Das 29. Schaltfebruars Galouye-Journal. An einem Mittwoch.

15.40 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit sieben Uhr auf, erst. Schwere Nacht, nicht vor drei ins Bett gekommen. Desolat, bedrückt. Wegen >>>> des geworfenen Handtuchs. Habe gestern nacht noch mit dem Profi drüber gesprochen, und heute frühnachts, wenn der Bub schlafen wird, treff ich mich mit dem Autor. Es ist eine unbedingte Freundschaftssache, ihm abzuraten; es genügt einfach nicht, das Lektorat jemandem anderes zuzuwerfen; daß ich aufgrund meiner eigenen Ästhetik keine beurteilende Distanz zum Fremdtext herstellen kann, stimmt einfach nicht, auch wenn ich das genau so vorgeschürzt habe.
Also mit der Post begonnen, weiterhin unruhig. Dann angefangen, in Sachen Daniel F. Galoye zu recherchieren, dem mein nächstes Hörstück gilt, das ich im Mai produzieren will. Sehr viel habe ich im Netz aber nicht gefunden. Also Sascha Mamczak geschrieben, der bei Heyne die SF-Reihe leitet; wir hatten uns immer mal treffen wollen, ohne daß was daraus geworden war. Heyne gab zuletzt Simulacron 3 heraus, den >>>>> Rainer Werner Faßbinders wegen berühmtesten Roman Galouyes, soweit „berühmt“ in diesem Fall angemessen ist, so als Wort. Tatsächlich ist Galouye untergegangen. Dabei bezieht sich mindestens noch The Matrix auf ihn, ziemlich direkt sogar.
Dann meine Lektüren fortgesetzt; wirklich große Formulierungen finden sich bei Galouye allerdings nicht; so etwas wie das hier ist selten:Bequeme Sessel zählten zur Einrichtung, und Fresken, die die Saiten des Heimwehs strichen, zierten die Wände.Mit der Lektüre mach ich jetzt weiter, nachdem meine Füße gepflegt worden sind. In der Praxis die Erzählung eines zweiten Mannes, den man innerhalb von zwei Wochen auf der Normalstation eines Krankenhauses hat verwahrlosen und sterben lassen: nicht einmal ein Tropf wurde gelegt. Der härteste Satz, den ich hörte: „Er hat sich den Kot selbst aus dem Darm gezogen, weil niemand da war zu helfen.“ Es ist völlig klar, daß dieser Satz eines Tages in einer meiner Erzählungen nacherzählt werden wird.
Langes Telefonat, jedenfalls, der schönen Fußpflegerin. Anzeige wurde erstattet, die Staatsanwaltschaft ließ den Leichnam abholen, bevor er in der Klinik obduziert werden konnte; das übernahm die Gerichtsmedizin. Restlos – und fahrlässig – dehydrieren habe man den Körper lassen. Es ist aber nicht nicht heraus, ob Strafantrag gestellt werden wird.
In der Klinik sei man des Personalmangels wegen völlig überfordert. Undsoweiter. Galouye wiederum, in „Stoßtrupp“, imaginiert eine hochtechnisierte Zivilisation von Viren, die den Körper eines Menschen kolonisiert. 1957 erschienen.

Der Steuerbescheid ist gekommen. >>>> Meine Arbeit hat sich gelohnt; besser als ich hätte es auch kein Steuerberater hinbekommen, de facto nicht, bei diesem Ergebnis. Im Nachhinein fängt mir das Spaß zu machen an. Und am Cello übe ich grad eine verzwickte (für mich verzwickte) Etude ein: schnelle Saitenwechsel mit dem Bogen. Immer wieder stehe ich vom Schreibtisch auf und übe zehn Minuten. Abends dann wieder Duos mit meinem Jungen, der heute hier schlafen wird.

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