bettlakens und der Nacht des geschlossenen Rolladens, weil der Blick immer zunächst dort seinen Fang sucht. Da aber immer alle Türen offen sind, kam etwas Licht von hinten. Und wunderte mich morgens um halb sechs. Und schlief nach dem Gang ins Bad weiter bis halb zehn. Dann die Bojen auf der Oberfläche der Lethargie, um aus ihr aufzutauchen. Aber immer nur kurzes Luftholen. Walsinn? Vorgestern hatte ich mein Rucksäcklein in der Oberstadt vergessen. Darin ein paar ausgedruckte Stramm-Übersetzungen, die Hauspostille. Für den Fall, daß… dieses die Welt sei. War sie dann aber doch nicht. Wiewohl dies Stramm’sche DU-erpörte Unerpörte mich in meiner ital. Version vorzust®ammeln (jut, nu laß ich diesen Warencharakter stehen, der automatisch kommt, wenn Klammer auf und R und Klammer zu sich treffen: kost’ nix, aber Zeit, IHN zu vermeiden (zeitraubende Parenthese indes und willkommene fl‚i’chtigkeiten (ein mit Kommas ruderndes i anstelle des über sich selbst hinausblickenden ü (der eigentliche Diskurs in diskursiver Uneigentlichkeit (nö…))))) reizte. Ging ich also hinauf. Zu Fuß. „Du sollst Dich bewegen.“ Aber der Gedanke ans Schwimmbad reizt und wird regelmäßig ausgereizt durch andere Trümpfe, denen die Kilometer dann der Garaus. Lethargie-Bojen. Steter Gang bergauf. Eine ganz andere Musik als sonst überschwemmte die Gasse, die zu MMs und Ds Wohnung führt. D hatte sich in den letzten Monaten kaum sehen lassen, seinem Vater gehe es nicht gut, und er müsse sich kümmern. „Deine Ex hat mich angerufen. Das Erdgeschoß müsse gestrichen werden.“ D, der aussieht wie Gian Lorenzo Bernini auf den einstigen 50000-Lire-Scheinen, ist solch ein Maler. Ansonsten scheinen außer den Expatriierten in der Oberstadt nur Maurer zu wohnen, die sich abends in der Bar am Platz treffen. Hatte es am letzten Samstag erlebt, als Ghana die USA „schlug“, was MM anzuschauen „vorgeschlagen“ (aber vorher: „Gulasch“). Die machten sich zunächst an Dartgame-Automaten (sic!) zu schaffen. Später landete ein Stoß Karten auf dem einen Tisch. Einer stellte sich eifersüchtig immer in die Nähe des Barmädchens und oft vor den Fernseher, bis er begriff, was dauerte. Ansonsten jeder mit sich selbst und seinen Getränken beschäftigt. Anreden, die aus Vornamen mit Ausrufungszeichen bestehen: „Bruno!“ „Martin!“ Ein Pole. Zu O. wäre noch etwas zu sagen. Vielleicht übermorgen. Oder auch gar nicht. Für morgen habe ich die Neffen und ihre Mutter zu einer Pizza eingeladen. Am Tag danach fahren sie in den Stiefelhacken ans Meer. O. erklärte auf meine Einladung, sie sei „stanca“. Dies nun vier Tage im voraus zu wissen, verstehe ich. Und denke beinah’: besser so. In der Nähe der Nähe liegt eine Ferne. Wieder hinab aus der Oberstadt. Das Auto stand im Schatten unter einem Olivenbaum. Ein Zweig verklemmte sich beim Schließen. Beim Abbiegen dann der Schatten von Olivenblättern in der Windschutzscheibe, die das Fenster ab- und eingeklemmt hatte. Denn es ging auf Abend zu, und die Sonne stand im Rücken.

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