[Sur le toits de Clichy,
10.30 h]
Eine Schwierigkeit stellte sich ein, ein Mißumstand, den ich heute beheben muß. Das macht eine nicht eingeplante Ausgabe nötig. Denn das ins iPad integrierte Mikro ist sauschlecht – zu schlecht jedenfalls, um für >>>> mein Youtube-Projekt wenigstens annehmbare Tonergebnisse bereitzustellen. Besonders deutlich war es gestern : >>>> Dort ist das Gedicht fast nur dann einigermaßen gut zu verstehen, wenn man mit Kopfhörern zuhört; die sowohl im iPad als auch Laptop eingebauten Lautsprecher geben es nur ungenügend wieder. Also brauche ich, um ein externes Mikro anzuschließen, ein spezielles Interface, das ich nachher besorgen will.
Eine zweite Möglichkeit wäre – ich werde sie gleich ausprobieren –, von den Aufnahmen nur die Videospur zu verwenden, die Texte selbst aber getrennt mit gutem Mikro einzusprechen und sie später ins Video hineinzumontieren. Das erhöht aber die Künstlichkeit; ich will indessen das Spontane, Improvisierte, Handkamerahafte dokumentieren, bzw. in Szene gesetzt wissen – gerade bei poetisch sehr gebauten und ausgehorchten Stücken.
Morgens wollte ich mich, vorhin, vor ein Café setzen, um das erste neue Gedicht zu entwerfen; aber es goß die ganze Nacht durch, goß noch in mein Erwachen; erst jetzt hellt es draußen, trotz noch schwerer Bewölkung, auf. Dabei war es gestern tiefster, was bedeutet: allerhöchster Sommer; Paris empfing mich bereits gleißend. Freilich ist es in den Zentren, traditionell ferienhalber, still, und fast zwei Drittel aller Geschäfte sind ge-, nein, sogar radikalverschlossen: nicht nur harren sie hinter heruntergezogenen schweren Gittern der noch fernen Rückkehr ihrer Besitzer, sondern diese haben oft auch innen die Schaufensterscheiben mit Pappen oder großen Papieren verklebt : Man soll nicht wissen, was hinter ihnen vielleicht noch erraubbar.
In meinem Viertel freilich, je näher man der Barbès kommt, und sowieso etwas südlicher seitens der Gare du Nord, der gewohnte Betrieb: Dort fehlt den Leuten das Geld für den Urlaub: den Nordafrikanern, den Nahost-Arabern, auch vielen Indern; allein die Kinderfülle macht wegzufahren zu teuer.
Gut, wenn ich das Interface besorgt und die neue Aufnahme im Kasten habe, geht’s an Die Brüste der Béart, die ersten dreivier Stücke draus, danach an Pounds Ysolt. Und mit >>>> Phyllis Kiehl habe ich telefoniert, die ebenfalls in Paris ist, sogar länger hierbleiben wird als ich. Wir wollen uns am Abend treffen, ganz woanders, quasi, nämlich in den, wie Aragon sie genannt hat, Beaux Quartiers : rive gauche. Bis dahin will ich einiges zuwegegebracht haben.
Und Prunier muß ich dringend schreiben ; vergaß es gestern.
Übrigens kann ich hier kochen ; es gibt ein Gemeinschafts-Küchlein, kurzes « ü », sonst wär’s ja ein Huhn. Den Fisch hol ich beim Maghrebiner.
Schwere Geburt, aber schließlich klappte es (noch immer ohne den Mikroanschluß, der in Paris heute nicht zu bekommen war: Sehr seltsam, Apple Stores und Computerläden, in denen es nicht einen einzigen Nerd gab; egal):
>>>> D o r t – – –
@ anh; zunächst ein herzliches „bonne soirée“ nach paris. derweils lausche ich via kopfhörer der täglichen dosis. wie wäre es gelegentlich mit einem gespräch über glöcklers Tamar, den ich für eine exceptionell gelungene bibel-adaption in der deutschen gegenwartsliteratur halte?
A.