AAAU-21-APCA

Die Suche nach dem Ort des Schreibens ist eine Suche nach dem Vorwand für das Nichtschreiben. Die Entscheidung fiele normalerweise auf einen der beiden Plätze, die mit einem PC bestückt sind. Nur daß der Küchen-PC seit einer Viertelstunde >>> Jazzradio dudelt, und ich direkt in die Synkopen hinein nicht zu schreiben vermag. Der Schreibtisch-PC wäre mir zu weit weg vom Küchenofen. Also kurzerhand ein Blatt Papier und Kugelschreiber. Direkt am Ofen entfliehe ich der ansonstigen Weitläufigkeit der Wohnung sowie der Notwendigkeit, andernfalls den Gasofen neben dem Schreibtisch anzustellen. Es wäre anders. Sie haben ihre Stadien, die Abende. Mit mir. Sie beginnen mit einem sehr ruhigen Lesen, vermischen sich dann mit den Essensvorbereitungen, wollen danach noch ein bißchen weiterlesen, denken aber schon an ein eventuell versprochenes Telefonat, um das per SMS vorgeschlagene Silvester-Mittagessen in Tuscania ‚gut’ zu heißen und zu bekräftigen. Sicher, man könnte auch auf dem Soratte, dem nur noch im Vorbeigehen sichtbaren Compagnon der Fornole-Jahre, biwacken, gleich neben der einem Silvester geweihten kleinen Kirche auf dem Gipfel, aber der Nordwind … aber der Nordwind … Und die fehlende Ausrüstung. Aber man könnte sich dann um Mitternacht all der im Flachen hüpfenden Knallfrösche erfreuen und bibbernd eine Zigarette rauchen. Irgendwann kommt dann die Lust am Text. Wobei der Wein immer sein Scherflein dazu beiträgt (mittlerweile gehört zu meinen Lieferanten auch ein gewisser Mauro, der ihn selbst herstellt (auch den Honig, den ich mittlerweile von ihm beziehe, für meinen Tee), der grad dort wohnt, wo der Hegelianer >>> Augusto Vera geboren, wie eine Inschrift über dem Hofeingang besagt (auch im Hof des Rathauses erinnert eine Rieseninschrift an ihn)). Vielleicht entsteht dann noch ein Lust-Text, dem in der Regel die imaginären Alphas und Omegas folgen, heißt, aller Anfang wird zur Fortsetzung aller Weltenden und zwingen mich zur immerwährenden Wiederholung des sich immer Unähnlicher-Werdenden in einem Insgleichen. Jetzt muß ich aber doch an den Schreibtisch. (Schreibunterlage auf den Knien: Antiquariatskatalog 97 – Literatur & Varia – >>> Antiquariat Michael Lehr – Berlin (der mir die Kataloge immer noch schickt, dabei habe ich dort bloß mal einen Leiris vor mehr als drei Jahren gekauft: merci!)).

Ignorabimus, meine Herren, ignorabismus! [sic!]: Bruno Schulz: Die Zimtläden, S. 178 (Bibl. Suhrkamp 1974)

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