Arbeitsjournal mit später Rusalka. Sonnabend, der 26. Februar 2011. Putzetag.

0.27 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Soeben die Lektoratsfassung des Jungenromans abgeschlossen und dann auch gleich hinausgeschickt. Da ich erst um drei Uhr im Bett lag, saß ich seit acht Uhr morgens dran, mit einer zweistündigen Unterbrechung mittags, also etwas länger als fünfzehn Stunden am Stück, unterbrochen zudem von zweidrei Telefonaten.
Das Konzert, für das ich abends angemeldet war, habe ich ausfallen lassen. Es wäre nicht gut gewesen, nicht für meine seelische Struktur, hätte ich die zeitliche Vorgabe nicht eingehalten. Jetzt werde ich mich morgen beim Konzerthaus entschuldigen müssen.
Letzter Cigarillo des Tages. Dazu einen Chateau Castera von 2005, Cru bourgeois aus dem Médoc.

Es war in mehrfacher Hinsicht ein harter Tag, der in den nächsten nun hineinführt, der den Wochentag und das Datum gibt. Seit knapp zwei Stunden verschwimmen meine Augen, was zusätzlich für die Arbeit anstrengend war.

6.52 Uhr:
[Bach, Trauerorde BWV 198 (Herreweghe).]
Zu spät hoch, aber heute wird es – abgesehen von >>>> abends – ohnedies ein Putz- und Waschtag werden. Muß sein. Schon, weil ich übermorgen für zweieinhalb Tage verreise. Ich habe weder mehr frische Unterwäsche, noch kann man hier mehr barfuß gehen, ohne tiefschwarze Sohlen zu bekommen. Was nicht nur an meinem Kohleofen liegt, aber natürlich auch. Hemden sind wegzubringen, Bad und Toilette müssen gewienert werden. Die Küche sieht nach Pearl Habour aus. Vor allem aber ist auf dem Schreibtisch wieder Übersicht herzustellen; dafür ist heute ein idealer Tag, weil ich einen Arbeitsabschluß direkt hinter mir habe. Allerdings will ich ich zwei Stunden erst einmal beim Training sein; ich habe zwei Tage ausgesetzt, das darf nicht wieder einreißen.
Also mal eben überschlagen, ob das alles auch so klappt:
9 bis 11 Training; zurückradeln; 11.15 – 15 Uhr: saubermachen; 15.30 – 18 Uhr: Waschsalon; 18.30 Uhr: Aufbruch zur Komichen Oper.
Hm. Kann knapp werden. Eventuell muß ich den Waschsalon auf morgen schieben. Paßt mir nicht. Auf den Sport zu verzichten, paßt mir aber auch nicht. Selbst den muß ich mir erzwingen, in die normalen Zeitabläufe hineinzwingen. „Du lebst seit Jahren in Verteidigungshaltung”, sagte die Löwin gestern nach am Telefon. Woran nicht wenig ist. Aber ein bißchen Ruhe habe ich j e t z t, indem ich meinen Latte macchiato trinke, die erste Pfeife des Tages rauche (>>>> Motzeks von Kiel Meistermischung, noch latakiafrei) und die erste Bach-Kantate meine Sammlung Philippe Herreweghes höre, die mich über diesen Erledigungstag begleiten soll, bis ihn eine tschechische Wasserfrau beschließen wird.

11.05 Uhr:
Sò. Schon an der Küche gewesen. Dann Sport gemacht, die Hemden zur Reinigung gebracht und bereits das Tickett für Montag früh gekauft. Pfeife gestopft, kurz mit der Löwin telefoniert. Email von UF: er hat mit dem Lektorat angefangen. Und in der neuen VOLLTEXT, die bereits kam, ist die Siebte Bamberger Elegie vorabgedruckt.

Putzetag.

16.20 Uhr:
[Bach, Kantate BWV 82 (Herreweghe).]
Espresso, dritte Pfeife des Tages.
Nun ist alles sauber und duftet und glänzt. Bis vor zehn Minuten war ich dran, saugend, wischend, scheuernd, abermals saugend usw. In mein kleines Bad kann man jetzt jede Frau der Welt hineinlassen; dto. die Toilette. Und da ich schon mal dabei war, bin ich auch gleich dem Backofen mit Backofenspray ins Innerste gerückt. Was ich allerdings nicht mehr schaffen werde, ist der Waschsalon. Ich will ja gegen halb sieben >>>> zur Rusalka aufbrechen; das würde bei mindestens fünf Maschinen mitsamt der Trocknerei danach zu knapp. Ich mag auch nicht hetzen, sondern mir nun auch selbst noch ein bißchen Pflege gönnen, zumal ich wieder keinen Mittagsschlaf halten konnte.
Ah, und soeben kommt mein Junior fürs Cello und für Latein; da muß ich den wundervollen Bach jetzt abbrechen. Wir werden, mein Junge und ich, dann wahrscheinlich gemeinsam aufbrechen. Ich freue mich auf die Oper wirklich sehr; es kommt mir vor, als wäre ich Ewigkeiten in keiner mehr gewesen; aber ein Vierteljahr ist es ja auch bestimmt her.

Mal eben sehen, was sich im elektronischen Postfach findet.

3 thoughts on “Arbeitsjournal mit später Rusalka. Sonnabend, der 26. Februar 2011. Putzetag.

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Abschluß Ihres (ersten? Kinder-)Buches! Oder ist es nur für Ihren und andere Jungen, was werden meine Mädels dazu sagen?
    Ich hätte gedacht Sie würden die Sizilianer bevorzugen, wäre dieser Abend nicht einen Harmonium oder MilleeunaNotte wert gewesen?

    1. @Dr. Who?’s. Ich öffnete ein Geschenk. Ein anderes, voll der >>>> Tränen Christi, trank ich bereits in den vergangenen Tagen. Beide Weine sind so schwer, daß man die Flaschen klugerweise auf je zweidrei Tage verteilt. Mein tiefer Latakia, wie auch Cigarren, schmiegen sich ihnen delikat an; das gibt kleine Sensationen voll dunkler Schokolade-Bitterkeit, die aus einer Bitternis rührte, worin sich die bedeckte Stimmung meines Tags die Referenz erwies.

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