Untriest 13. Am Freitag, dem 23. Januar 2015.

[Arbeitswohnung,
8.36 Uhr.]

Seit zwanzig nach fünf, Geliebte, am Schreibtisch. Die beiden vergangenen Tage keinen Alkohol getrunken, auch abends, bewußt, nur Tee. Also kam ich vor Mitternacht ins Bett.
Ich muß wilde Träume gehabt haben, war klitschnaß, als ich – doch ohne Erinnerung an sie – erwachte. Sofort habe ich mich an die weitere Überarbeitung der >>>> Triestbriefe gesetzt, weil ich mich, zusammen mit einem Exposé des Romans, mit den ersten dreien oder vieren um eine Förderung bewerben will, und da läuft bald die Frist ab.
Aber nicht nur deshalb muß ich den dreiunddreißigsten Brief noch „schieben“. Sondern gestern abend telefonierte ich wieder mit meiner Redakteurin, und wir konzipierten das Hörstück noch einmal um; eventuell muß ich sogar das Typoskript revidieren, was dann ohnedies neue Studioaufnahmen nötig machen wird. Vor allem sollen die O-Töne betont und weitere eingefügt werden. Erst einmal hängt einiges davon ab, für wann ich einen weiteren Studiotermin werde buchen können.
Unterbrechungen wie jetzt der Briefe sind nicht gut; andererseits sind sie unterdessen in einer Phase angekommen, die Distanzierung bereits erlaubt; ich merke das bei der Überarbeitung sehr, beginne kalkulierend zu konstruieren und kann das auch tun, weil Hitze genügend drin ist. Außerdem zeigt die Erfahrung der letzten Wochen, daß ich über notwendigerweise eingeschobene Pausen immer recht schnell wieder hinwegspringen kann. Es ist „nur“ psychisch belastend, sich neu und neu in den Leidgrund zu begeben; der Sport hilft da jetzt sehr, ebenso die Alkoholabstinenz. Wenn der Körper funktioniert, steht auch der Geist bei Fuß. Außerdem schiebe ich den Schwimmtagen jetzt immer je eine Viertelstunde Solarium nach, schon wegen des Lichts, das mir in diesem, nun ja, „Winter“ so fehlt.
Jedenfalls hat sich durch das akustische Kreuzfahrtprojekt von Anfang an der Wurm gebohrt, seit anderthalb Jahren geht das so. Nun muß ich ihn herausziehen; zu viel Existenz hängt von dem Stück ab, meine ganze finanzielle Sicherheit bis zum Frühsommer, damit das ökonomische Wohlsein meines Sohnes genauso. Die Idee einer poetischen Geschlossenheit, wie sie das Typoskript anstrebt, werde ich wohl aufgeben müssen.

Soeben mit der Dispo des Haupstadtstudios telefoniert; Nachaufnahme am 31., vormittags. Der späte Zeitpunkt schafft einen noch neuen Druck, weil ich am 3. Februar zu einer Versammlung nach Frankurtmain muß. Aber schneiden kann ich auch am Laptop.

Weiter mit der Briefüberarbeitung. Zum Schwimmen geht‘s um zwölf.

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