in Percussion und Lightshow vergessen
Ein rasend geschleuderter Trotz
warf meinen Mut vor die ravende Masse
Morgens die Tasse, ein fahler Kaffee
Schlaf an den Zähnen taub wie Besteck
Taub ist der Teller
Taub dein Gesicht im Erwachen
Leck ist mein Auge
Stumpf ist dein Mund
Gekehrt vor die Tür und den Tag
blaß das Haar und leer im Ohr
den harten Song Groove Rap, der war
Aber welch ein Unbehagen ich, weiterhin. Habe: „Song“ zu schreiben anstatt „Lied“!
[Nur geht es hier, in diesem Handlungsraum, nicht anders, als die Kolonialisierung meiner Sprache mitzumachen, mich ihr zu beugen.Man sagt nicht mehr „Laden“, sondern „Shop“, man macht auch keinen Einkaufsbummel mehr, sondern „geht shoppen“, selbst Bäckereien sind unterdessen „open“ bei uns. Es ist eine invasive Kolonialisierung, sie wurde sozialisiert.]
‚Song‘ passt (nicht nur) musikstilistisch nicht zu Ravemusik – von anderem Unbehagen ganz zu schweigen; vlt. ginge ja ‚Beschallung‘..?
@walhalladada. „Raven“ bezieht sich auf die Art zu tanzen. „Song“ wiederum werden U-musikalische Titel fast generell genannt.
Welches Unbehagen haben Sie außerdem?
(„Beschallung“ geht selbstverständlich g a r nicht, weil das eine direkte, nicht-immanente Wertung wäre. Die genau ist zu vermeiden.)
Wie wäre es denn hier mit Klang?
Klingklang… Es geht um Ihr Unbehagen dem ‚Pop‘ gegenüber – ich dachte, man könne nur zu Ravemusik raven…Natürlich geht ‚Beschallung‘ nicht, aber wenn Sie ‚Song‘ durch ‚Sound‘ ersetzten?
im Ohr der Klingklang, der war
@read An und Walhalladada. Geht beides nicht. „Klang“ ist zu weich für die Bässe, das Rufen, teils Schreien ins Mikro, die wilden Gestikulationen des Sängers usw. „Der zurückgeworfene Trotz“ zum Beispiel ist selbstverständlich das Haar. „Klingklang“ geht aus demselben Grund nicht u n d: weil es abermals diskriminierend, jetzt auf verniedlichende Weise, wäre. Was nun meine persönlicher Aversion gegen den Pop anbelangt, so hat die erstens in einem Gedicht so wenig zu suchen wie in einer Erzählung – was der Autor persönlich meint, ist grundsätzlich uninteressant, es interessiert alleine, was die Erzählung-selbst meint; und zweitens muß es sich bei dem angespielten Konzert nicht unbedingt um Pop handeln: Hard Rock einer experimentellen Gruppe ginge ebenso wie harter Rock. Ich unterscheide das ebenso, wie ich nicht von „klassischer Musik“ spreche, wenn ich Barockmusik, Musik der Romantik oder Musik der alten und neuen Moderne meine. Ich spreche lieber von E- und U-Musik, weil das genau ausdrückt, um was es geht. Selbstverständlich gibt es E-Musik auch im Rock.
Ach so, ja dann.
das harte gehören, das war
Statt „Song“. Mit „Groove“ jetzt geht es, denke ich. Habe lange lange gesucht heute morgen, quer durch Netz und Musiklexika. Eigentlich wollte ich einen Allgemeinausdruck für ein in der Populärmusik gesungenes Stück, also eines, das nicht notwendigerweise nach Strophe, Refrain und dergleichen definiert ist. Eine gute Möglichkeit wäre noch Rap gewesen, „den harten Rap, der war“, aber das hätte meines Wissens den ravenden Tanz ausgeschlossen. Kann aber auch sein, daß ich mich irre. Schon blöd, im Ohr und vor Augen zu haben, was man meint, nicht aber den Begriff dafür. „Was man meint“, was also ich meine, ist eine Stimmung, und dazu paßt „Groove“ bislang am besten.
Vielleicht wäre Sound noch treffender? Groove klingt zwar basslastig genug, aber noch zu sehr nach Melodie.
@Petrowski. Damit habe ich auch herumgespielt; es kommt mir aber zu allgemein vor. Ich bin mir sicher, daß es einen ganz bestimmten Begriff gibt, den ich aber noch immer nicht erwischt habe. Wahrscheinlich werde ich einen DJ anrufen oder einen Band-Musiker, sowas. Wenn ich >>>> am kommenden Montag im Berghain sein werde, werde ich >>>> Canisius fragen. Vielleicht mischt sich aber hier auch >>>> alfred23harth, dessen „Nun“ ich soeben höre, noch ein, falls er von Korea aus mitliest. Sicher ist, daß ich, wenn ich das richtige Wört hören oder lesen werde, sofort, spontan, unmittelbar, ja instinktsicher wissen werde: „Das ist es!“
@ANH. Eventuell kann da auch „Beat“ stehen, aber die musikalische Färbung trifft es vermutlich wieder nicht richtig.
‚Take‘ fiiel mir ein, vielleicht etwas zu technisch.
Schöner Text insgesamt, finde ich. Aber am Ende stört mich die Wendung „der war“. Das kommt mir wie eine Phrase vor. Was soll es denn bedeuten, außer, dass der der „Song“ oder „Groove“ eben stattgefunden hat (was ja schon im ersten Abschnitt gesagt wird)? Das wäre dann aber trivial, oder? Zumal der Eindruck entsteht, die Formulierung werde nur gebraucht, um den Binnenreim auf „Haar“ zu garantieren.