Meine Seeabenteuer (3): IBIZA. Des alten Jim Hawkins’ Reisejournal des Montags, dem 9. Mai 2011.

Auf den griechischen Inseln hat man doch das Gefühl,
es könnten jeden Augenblick Menschen aus dem Wald treten, oder auch
Götter, doch hier? Dinosaurier.

Wilhelm Muster, Pulverland.

8.27 Uhr:
[Ibiza. Promenadendeck steuerbords, nach dem Frühstück.
Steuerbord ist die Raucherseite, auch draußen – egal, wie der Wind
steht. Raucht man deshalb luvseits, kann’s auf dem Achterdeck für
Verächter des glimmenden Tabaks Probleme geben, die ihnen der
Kundige gerne ersparte. Doch die Regel ist eisern.]

Gegen halb acht fuhren wir in den Hafen ein. Es wird zum poetischen Akt, die kleinen Lesungen über die Außenlautsprecher zu halten: man hört die Texte auf den Außendecks und den offenen Galerien. Heute kamen Raoul Hausmann heim und Wilhelm Muster. Wie viele Passagiere die kurzen Aktionen mitbekommen, weiß ich nicht; angesprochen hat mich noch niemand darauf. Andererseits habe ich meine erste offizielle Lesung aus eigenen Texten erst morgen abend; das wird dann auch erst meine öffentliche Vorstellung sein, so daß die Leute etwas mit mir verbinden können. Möglicherweise werden die morgendlichen Lautsprecherlesungen dann einen anderen Rang bekommen.
Jetzt warte ich auf Freunde, die mich heute über den Tag begleiten und auch führen wollen, da ich die Insel noch nicht kenne. So steht ein Auto zur Verfügung, und wir liegen lange hier an; für 16.30 Uhr sind Ausflügler zurückgebeten. In den Jockey Club soll’s gehen, untern andrem, für mich. Erstmals auf dieser Reise im Mittelmeer baden. Mich macht nur nervös, daß Queequeek verschwunden ist: seit gestern abend. Von Barcelona verschluckt oder das Zimmer gewechselt; da ich über ihn bislang keinen befragt hab, wär es komisch, es jetzt zu tun. So schweige ich weiter.
Auch die Harpune ist fort.

Ich muß noch nach/erzählen, einiges, was gestern geschah. Das werde ich im Laufe des Tages tun und unter den >>>> gestrigen Beitrag stellen. Bei den Freunden, wahrscheinlich, werde ich, allmählich ungewohnterweise, wohl schnell ins Internet kommen. Dies hier stell ich aber noch von Bord ein. Erinnern Sie mich bitte daran, Ihnen von der Gateway zu erzählen… nachher oder abends. Das nun lehrt unterdessen Erfahrung: erzählt man von Reisen direkt, also ohne den modulierenden Abstand des Handwerks, geraten die Zeiten stets durcheinander.

Ungeheure Fluten von Licht fallen auf die Strasze,
strahlen zurueck von den weiszen Waenden, durchhellen Schatten.

Was werfen doch Baeume Schatten. Mag kuehl dadrin sein.

Raoul Hausmann, Hyle.


2 thoughts on “Meine Seeabenteuer (3): IBIZA. Des alten Jim Hawkins’ Reisejournal des Montags, dem 9. Mai 2011.

  1. Schiff ahoi Schiff ahoi!
    Ich werde heute Abend mit einchecken, lieber ANH, natürlich leider nur „virtuell“ [mit-lesend] 😉
    EIVISSA – Sie sind zu beneiden. Eine der schönsten Inseln, die ich kenne. Hoffentlich bleibt Zeit für einen Sprung ins kühle Nass und einen nächtlichen Landgang in eine[r] der vielen kleinen Bars in IBIZA-Stadt!?
    Ihre Lesung würde ich auch gern hören… Ist ein Audiofile hierher möglich? [wenigstens] Ein Ausschnitt hier im Dschungel hörbar?
    Herzlich Teresa.

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