Der neue Bygmester zog auch über den Platz, als wir neulich mit dem Frankfurter Besuch auf dem Platz saßen, das Handy am Ohr, zog es ihn sprechend und den Oberkörper vorgebeugt zum Rathaus. Wohin auch sonst? Allerdings haben jetzt in den Straßen immer öfter irgendwelche Stadtteilbanden Trommeln vor den Bäuchen, auf die sie durch die Gassen wandernd schlagen, weil am 12. August die große Show mit den wollig kostümierten Bürgern abgeht (Andrea, den ich gestern wieder traf, bestätigte den Hitzestau einer solchen Kostümierung, weil er selber mal mitmarschiert) und das Stadttor geschlossen wird, und weil natürlich jeder Stadtteil trumpfen will. Also gestern wieder Porchiano. Und verlief mich in den wenigen Gassen. Zum zentralen Platz zurückgekehrt, erkannte ich jemanden wieder. Weitertastend erkannte ich jemand anders wieder, den mit dem merkwürdigen Vornamen Gesù. Polizeikommissar im Ruhestand. Der hantierte vor einem Webereigeschäft, in dem ein Rotgesichtiger wie von obenher seine Manufakte beschrieb. Da sah ich die lebende Statue zum ersten Mal, die ihren Mund bewegte. Dann endlich fand ich den Trubel der Fotoausstellung. Klar, Konny K. Der Fotograf erklärte. Afghanistan. Frank Zappa (schöne Aufnahme!), Moravia, Kinder, die Steine schleppen. Zwei-drei Leute von neulich. Die Kolumbianer. Raphael aus Indianapolis. Etwas Jazziges, ein wonderful ‚Wonderful’, a maiden in flower, die das sang. Himmel, die so, nämlich Cielo tatsächlich heißt, hatte einen – naja, wie heißt das jetzt auf Deutsch? – Showroom (vielleicht ist das jetzt eher italienisch)?)): Konny K.’s Filzarbeiten, ihre Textilarbeiten, ganz hinten rechts eine Masse Herrenhemden. Schöne Hemden! Und auch ein bißchen Modenschau. „Hm, das weiße Leinenhemd ist schön, aber mit dem weißen Bart… Hm?“ In der Tat (ich zog mich tatsächlich hinter einer Trennwand um, um dann vor weiblichen Augen beurteilt zu werden) war das nichts. Also drei Hemden eingesackt (très chic! pour mon goût) für dreißig Euro. Herkunft der Hemden: Los Angeles. Obwohl das eine aus Sri Lanka stammt. Wahrscheinlich beschreibe ich jetzt eine Abart von Fetischismus. Dann passierte es, daß ich mich draußen mit fünf Personen auf deutsch unterhielt. Und ich den Vorschlag machte, hier ein Kartoffelsalat-Essen-Mit-Bockwurst-Und-Senf zu veranstalten. Am Ende klampfte noch jemand. Meinem Stuhl gegenüber die lebendige Statue. Sie merkte es. Der Mund verzog sich. Zu einem Lächeln.