Momentan noch ein bißchen gemailtes Hin und Her mit >>>> Jürgensen; wir werden uns bereits um halb sieben Uhr abends im Café des Literaturhauses treffen, um letzte Ideen zur Dramaturgie auszutauschen. Sehr schön, für mich aber alleine, ist es, daß mein Sohn mit auf der Veranstaltung sein wird.
Schweren Herzens habe ich gestern wegen des Europaprojektes den Brief geschrieben. Er war aber nötig, wenn ich seriös bleiben wollte, nicht huddeln, sondern meiner künstlerischen Klarheit treu bleiben wollte. Ich hänge an dem Projekt, muß aber sehen, inwieweit es realisierbar ist, und das ist es nicht in der Kürze der Zeit. Wir brauchen einfach einen längeren Vorlauf. Vilnius meldete sich nachts dann auch gleich, reagierte ruhig, verstand, aber entschied selbstverständlich noch nichts. Wir werden sicherlich noch über den Tag telefonieren.
Besorgungen sind zu tätigen; ich will laufen heute, das Wetter fordert mich geradezu heraus. Sowie will ich an weitere Gedichte gehen und den Brief wegen des Traumschiffs schreiben, möglichst auch schon hinaussenden: wegen des Traumschiffs und des Kreuzfahrt-Hörstücks. Außerdem nach anderen möglichen Schiffen schauen, die mich mitnehmen könnten. Dann ist noch einmal das Neapel-Typoskript durchzulesen, damit ich am jetzt kommenden Sonntag nachmittag, wenn die Sprecher:innen aufgenommen werden, vorbereitet bin. Noch ist nicht ganz heraus, ob auch ich selbst eine Partie übernehmen muß; mir wär’s aber lieber, wenn nicht. Und ich muß klären, ob ich bereits am Montag nach Frankfurtmain reisen werde oder doch erst am Dienstag in HerrgöttinsFrühe. Auf jeden Fall werde ich den Montag brauchen, um die Sprachaufnahmen zu schneiden; dazu wird am Sonntag wahrscheinlich nicht mehr die Zeit sein. Aber ich kann das auch, mit Kopfhörern in den Ohren, während der Zugfahrt tun; viereinhalb Stunden sollten dafür reichen. Es sind dann ja noch keine Montagen. Meine Art des Musizierens: Hörstücke inszenieren.
(Ich gehöre zu den eher seltenen Autoren, die Lesungen lieben. Denn auch sie sind – gestaltete Musik.)
(9.59 Uhr.
Sonne, 4° C.
Beethoven op. 132.)
Damit ist alles, worum es geht, ausgerichtet, Geistes und Herzens Konzentration. Das Testosteron steigt immer erst während der Lesung.
Zehn Minuten vor Abfahrt. Ein letztes Mal in diesem Jahr den hellen Hut tragen.)
Jetzt doch ein bißchen nervös. Pettersson, Zweites Violinkonzert; ich liebe es tief. Und während der Radfahrt vom Ifönchen >>>> Bachs Partiten. Brittens/Purcells Evening Hymn in den tragbaren CD-Player getan für sieben Minuten vor der Lesung, auch das alleine für mich. Meine ganze irgendwie doch ImmerNochFamilie will kommen, direkt vom Hauptbahnhof aus, von einer Woche Ferien zurück. – Ja, nervös.
Shlomo Mintz, JSBs Chaconne. (Für mich die „gültigste“ Interpretation, die es von diesem Stück überhaupt gibt).