Die letzten Tage 84

Morgens kurz nach fünf die Fenster aufgemacht, draußen bewegten sich die Bäume. War aber doch zu früh. Nach drei Stunden lesen wieder hingelegt. Im Halbschlaf wie auch später am frühen Nachmittag das Klappern der Dinge und Stimmen im Wind, die zu irgendetwas Anderem wurden, etwas anderes erzählten. Gestern abend flappten die Schirme vor der Pizzeria, wo ich mit den Neffen und ihrer Mutter saß. Die üblichen Konfliktsituationen am Anfang. Sie täten nicht, was man ihnen sage. Sie hätten dauernd etwas „in Gange“. Ich versuche dann wegzuhören. Die Beiden lassen sich so nicht vereinnahmen. Zum Glück wurde es dann allmählich entspannter. O. habe sie am Vormittag vom Tennisspielen abgeholt. Habe Ihnen Vorhaltungen gemacht, weil sie von ihnen nicht gefragt worden, wie es ihr gehe. Nachdem sie dann bei der Parklatzsuche in der Oberstadt hätten aussteigen wollen, sei ihr der Kragen geplatzt und sie habe auf das gemeinsame Mittagessen verzichtet. Nun werde ich in den nächsten zwei Wochen alle zwei Tage die Näpfe für Jessy, ihre schwarze Katze, nachfüllen müssen. Beim Rauchen in der Halbzeit (ich habe nicht widerstehen können heute Nachmittag: Endphasen ziehen mich an) klappte vom angenehmen Wind der Blechaufsteller für die Eissorte „Tre Marie“ zusammen und rutschte knirschend am Fahrradständer davor zu Boden. Als ich wieder drinnen saß vorm großen Bildschirm knarrten die Gelenke der Marquisen. Hinter mir blätterte Einer die Sportzeitung, die er sich von meinem Tisch geschnappt, in der ich nachher auch noch uninteressiert blätterte. Am anderen Ende des Raums eine fünfköpfige deutsche Familie, der der gastgebende Bauer (wie’s schien) seinen Wein pries, sonst nur noch ein Einheimischer. Dennoch in einem übersetzten Interview mit Löw in der Zeitung das Wort „patria“. Aber hier an Weltverfärbungsrhetorik gewöhnt, soll ihm das Wort meinetwegen dort hängen bleiben, wo ihm das Vaterland die Muttersprache raubt, nämlich an der fusselnden Zunge. Am Spiel indes gefreut. Worum es ging. Morgen ein S.-Tag. Treffpunkt ein Irgendwo zwischen Alviano- und Bolsena-See, wo ich noch nie gewesen.

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