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Befana, die Hexe, die den Kindern zum letzten Mal vor Ostern noch etwas beschert. Eine Verballhornung der Epifania. Als eine solche erschien plötzlich der schneebedeckte Terminillo auf dem Weg zu L, der ich versprochen hatte, sie in ihrer neuen Wohnung zu besuchen. Blendend weiß im fast schon Dämmer, wie ich ihn ja auch noch vom Lande in Erinnerung habe. Dazu die klare Sicht, die der Nordwind beschert. Die Zeit eines Tässchen Kaffees und einer Zigarette vorm Kamin, Gelegenheit, ein bißchen unter die Oberfläche zu gelangen, die sonst im Öffentlichen hervorgekehrt wird. Was mich wahrscheinlich wirklich hinuntertrieb und mein Rucksäckchen tragen ließ, war eine Flasche Wein. Der Vorwand waren L, eine Veranstaltung um 17 Uhr und eine um 17.30 Uhr. Zunächst suchte ich nach der Fünfuhr-Geschichte, von der ich vorgestern kurz und unaufmerksam gelesen, hatte mir auch den Palazzo erklären lassen, den ich nicht kannte. Wußte nur, daß auch Bernardo dabeisein würde. Aber kein Hinweis in der beschriebenen Gegend. Stattdessen zwei bekannte Gesichter. Ach, das sei eine Veranstaltung für Kinder. Achso! ¡BRAVA ATTRACCIÓN! Und sich nach dem Hinweis ein wenig verkindern. Bumm! Ob ich der sei, der… Ja. Das meinte die Leseabende, nach denen sich dann er erkundigte. An Schmidts Geburtstag der nächste, Thema „Ascensioni“. Zur anderen Veranstaltung war noch Zeit, so gelangte ich vor das Stadttor (die Weinhandlung neben dem Blumengeschäft hatte noch nicht geöffnet), davor wie seit kurzem üblich ein paar Afrikaner, die ich in der Silvesternacht allesamt auf dem Platz unterhalb meiner Wohnung ‚kennengelernt‘. Sie standen die ganze Zeit im Kreis um das Feuer herum, das aus einer leeren Tonne seine Flammen herausschlagen ließ. Einer von ihnen schnitzt dabei ständig an Spazierstöcken herum. Ich kann mir vorstellen, mir mit der Zeit einen solchen einreden zu können, wie ich mir meine Spaziergänge selbst solange einrede, bis ich einen unternehme. Wovon auch zwei Steine auf dem Kaminsims zeugen, weil ich mir vorgenommen hatte, einen solchen jedes Mal mitzunehmen, wenn ich zum Rio Grande hinuntergehe. Die Zeitlücke ließ mich nachschauen, ob die Buchhandlung nicht vielleicht trotz des Feiertags offen wäre. Doch, Robert Danton (nom de plum, versteht sich), Verfasser zweier Romane, zuvor Pizzeria-Betreiber auf den Seychellen, saß und bediente Kundschaft. Ich mach’s mal langsam, dachte ich, fing hier und dort zu blättern an. Kurios das eine: Almanacco 2012. Pro Loco Amelia. Omnia tempus habent et suis spatiis transeunt universa sub caelo. Nächste Seite: „Amelia ist… die Stadt der kleinen Dinge…“. Es folgen Sprichwörter, Wissenswertes, die Wiedergabe von Inschriften in der Stadt. Dann Tag für Tag eine Collage aus alten Chroniken und Archivmaterial. How much. 5 Euro. Und kaufte ihn. Ich wollte mich zum Gehen wenden, wußte allerdings, daß Robert Danton auch Wein verkauft (nicht die allerbilligsten), ging also zur Preisliste der Weine. Jut, sagte ich, ich nehm’ den Chardonnay. Pech für mich, daß er aus den Abruzzen stammt. Aber die ßunge… Fast perfekt das Ganze. Auch näherte sich die Uhrzeit der anderen Veranstaltung, die ebenfalls vorgestern in der Pizzeria publik gemacht worden. Vorstellung eines schmalen Bandes mit kurzen Erzählungen, die Autorin selbst war erschienen an jenem Abend, ihre plakative Ankündigung abzuliefern, wobei ich mich anbot, eine davon im Pianeta Verde gegenüber von mir anzupinnen. Und da die Pizzeria eine Art Brennpunkt der ameriner Kultur, sollte die Lesung dort stattfinden. Als ich dort vorbeikam, traf ich auf den Vorleser, E.P., der immer treu bei den Leseabenden anwesend und auch mal einen Dante-Gesang auswendig vorgetragen in seiner nicht ganz reizlosen Art, die Sprechart des hiesigen Dialekts dabei zu benutzen. Der saß vor der Pizzeria. Drinnen war noch gar nichts los. Er habe gerade den Sonnenuntergang betrachtet. Da aber niemand kam und ich auch nicht wirklich Lust hatte, mir die Geschichten anzuhören, und weil ich ja nun versorgt war, ging ich mit der Entschuldigung, vielleicht doch noch ein paar Seiten übersetzen zu müssen (hätte ich tatsächlich müssen, es gibt derzeit keine Pausen – es wurde dann eine Seite, die terminologisch heftigst zu ergoogeln war: Blitzstoßstrom etwa), wieder hinauf zu mir. Morgen (vielleicht, denn unterwegs wurde ich auch noch zu einem morgen Abend stattfindenden Essen eingeladen) mehr zu der Geschichte, wie ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Vereinsmeier geworden.

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