Teile des gesplitterten Perlmutts lagen auf deinem,
im Waschbecken noch obenaufschwimmendem Haar.
Eine auf der Wasserhaut zu liegen gekommene
Decke. Geschlechtsmerkmalslose Materie nun. Iona.
Dir zuvor zum Betör gewachsene. Wie ein dunkles
Wesen, das in seinem keramischen Geburtsbecken
das Wasser aufsaugt, als wäre es sein Lebensliquid.
Als wolle es schwer werden. Sich durchtränken mit
geklärter Durchsichtigkeit.
…
Ich bitte um Verzeihung wegen der sich, noch häufiger als sonst, anhäufenden Fehler. Ich schreibe Iona gerade erst und habe keine Ahnung wie lange sie bleibt. Nichts ist vorausgeschrieben. Ich selbst bin ein Leser, der nicht weiss wie es weitergeht. Ich weiss nur um meine leicht kalten Füße.
Zudeckung …ein Farbspiel: engster Raum, zerstrahlend, Traum
vor Sonnenlicht und nach dem Einfall: eigene Konturen
– der Perlmutt lächelt über sein Gewicht
das seine Spiegellandschaft durch Entzug der Sonne
nicht von dem Zufluss ihrer zarten Geste bricht,
es zieht ihn niemand und es drückt ihn nichts. Du steigst
zu deiner Decke auf: voran die Lippen, Wangen, alles haarnach
verliert an dir das haltende Gewicht. Zur Decke strömst du
selbst, sie pflastert dich mit Farben
der zerteilten Sonne zu.
… Deck mich auf,
tu du es
und helle mein Gesicht.
Mach mich, dass ich dich
pulsend fest umschließe.
Binde! Denn Seele will Gewicht.
Will Berührung, die das Geschlecht
beider Leiber mit Nässe umflicht.
Decke es auf
und lichte, was so
leicht zur Decke steigt.
Ich will trinken von dir,
will sehen, was mich aufdeckt.
Welle-Teilchen-Du …aber ich lieg dir
auf: entdeck ich dich
streift deine Hand mich
fort die dünne Schicht
von Perlmutt treibt
dann ohne dein Gesicht
auf einem Wasser, drin deine Gestalt
noch schwingt: ein Nachhall deines Körpers
Verlust an Wellen, weiter, ungenauer
die Pheromone, die aus deiner Haut
zu ihr hin wie ein Schicksal zogen
zerstreuen sich, ich finde mich
dann ohne dein Geschlecht
Iona, dein Gesicht – alleine.
…ich fließ gelöst um dich
in jede deiner Mulden dringt mein Meer-
salz ein, es öffnet willig jede Pore sich
ein Blütenkelch aus Haut
ich finde mich
in dich –
schmeckst du das Salz, Iona
auf deiner Zunge? bin es ich
in dir, dann bin ich du
und bin dann nicht.
Streich mich nicht aus
deinem Gesicht, trink mich noch nicht.
Siehe…
Ich schreib so nah an dir
als schriebe ich noch einmal
dich. Doch diesmal ist es
eine Schicht aus Ich
ich mache dich mit einem Ge-
dicht, nehm dich von so nah
von überallher, wie es dein
Wunsch war, wie Zeilen
– es nur erlauben.
Welch wunderbares Beispiel. Für einen poetischen Dialog!
… Du schreibst mich möglich.
Legst auf meine Lider
die Schalenbilder leicht.
Ich fühle, was mich sieht.
Schaue, was du schaust.
So bleibt mein
buntbepflasterter Leib
vielleicht unaufgedeckt
bedeckt von dir,
den Wellen
deiner hydrischen Hände,
unter dem Muschelsplitter,
der die Sonne zerteilt.
So bleib ich noch
im zurückgeworfen
lächelnden Schimmer
deines Gesichts.
Du rauschst,
weichst von meiner Seele
nicht. Das Licht deiner
Lebensfarben, es dringt
ein in jede meiner Poren.
Es strömt dein Geschlecht
in meines:
bin ich, bist du,ist Eines.
Verdeckte… Sonne – Dein Gesicht Von beiden Seiten: Wärme
Ionas Haut – ich hülle sie – sie glüht
in mich, die Sonnenstrahlen brechen
an mir – sie wenden sich – doch spüre ich
es hallt im Muschelkalk noch nach
die Form ununterbrochen
zugeströmter Sonne und die Formen
aller Partikel ihres Lichts.
Ich fühle mich wie ein Vermittler weit
Entfernter, lege an
die Sonne dein Gesicht.
In Schmelze schon
über der Haut mit Sehnsuchtatem
unter dem Perlmuttfarbenspiel
noch beider Wärmen
Ionas und des Sonnenlichts
… Nein, halte mich hier,
du bist meiner Seele
nicht kalt, gibst mir
und der Heliose eine
Farbengestalt.
Ich ließ ihr mein Haar,
um in dich zu gehn,
ich ließ es an Land.
Dort soll es verwehn,
ist längst nicht mehr mein.
Ich wollte die Fläche meiner
Haut mir vergrößern, wollte
-unzerspürt und ganz- mich
in dich gebend bei mir sein.
… Ich war zu fixiert auf die Haut – glatt, ungewunden
wollte mich legen, ohne Unebenheit, Widerstand
deshalb mied ich dein Haar, nun wirfst du es fort an die Luft
als wär’s nicht von dir, wie mein Kalk unterm Perlmutt
den dein Gesicht nicht scheut und den ich der Sonne
nicht zeige. Und doch ist er ein Teil von mir und du
wärmst ihn und streichst ihn von Haut zu Wasser
nicht fort, wie dein Haar von Wasser zu Wind.
Ein Blick durch dein Haar – wildausadernd, verschlungen
ein Spiel in den Himmel, ein verworrenes Suchen
dieses Haar bist auch du, verschwende, vergesse dich
nicht, damit ich dich besser finde, ergebe dich nicht
in mich, ich umfahre dich in jeder deiner Gestalten
den Wurf deines Haars, das die Luft peitscht, wie Vorwurf und fort will
wie Strafe, bremse ich weinend als Wind, spiele es
dir an die Schläfen zurück, an denen ich säusel
durchs Dickicht. Jeden Haarstrang entlang fahre ich
bis er austritt ins Licht, wo er in Bläue und weißen Dampf
der Wolken hinaustreibt, wo die Stränge gemeinsam
in die Landschaft greifen und wo eine Sonne
in Reflexen an ihnen bricht.
… Du gibst sie wieder an Land,
wehst um sie und ihr Haar.
Regne!
Sie sehnt noch deine erste Gestalt.
Regne in die Kelche ihres Leibes.
Denn ich habe in die Fontanellen der Menschen geschaut, die gingen,
die im Stillerelief deiner tiefsten Tiefen schlafen,
fand in ihnen die Penismuscheln, die sie in sich gebären.
Sie kommen aus dir und dem Blut, das in ihnen quillt.
Regne!
Ein Regen, der in sich öffnende Erde fällt.
… Sie gab meiner Sehnsucht die Weite
ihrer Haut, meinem Pflaster.
Sonnenloses Vertrauen…
Meiner Besitzsucht ließ sie jede Seite
jede Pore im Wasser.
Fügende – was weißt du?
Ihr Haar warf sie mir zum Spiel, das
geliebte, in Wind, der sie hielt.
Ich will dich von inwärts her
begreifen – wer bist du, die du jeder Schritt
voraus b i s t?
…
Mein Regen soll dich von beiden Seiten
erreichen, innen soll er dein Blut
erinnern woher er dir kam, von außen
die Haut perlend peitschen. Dein aufwärts
gewandtes Gesicht. Dein Wimpernaufschlag
soll ihn teilen, aber in ungehemmten Rinnsalen
ströme er abwärts, deiner offenen Erde zu.
Dein Kelch voll Wasser.
Die Düfte – sonst himmelweit –
ganz eingezogen in mich.
In dir, Iona, und jetzt auch du
in mir von überallher.
… Mein Element in dem ich geboren: ist Feuer.
Mein zweites ist Luft.
-Die als Wind mir Nadelstiche ins Herz versetzte.
Verletzte mich.
Ich verlor ihn schon einmal,
den Duft der Dinge dieser Welt.
Über Wiesen blonden nun Spinnen
meine Netze, Erdbaldachine, durch
die Baumsamen fallen. Und Licht.
Die du, durch Wolken gegangen,
in Erde spülst hinein.
Was ihr warm an dir, kühle mir als Wind nicht aus!
Doch sie ist nicht mein. Ist es nicht mehr. Auch du
kannst sie nicht besitzen. Aber sie wird sich von dir,
jeder deiner Gestalten, umfahren lassen. Ich kann
sie nicht halten. Ich gebe sie her.
Über Dergestalt 1 Viel war zu sagen, sie blieben
lange in einem Bild.
Er bildetete sie
aus dem, was sie nicht war
verriet in jeder Gestalt nur sich.
Es gab s i e nicht
nur ihr Umbild gab es, gab sie.
Er nahm sie aus Bildern
mit Bildern ein.
Auch i h n gab es nicht,
er gab sich, als gäbe es ihn.
Er musste schon fernher gehallt sein
– lose Gestalt.
Wo sie auseinanderströmte
da schloss er sie mit sich
zusammen und hielt sie
ein Bild lang
dergestalt.
… Peitsche mich,
durchtränke mein
Haar mit Regen!
Taufe es!
Streiche es von meinem Gesicht,
streife es nass hinunter.
Und hebe mich als
Wind vom Boden
nur leicht,
damit ich spüren
kann wie schwer
es dann wiegt.
Peitsche mich!
Rinne!
Liege mir auf!
Mit Händen, die ich
dir und mir mit meiner
Lust erkörpern will.
Deinen.
Verschließ meine Poren!
-Ich will was mir zufloss
noch halten.
Werde Mensch!
Will auch mit meinen Gewalten
dich taufen,
dich ungehemmt strömend
umschließen.
Über Dergestalt 2 Wo du ihn her haben wolltest
war er schon da
wo du ihn meintest war er
zur Stelle der Zeichnung.
Zwischen uns zieht das Wort
die Sache mit sich.
Diesen Schattenriss
diesen Mensch, dieses dich
nichts weiter – kann ich
dir gar nicht verweigern.
Mit dem Wort fällt die Sache
mit deinem steht er vor dir.
Liege auf, konturiere
erfinde.
… Ich kann ihn:
-einen Menschen-,
nicht erfinden.
Er käme nur aus mir.
Geschient wäre sein Körper,
geschient wäre seine Gestalt,
rein von Sehn:sucht nur …
-Ein Halt, in dem wir beide nicht sind.
Was bist du?
Deine Worte machen mich blind.
Nur >>> sie kann es,
kann auch ein Umbild bilden,
es schilden mit Ewigkeit.
-So sind wir dunkel dann.
Gedreht in stillste Lichtlosigkeit.
Nein, ich kann es nicht,
denn ich weiss: auch Schatten
legen ziehend ihre Stirnen
ans Sonnenlicht.
…luftdicht an dir… Ich will dich beim liebsten Wort
fassen, das dir nicht weh tut
sich an dich anschließt und hält
als wäre der Zwischenraum Lüge.
Wer sind sie – die Namen?
Wir sind nicht zur Show geboren.
Sprüche fühlen wir nicht
als würden sie uns behaupten.
Ich will dich, Iona, und jede andre
Bezeichnung, die sich an dir findet
heben: aus den Zeilen und Zeichen
und trittst du mir gegenüber, ich
[edit: jetzt seh ich die Daunen!]
will dich begreifen
in Echt.
Fremde Du kannst mich nur
durch sie begreifen,
durch mich begreift sie sich.
So schaust, wenn Fremdes
dich greift, du auch dich.
Denn Menschen,
die einander schauen,
reifen den anderen:
und somit auch sich.
Drillich Den Blick und die Linse
will ich, die Begreifende
die durch sie Begriffene will ich
auch und das Ineinander-
gewundene, das beide sind.
Mit diesem Wunsch dreh
ich auch mich in den Vorgang.
… An ihr Haar
schließ dich an.
Ich schließ mich an dich,
will den Lärm
überflüstern.
Schließ an im Tanz.
Schließ an im Wort.
Nur dich.
Über Dergestalt 3 (Gestaltlos) Er sucht Anschluss, so weit von ihm
Rede sein kann.
Er stieß auf so viel
Enttäuschung – ihm dämmert
die andere Deutung: die Welt stieße ihn
von sich ab.
Wenn er über alle Selbst-
schutzgrenzen hinweg
die Vorgänge anschaut & fortführt
dann sieht er sich selbst
aus Unertrag
in die Selbsttäuschung
laufen, immer den Weg vor sich
mit schönen Worten, wie Blüten-
blättern bestreuend.
Den willst du zum Anschluss?
Aber er reicht noch nicht mal
zum Anhang, selbst „Symbol“
wär für ihn zu bezeichnend, immer
meint er weder die Dinge, noch
meint er jemals sich selbst…
… Was täuschte dich?
Waren es meine Worte?
So wie deine, die du an mich legtest?
Sie sagte mir, wenn sie weiß wer du bist,
dann falle ich ab von dir,
ich wäre nicht mehr,
hörte dann auf zu sein.
Sag mir, dass das nicht stimmt!
Was ich schrieb, das waren meine Worte.
Meine, wie ich sie hatte für dich!
Du warst es, gabst mir in deinen
Elementen eine Gestalt. Du sangst.
Doch was ich jetzt fühle ist kalt.
Wenn ich dir hier nicht bin, wo bin ich dann?
Was passiert mit mir?
Ich habe Angst
Über Dergestalt 4 (Vom Abgestreiften) …in manchen Nächten les ich ihn auch
als Spott, ein nicht ernstzunehmendes
Etwas, das sich nicht kennt, nur aus Bildern zu wählen
weiß, an der Erwartung entlang, die es flugs
von der kleinsten Regung Begegnender
abstreift und einsieht und der es gleich nachgibt.
Dieses Etwas kennt den Reiz und die Lust und den Schmerz
am Reiz – ist sein einziges Dasein.
Es kennt Farben und Töne, Formen und Rhythmen
kennt die daran wie in ein Nichts entwachsenden Wünsche
von Menschen – Wirklichkeit immer + x
hergenommen vom Tasten, abgelauscht vom Herzschlag
organisch auswärts gewachsen, um eine Selbst-
verneinung gewachsen. Nein – jede Kontur
die abweichend abbricht; Nein – jede Schwingung
die unvermischt rein durch den Raum klingt.
Alles zeichnet ein Bild, spielt die Musik
der Verherrlichung – dem Mangel an Alternativen
entwachsen – auch das weiß ich manchmal. Da steigt
Angst – wenn Steigen das Wort ist, vielmehr drückt sie
als wäre ich nur eine Fläche, die nur durch Druckausgleich
gleich bleibt – Angst steigt da auf, dass es so rücksichts-
los in den helleren Stunden Andre zum Sinn verführt
den ich tags darauf: auslach und auswein und dann
aus der Selbstgleichung ausstreich – abgefallen von sich
Abfall und Unrat aus Zeichen, eine Fassade, von der
Lack und Farbe sich schälen, Mörtel sich bröckelnd
herauslöst, Ziegel um Ziegel herausbricht
und hat es so diese Mauer, die ihn umschloss abgetragen
erblick ich dahinter – ra
stlos – die nächste Mauer – so trägt man sichab. Und da sollen Andre an Seinem/meinem Alten fest-
halten, sich vielleicht damit gleich-
setzen, wenn sie zu schwach sind
oder es in Erwartung
der Auflösung mit übersteigen
ohne zwingend-festen Grund zum selben mühseligen Weg
verleitet. Wo es selbst nur tut, was es nicht lassen kann
weil es ihn nicht loslässt, fürchte ich selbst, man nenne mich
selbst einen Anlass – bei jedem unglücklichen Ausgang –
dann sagen sie plötzlich: Er wollte uns jede Hoffnung
nehmen und zeigte am Ende des Abbaus immer
nur neue Mauern! Ein Sadist schöner Worte, ein Wahn-
sinniger, der, was ihm passiert, so beschaulich fixiert
und so fassbar ausbuchstabiert, dass jeder, der davon probiert
seine Krankheit in die Seele mit aufnimmt –
Eins mit den Zeilen! oder: Ein Scharlatan
und man hatte gedacht, der wär heilig!
Diese Angst (mit noch mancher Verzweigung
einer Verzweiflung) drückt mich oftmals
von beiden Seiten.
______________ Die Kälte, die ich mit dir teilte
hätte es niemals im Ansatz verstanden – es ist
nur ein Zeichen – wohlisoliert und mit einer Bedeutung
versehen – aus dem unübersichtlichen Chaos von Worten
halbfertiger, halbaufgegebener Zeilen, die mich
davon überzeugen – wo wir uns finden –
dass ich sie meine.
… Dieses Etwas, -ein Mensch-,
was will es? Immer noch
mehr und lebendiger sein?
Das wähnt er hinter Mauern
zu finden?
Jede, die er abträgt, ersteht
als selbe, neue hinter ihm,
die er abermals abträgt, nicht
mehr wissend, dass er es, sich
selbst auf den Fersen, schon
tat. Was erwartet er auf der
anderen Seite?
Erwartet es ihn?
Sucht er die eine Empfindung,
obwohl er sie hat? Er sucht sie
am anderen. Er sucht sie an sich,
im Wort und der Welt.
Lass los,
solange es hält, und alles fällt ab
für einen Moment, was den Leib
mit Schellen schließt, zu einem
Gefäß, in dem ein Wasser steigt,
in dem all das ertrinkt, was dem
Leben lauscht
und dem Herzschlag.
Lass los,
so zeigt es Gesicht,
so deckt es sich auf,
tritt ins Licht.
Kehrtversuch Jeder hat seins – das Straucheln und das Warten
das Abgleitwort an dem du durch die Zeit rinnst
und den Trompetenton dazu, der sich nie hören lässt.
Die Ge
igenstimme an verschwitzten Fensternwo selbst die Schatten keinen Stillstand wagen
sich weiterwringend an die kalte
von viel zu viel Geduld erschwerte Luft.
Was hab ich mit den Worten, die ich sage
schon zu tun? Auch das Gedicht ist nur der letzte
Rückhalt der rücksichtslosen Geste vor dem Ausbruch
die letzte Sammlung, letzte Zurückdrängung
bevor Aufrichtigkeit dich reißend überflutet.
Letzte Verpackung aus der Angst vorm Inhalt
vor dem haltlosen und uneingeschränkten Schritt
in eine bisher gänzlich fehlgedeutete und fremd
erstarrte Welt. – Ins Licht, ich möchte ja, ins Licht.
… Sagtest du nicht, diesen Mensch,
dieses Dich-nichts-weiter, kannst
du mir gar nicht verweigern. Doch
du zeigst mir nur den Schimmer
eines Gesichts.
Binde mich wieder. Begegne mir.
Öffne meinem Leib deine Hände.
Ihn nicht anzufassen wäre ein absoluter
Verschluss. Ich öffne meine deinem.
Rühr mich an, du tust mir nichts.
Will mich, meine Seele, nackt auf
dich legen, kein Bild abstreifen von
dir. Wir müssen nicht sprechen,
wir können einander wortlos sein.
Gib dich mir.
Zeig auch den Schmerz.
Gib mich dir. Versuchs.
In deine Nacht will ich schaun.
Lass es hier, jedes Bild unserer Worte.
… Die Bilder kamen mir
unhinterfragt, ich legte sie
so wurde alles heimlich
ein Kunstgriff der Geborgenheit
und Wendungen und Worte
tonlos angenommen
bei der Generalprobe vorderzeit
als noch von keinem Ich die Rede war
es ist: ich hasse meine Bilder
wenn das Gesehene zurücktritt
und nur das Wortgewand vor mir
-korsett, -skelett, ein Wortgewinde
um mich selbst und die Verweigerung des letzten
Ausdrucks, den es nicht gibt
und Zeilensprünge, diese eitlen Gesten: sieh
wie viel mehr ich seh, dann sehn wir weiter
ein Legolyrikdenken, das mich abstößt
wenn es zurücktritt – bin ich Zwei?
die Assoziationsmaschine liegt meist brach
das Rechenzentrum knüpft dann blinden Fleck
an blinden Fleck und nennt es dann: Gedanken
ein Wille ohne Gegenstand und doch mit Absicht?
vielleicht ist’s das: ich hab die alten Bilder
satt, ich will mich mit dem Jetzt aussöhnen
und ich suche nach den Worten, die nicht
durch ein tradiert-verstecktes Urteil noch
vor dem Kontakt schon mit den Dingen sich zerstreiten
als wären sie nicht von der Welt
Ich will, dass auch ein Kabel um die Hüfte
sich gut anfühlt, dass auch das Neonlicht
auf Plexiglas dich mystisch anfasst
deren Gesicht mit ihm auf einer Nacht liegt
und will die Wendungen dafür – so stehn sie nicht
nicht dir nicht mir, die Sachen, weil die Worte
nicht von ihnen abgelesen sind
mein Pathos ist mein letztes Hindernis
ich will das Neue nicht anfeuern, sondern ich will endlich
die Selbstverständlichkeit ausdrücken, die sie sind
und die mir immer noch – sie kommen schneller
als wir an Sprache bauen – gänzlich abgeht
ich will ein neues Sprachpaket
Formatwunsch: .einklang
willst du an dir auch solche Bilder tragen?
… Du testest mich?
Das Korsett aus Kabeln
schnürst du meinem Körper.
Ein schwarzes, meine Wärme
isolierendes, Exoskelett.
Ob ich es tragen will?
Ich will, dass du willst
dass ich es will.
Dann will ich es.
Doch ich öle mein Haar
denn
ich rieche und schmecke dich nicht.
Ich höre und sehe dich nicht. Stehe
unberührt im Strom dahinwellender
Bilder.
Führe mich! Gib meiner Haut
die Farbe deiner Lust!
Führe mich heraus. Sieh meine!
…
Ist es das? Empfinde ich Lust
am Verlust meiner Bilder?
Sag´s mir! Gib mir deine!
Lust Das Exoskelett, das dich umwickelt
bist du noch einmal dem Strom nach
und mit Neon-
lichtstreifen phasisch bezeichnet.
Die festen Hüften und um sie
pure Lust: fließender Strom.
Wo das Öl aus Haaren auf Kunst-
stoff tropft, da schmilzt seine Mattheit
da glänzt er ölfarben.
Ich will nicht die Kabel sein, dieses Mal
will ein Mensch sein, der diese Linien
nachfährt und weiß
dahinter bist du, durch dein Haar fährt
mit öliger Hand zwischen Kabeln
hindurch nach dir spürt.
… Taste nach mir. Ich will spüren,
wie du mich erspürst.
Umfasse mein Haar,
schlinge es fest um deine Hand.
Ich will, dass du mein Gesicht,
den reinsten Ausdruck darin,
dem Himmel zeigst.
Wringe es.
Öl soll von deinem Handgelenk
auf meinen Rücken tropfen.
Verbinde meine Augen.
Multipliziere meine Lust.
Öle mich, jeden Muskel,
der mich spannt.
So ist auch mein Körper
blank dem Himmel gebleckt.
Spüre nach.
Doch verschmelze nicht mit mir,
denn lieber als die Orgie ist mir die Disziplin.
Was ich wirklich will an mir,
ist der Duft deines Geschlechts,
der auf meinen Lippen kondensiert.
Ich will dir präzise sein,
in jedem Ausdruck meines Körpers.
Doch dazu brauche ich deinen.
Ich will dir wirklich sein.
Auch meine Stimme soll dich stimulieren.
Lust, die mein Mund moduliert.
Dich aus jeder Perspektive aufnehmen
für die Nachwelt speichern
dich durch jeden Filter und jede Linse
mit dem Blick begleiten.
Spiel das Raster der Körper-
konstellationen vor ihnen durch
ich will auch die Töne dazu
und dein Schweigen aufzeichnen
Jede Möglichkeit von dir aufsaugen
endlich einen Menschen zu 100%
haben, ihn hochstellen, öffentlich zugänglich
machen, für jeden zu sehen. Hochgeladen.
Auch damit wärst du verfehlt.
Zeit, sich abzufinden, dass du nur in Aspekte-
staub im Netz dieser Raumzeit
die für ganze Dinge zu fein war
sequenziert existierst.
[…]
Und holst aus mit sternarmiger Luststernarmigen Wünschendie dein fragmentiertes
partitioniertesGesehen-werden nichts angeht. Darin bist du ganz.
Wo du fragmentarisch zerfällstzieht die Lust um dich
einen Umriss aus Ichheit.
Lass sie auch um mich sein. Ich weiß nicht
ob das schon Verschmelzung ist, wie ich
nicht weiß, was sie sein soll, diese Verschmelzung.
In dem Sogenannten, kam ichmir oft genug vor: Wie Öl auf Wasser.
So verschmolzen war ich.
Demgegenüber im Klang oder über den Zeichen
aus denen sich meist nur Tote hinüberlehnen
in meine Welt, kam’s nicht wie ein fremdes
Element mir vor: Als ich mich für sie hielt.
[-]
Was wär Lust, zög sie Grenzen
wo alle Gedanken zerbrechen?
Was wär aus Vagheit und Streuung
in den Raum der Eindeutigkeit gestellt
dieses Geschlecht?
… Nicht der Trennstrich ängstigt mich,
mich schmerzen andere Dinge.
Zeichne mich auf: I-o-n-a.
Doch ich weiß, du kannst es nicht.
Kannst ihn nicht zeigen, diesen Menschen.
Auch darin bist du Mensch.
Hundert Prozent oder nicht,
sehen kann ich ihn immer.
Immer mit anderen Augen.
Leicht ist das nicht.
Diese Sequenz, wie du es nennst,
vielleicht zu perfekt, nicht wahr?
Aber ich weiß nicht, ob ich das auch um dich sein lassen kann.
Weiß nicht, ob ich wie du, wie Öl auf Wasser bin.
Du findest dich ab. Das kann ich nur schwer.
Und das macht mich zu einem Bluter.
… Ich finde mich ab
man nennt das: Sinken und Fallen
ohne Boden in Sicht
nur verwundert wie tief es doch geht.
Obenauf schwimmen und ganz tief unten sein
istgefühlt meist vereinbar.Und wenn ich große Worte auffahre
dann ist es nichts weiter
als der Umschlag für meine Leere
eine leere Verpackung
Ein Versuch mit Bildern Unmögliches
Nichts zu erfassen.
Alles ist zu perfekt für uns
:große Geste:
wir werden geboren
um im Meer der eigenen Bilder bald zu ertrinken
:schwacher Schluss:
häufen Wasser auf Luft und wundern uns
dass es zurückfällt.
Aber auch in dem Bild spielt die Richtung
keine Bedeutung.
–
… Ich tauche noch einmal herab mit dir,
doch dort unten musst du sterben.
Kannst du sterben damit Leben ist?
Ich weiß du kannst es! Du wirst es sehen.
Ich tauche noch einmal herab mit dir,
>>>dir zu begegnen
:
…
… : Sie saß noch auf seinem Bauch bis er unterging.
Wasserhände spülten unablässig das Leben aus ihm.
Spülten es in allen Farben ins Meer. Iona. Ungespürte.
Ihr Geschlecht in seinem warmen Blut waschende.
Umherwogende Welt. In die, aus ihrem Spiegel,
roter Meeresschaum schwappt. Unendlich weit
hergespülter. Leckt meine Füße. Leckt Land.
Altes, von Geschichten verwittertes.
——————————————————————————-Fin.