Shapuno Zoo. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 20. Oktober 2011. Mit Ediths neuem Anti-Herbst und Argos halber Erektion.

4.55 Uhr:
[Arbeitswohnung, >>>> Peter Gordon, Innocent.]
So, wach, um 4.37 Uhr aufgestanden. Für die Bearbeitung des Böhmer-Textes mal die Musik gewechselt, weil Böhmer die >>>> Rolling Stones so liebt, mit denen meine Musiksammlung zwar nicht „dienen“ kann, wohl aber mit hartem Jazz, der einen ebensolchen Beat hat. Komisch für mich, so am Morgen, aber hat was. Zumal mich wieder eine Einladung ins >>>> Berghain erreichte; darüber dann, wahrscheinlich, mehr am kommenden Dienstag. Give me back my innocence! Hm, das wäre nicht m e i n e Bitte. Wozu mir sofort die angeblich unschuldige Kindheit einfällt, die ich ganz genauso wenig für einen Ausdruck halte, dem auch nur von ungefähr Wahrheit zukäme. Daß Erwachsene solche Idiome gebildet haben, zeigt, daß sie mehr in einer sentimentalen Rückschau als in tätiger Gegenwart gelebt haben, zumindet, als sie sowas erfanden.
Aber erst einmal heute morgen, bevor ich >>>> dem DTs folge, muß ich mal ein bißchen was in den Anti-Herbst umquartieren. Und gegen sieben Uhr werde ich erfahren, ob ich die Zwillingskindlein auch zur Kita wieder hinbringen soll.

5.25 Uhr:
>>>> Erledigt. Aber ich habe nicht dauernd Zeit, mich um so etwas zu kümmern, obwohl ich s c h o n meine, daß meine spekulative Analyse, die ich nachts noch druntergeschrieben habe, zumindest in die ‚richtige Richtung‘ weist. Doch kann man, wenigstens von hier aus, jemanden schlecht in eine Therapie überführen; das ist auch gar nicht meine Aufgabe. Und wenn ich nicht mehr verärgert bin, wie jetzt, dann reicht es mir völlig, böswillige Stalker wie Edith und Henze per Programm aus Der Dschungel zu treiben.
Jetzt aber an die Arbeit. Auf Gordon werde ich >>>> Motor Totemist Guide folgen lassen. Der Gordon ist, wie ich eben merkte, Gebrauchsmusik, also ein bißchen öd, fürwahr. – Ah, in der Tat! >>>> Das da ist sehr viel besser!

6.52 Uhr:
Muß sofort losschießen: Am Terrarium geht‘s nicht gut. Also übernehme ich schnell die Kinder, bringe, sowie mein Junge zur Schule los ist, die Zwillingskindlein in die Kita. Aber den Böhmer habe ich geschafft und auch soeben schon hinausgeschickt. Motor Totemist Guild ist wirklich ausgezeichnet.
Los jetzt!

11.55 Uhr:


Argo wiederlesen.

Gut vorangekommen mit der (leicht) überarbeitenden ARGO-Lektüre, bis TS 95 nun, nachdem ich von Terrarium und Kita zurückwar. Zudem zwischendurch ein wenig Post erledigt. Jetzt noch einen Cigarillo, die Augen werden müde, Mittagsschlaf gleich. Fast erschreckend, wenn auch berauschend, wie weit ich das Ineinandergleiten der Figuren in ARGO längst getrieben habe – viel viel weiter, als das sogar in Der Dschungel passiert. Man surft durch die handelnden Charactere. Nur sprachlich will ich noch Satz für Satz in Schönheit bringen; mitunter ist das allein eine Frage der Rhytmik. Aber dazu dann, wenn ich den Roman gelesen und d a n n noch einmal >>>> THETIS und >>>> BUENOS AIRES gelesen haben und mit der eigentlichen Überarbeitung beginnen werde. Das kann Anfang Dezember werden, weil dazwischen noch der Jungenroman II und das Krausser-Hörstück zu schreiben sind und dieses auch zu produzieren ist, abgesehen noch von dem Vortrag für Braunschweig und die Kleinarbeit, etwa der Opernrezensionen, dazwischen. (Auffällig ist, daß mich die ARGO-Lektüre ‚meditativ‘ sexualisiert; sie macht mir eine dauernde, wenn auch nicht völlig entschiedene Erektion: ein warmes Drängen der Körpermitte, auf die ich wie beruhigend zum Lesen die rechte Handfläche legte.)

14.20 Uhr:
[Rolf & Joachim Kühn Quartett, Transfiguration.]
Ist heute von völlig anderen Klängen als sonst gefüllt, die Arbeitswohnung. Was durchaus etwas hat. Im Freejazz also, da bin ich unterdessen gelandet, der Linn spielt wie der Teufel. Während das Teewasser zum Kochen rennt.
Mit dem Jungenroman beginnen, nach dem Mittagsschlaf jetzt. Um mich umzustellen >>>> wieder ein Gedicht bearbeitet, das täglich im Hintergrund mitlud. Vor dem Schlafen wiederum sprach mir die Löwin ins Herz: „Laß es sein, kümmer dich nicht >>>> darum; es bände nur, und unfruchtbar, deine Arbeitskraft. Du hast genug um die Ohren.“ – Ja, es stimmt, die Löwin und ich sind jetzt beim Du. Aber Sie müssen zugeben, daß wir das Sie sehr lange durchgehalten haben.
Allora! Jungenroman II. Erst mal lesen, was ich bereits habe. Um vier brech ich dann auf, die Zwillingskindlein abzuholen.

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