Nach einem schweren, wiedergefundenen Wein. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 24. März 2011.

7.07 Uhr:
[Arbeitswohnung. Anouar Brahem, Astrakan Café.]
Welch ein schöne Musik! Ein Geschenk Αναδυομένηs, derer ich mich gestern innig entsann, und ich lächelte, als ich die beiden mir geschenkten CDs hervornahm und eine nach der anderen einlegte. „Die habe ich auch!” rief >>>> Brossmann aus und begann sogleich, die orientalischen Rhythmen in sich zu lassen. Wir saßen bei den Tintenfischen, lange, bei der Salami und dem Schinken, und nach den Espressi rauchten wir Cigarillos und ich eine Cigarre. So wurde es spät, s o spät, daß ich eben an eine Autorin und Redakteurin schrieb:

Herzlich, aber immer noch benommen von einem Wein, den ich gestern abend mit einem guten Freund trank. Ich hatte die Flasche bei (Auf)Räumarbeiten wiedergefunden; sie lag, vergessen seit 1995 !, zwischen altem Verpackungsmaterial. Nicht zu fassen, daß der Wein sich hielt. Nun war er derart gut und schwer, daß ich verschlafen habe.

Und dieser Wein wirkt jetzt immer noch nach – .
Ob der Latte macchiato hilft?
Der erste noch nicht, das Glas ist fast schon leer. Auch die Morgenpfeife hilft noch nicht gegen die körperliche Durchdringung carignanischen Feuers; ein Sarde also war’s (eine Sardin vielleicht?). Na, das wird ein elf Kilometer Laufen nachher werden… Ich schlief zu Brahem ein, ließ die CD weiterklingen und weiß nicht mehr, wann die Musik zuende ging. Da war es nach ein Uhr nachts. Die anderen Freunde hatten kurzfristig abgesagt; nun war doch so viel Speise dagewesen und der Tisch schon gedeckt. Also kurz überlegt, dann Brossmann angerufen. „Was hälst du von Tintenfisch in der eigenen Tinte?” So wenig übriggeblieben ist von alledem zuvielGekochten, daß ich heute abend gerade noch eine kleine Portion für mich alleine habe. Besser können gemeinsame Essen nicht sein. Wir lasen einander vor, noch kannte er >>>> Cowper Powys nicht, sehr wohl aber >>>> Forssman.

16.23 Uhr:
Jetzt ist der Frühling nicht mehr aufzuhalten.
Nach dem 11,3-km-Lauf eine dreiviertel Stunde geschlafen, dann Fruchtsalat in mich hineingelöffelt, mit Joghurt und Haferflocken, des Eiweißes wegen, danach gleich zum >>>> Verlag, die Flasche Cremant in der Tasche, sowie die enorme Ausgabe von Jean Pauls „Die unsichtbare Loge” in der edition text+kritik, und außerdem eine >>>> AEOLIA, um sie gegen drei >>>> Elegien einzutauschen. Meine Damen und Herren, bestellen Sie! Ich will unbedingt noch dieses Jahr in die zweite Auflage gehen, allein schon, weil das bei Lyrik sportlich ist. Und Sie haben ein wahnsinnsschönes Buch davon, wie es kaum jemand noch herstellt. Das Ostern steht vor der Tür, welches ein Fruchtbarkeitsfest ist; da gehören solche Elegien dazu, als Gabe zu den Symbolen.Jedenfalls saßen wir, mein Verleger Držečnik und ich, jeder auf einem Stuhl vor dem Schaufenster der kleinen Verlagsbuchhandlung auf der Gaudystraße und tranken den Crémant beinahe aus. Da war es wahrlich gut, daß ich etwas im Magen hatte, und wenn es auch nur Früchte waren. Um die beschwipserlnde Wirkung zu dämpfen, jetzt, wieder am Schreibtisch, ein Espresso. Dazu >>>> Motzeks Latakia-Blend. Durchs offene Fenster singen die Amseln, und Kinder lärmen hell und schön. Mein eignes, der Racker, wird in einer halben Stunde hier sein und hier auch übernachten. Ich freue mich auf ihn. Dennoch, es wird weitergearbeitet: Kleine Blog-Theorie. Paar Briefe sind außerdem zu schreiben. Lustig, daß >>>> der eine Verlag unter dem >>>> Beitrag zu einem anderen postet. Genau so mag ich das. Jetzt muß das nur noch umgekehrt klappen.
Die Löwin eben am Telefon: „Es ist sooooooo schön in der Sonne.” Sonne. Ja. Sonne.

5 thoughts on “Nach einem schweren, wiedergefundenen Wein. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 24. März 2011.

  1. Zwischenbemerkung Ach wie schön, dass mal wieder – oder muss man n o c h sagen – jemand Powys kennt.

    Falls Sie in den nächsten Tagen den Verleger nochmals sehen, erzählen Sie ihm doch, dass meine Besprechung zu Einar Schleef schon fast fertig ist und die Redaktion von Glanz & Elend bereits ein Plätzchen dafür frei gemacht hat.

    Bleiben Sie glücklich, wünscht PHG

    1. @PHG zu Powys. Ich habe zu Powys ein Hörstück geschrieben und für den Deutschlandfunk auch inszeniert, der es im Jahr 2001 ausgestrahlt und, glaube ich, auch noch einmal wiederholt hat. Wenn Sie mögen, mache ich Ihnen eine Kopie. Das Skript zu dem Stück ist >>>> darin veröffentlicht worden.

      Mir wird immer klarer, weshalb ich >>>> Ihr Buch derart schätze.

  2. Powys Über das Hörstück würde ich mich ausnehmend freuen. Und immerhin aus dem Jahr 2001, dem Jahr meines ‚Todes‘.

    Bin gespannt!

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