PP8, 4. Oktober 2013. Die erste öffentliche Argo-Lesung. Zu Lesungen allgemein. Und zu ihrer Musik.

Jetzt sei es also soweit, notierte ich >>>> in FB vorhin. Ich habe eben noch einmal das Annoncement >>>> neu gestaltet, morgen werde ich’s >>>> für Frankfurtmain formen; auch dafür sind Einladungen hinauszuversenden. Gestern war ich übrigens nervöser als heute, also ob auch genügend Leute kommen. Ohne daß es vorher Besprechungen in den Zeitungen gab, sind solche Lesung eine vabanqueSpiel; ich hab’s schon erlebt, daß man zu dritt, als Autoren, vor fünf Zuhörern saß, aber eben auch schon, daß es unfaßbarerweise einhundert waren, sogar noch viel mehr. Einiges hängt davon ab, wie lebendig-eingeführt Lesungsreihen sind und wie starr oder flüssig, gestelzt oder frei, ein Ort ist, die, wie das gegenwärtig heißt, „location“. Oft ist es auch eine Frage der Preise, nicht des Eintritts, nein, für hinterher, der Getränke und ob man rechnen muß, wenn man sich etwas zu essen bestellt. Das trifft schon scharf eine Auswahl. Es gibt versteckte Apartheit im Betrieb. Weshalb ich Kneipen für Lesungen liebe, auch Clubs; das Problem besteht nur darin, daß dort nur selten Honorar gezahlt wird oder nur ganz kleines; auf herumgehende Hüte ist wenig Verlaß. Wir müssen aber leben.
Momentan noch ein bißchen gemailtes Hin und Her mit >>>> Jürgensen; wir werden uns bereits um halb sieben Uhr abends im Café des Literaturhauses treffen, um letzte Ideen zur Dramaturgie auszutauschen. Sehr schön, für mich aber alleine, ist es, daß mein Sohn mit auf der Veranstaltung sein wird.

Schweren Herzens habe ich gestern wegen des Europaprojektes den Brief geschrieben. Er war aber nötig, wenn ich seriös bleiben wollte, nicht huddeln, sondern meiner künstlerischen Klarheit treu bleiben wollte. Ich hänge an dem Projekt, muß aber sehen, inwieweit es realisierbar ist, und das ist es nicht in der Kürze der Zeit. Wir brauchen einfach einen längeren Vorlauf. Vilnius meldete sich nachts dann auch gleich, reagierte ruhig, verstand, aber entschied selbstverständlich noch nichts. Wir werden sicherlich noch über den Tag telefonieren.

Besorgungen sind zu tätigen; ich will laufen heute, das Wetter fordert mich geradezu heraus. Sowie will ich an weitere Gedichte gehen und den Brief wegen des Traumschiffs schreiben, möglichst auch schon hinaussenden: wegen des Traumschiffs und des Kreuzfahrt-Hörstücks. Außerdem nach anderen möglichen Schiffen schauen, die mich mitnehmen könnten. Dann ist noch einmal das Neapel-Typoskript durchzulesen, damit ich am jetzt kommenden Sonntag nachmittag, wenn die Sprecher:innen aufgenommen werden, vorbereitet bin. Noch ist nicht ganz heraus, ob auch ich selbst eine Partie übernehmen muß; mir wär’s aber lieber, wenn nicht. Und ich muß klären, ob ich bereits am Montag nach Frankfurtmain reisen werde oder doch erst am Dienstag in HerrgöttinsFrühe. Auf jeden Fall werde ich den Montag brauchen, um die Sprachaufnahmen zu schneiden; dazu wird am Sonntag wahrscheinlich nicht mehr die Zeit sein. Aber ich kann das auch, mit Kopfhörern in den Ohren, während der Zugfahrt tun; viereinhalb Stunden sollten dafür reichen. Es sind dann ja noch keine Montagen. Meine Art des Musizierens: Hörstücke inszenieren.

(Ich gehöre zu den eher seltenen Autoren, die Lesungen lieben. Denn auch sie sind – gestaltete Musik.)

(9.59 Uhr.
Sonne, 4° C.
Beethoven op. 132.)

***

Vorbereitung einer Lesung. Heißt immer auch: Musik hören, die durch dich strömt, weil sie Du ist: Heiliger Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit, in der lydischen Tonart, molto adagio aus op.132, Beethoven. Die Chaconne dann, Violine solo, Partita Nr. 2, Bach. An Evening Hymn, Britten nach Purcell; das aber nur ganz direkt vor der Lesung, im Kopfhörer, versunken zwischen den Leuten. Vorher noch Petterssons Zweites Violinkonzert.
Damit ist alles, worum es geht, ausgerichtet, Geistes und Herzens Konzentration. Das Testosteron steigt immer erst während der Lesung.
***

(17.40 Uhr.
Zehn Minuten vor Abfahrt. Ein letztes Mal in diesem Jahr den hellen Hut tragen.)
Jetzt doch ein bißchen nervös. Pettersson, Zweites Violinkonzert; ich liebe es tief. Und während der Radfahrt vom Ifönchen >>>> Bachs Partiten. Brittens/Purcells Evening Hymn in den tragbaren CD-Player getan für sieben Minuten vor der Lesung, auch das alleine für mich. Meine ganze irgendwie doch ImmerNochFamilie will kommen, direkt vom Hauptbahnhof aus, von einer Woche Ferien zurück. – Ja, nervös.
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