Für Pivecka. Ottava Ameriana: Diotima filia. Am Sonn(en)tag, dem 23. August 2015.


[Traumschiffs Kamintisch,
9 h]


Habe geträumt, doch was,
ich darf‘s hier nicht sagen
(nicht publizieren ungefiltert)
aber gibt einen wunderbaren Gedichtanfang her
Von meinem Machismo wird man wieder mal
sagen: schaut her, so ein Unhold
(Ich entdecke die „|“ als Zeichen für Rhythmen,
was mir immer gefehlt hat: daß die Betonung erkannt wird
etwa Synkopen: Sätze mit Vor|halten beginnen
Erschien >>>> eine schöne Kritik in Wien,
an der mich der Sub|titel begeistert:
ein „fast | fröhliches Buch“ übers Sterben,
und er versteht‘s auch, Herr Ascher (von Poe?),
wie man erzählt und doch nicht verrät,
nicht die Pointen und nicht gar die Fabel,
dabei war der Traum von Zartheit,
ich willenlos selber genommen
als eine, wie ich gern sage, Struktur,
seh noch die , schmeck noch die ,
Reflex auf >>>> Confessio, wie ich jetzt glaube,
fünf vor Mitternacht stand das Ding drin,
der Laptop hatte heftig zu rödeln
kam an die Grenzen des Arbeits|speichers,
lief beinah heiß;
so gingen wir nicht, wie vorgehabt,
in Boccarinis Kreuzgang|kino zu Birdman
und der Freund wärmte sich auf | was vom Vortag
(ich von mittags und Blicken noch satt)
Morgens stehen wir gleichzeitig auf
meist
er an den Tee, ich den Espresso zur Latte (lacht)
über ein „Mor‘ng!“ geht‘s nicht hinaus.
Schon die Stufen und Sinnen | heute kein Pound
sondern die eigenen Zeilen | rechts mit der wellen-
wiegenden Hand in die Luft des Cortiles geschrieben:
so Demeter nahe gewesen, nachdem unsre Einsiedelei
mich beinah schon von den Müttern entfernt hat
Ich dachte den Rückzug, dachte das Land,
dachte Steine, Erde, Holz und wie | Wasser hier
unzivil niemals ein Unglück | geht es daneben
(den Kaffeesatz geb ich direkt auf die Pflanzen)
In Berlin allerdings, bleibt vom Fleisch etwas übrig,
geh ich hinaus nachts und fütter die Füchse;
trotz|dem ist’s hier leichter, im Einklang
ein Umklang zu sein: ich spüre Verschmelzung
(nach der, freilich, Erschöpfung, dem Ausbruch,
schwarze Wut als ein Sandsatz gesunken | schmeckt
wenn mit Zucker genügend versetzt | zum Beispiel der
Frauen Blicke: Frauen|blicke zu Männern – Confessio)
Am Katholizismus das Gute ist, daß man ihn umgraben kann;
er wird naß; der Protestantismus hingegen bleibt selbst
nach ausgedehnten Regen ein Sand, dem nichts wurzelt;
er kennt keine Menses: identifiziert | Schuld nur mit Schuld,
nie mit Vergebung zur Welt –

Anders als der Freund (wiewohl er das Buch
nachher sehr mag), find‘ ich, Pivecka fängt
g l e i c h | gut an (gleichgut):


Hängengeblieben sofort, als die zwei Frauen sich über Männer austauschen:
“Wenn ich liebe“, sagte Emmi, „dann interessiere ich mich für alles, was den interessiert, den ich liebe. (…) Umgekehrt gilt das nicht.“ „Wie meinst du das?“ „Sie interessieren sich nicht für das, womit wir uns beschäftigen.“ „Stimmt. Sie interessieren sich für das, was sie aus uns machen können.“ „Pygmalion“, sagte Emmi.
Ich mag mir das nicht anziehen (für Regine liebte ich sogar den Klang der Klassischen Gitarre, die mir zu schwach war im Klang, für Do las ich mich in die psychoanalytische Theorie ein, der Löwin folg‘ ich auf Künstlerinswegen, Κίρκη, soweit ich’s vermag, planier ich den Weg und bang jeden Tag um Diotimas Sehnen; nur लक्ष्मी, indes, hielt, was sie rührte, vor mir geheim);
nein, ich mag mir das nicht anziehen;
aber es ist etwas dran.
Manchmal genügt eine Warze, kaum sichtbar;
sehen wir Männer sie doch, sind wir frei –
(: auch dies ein Themenschatten, Béart, meiner Hymnen
Hymnos, gestern nacht | fiel es mir ein, als ich das Video schnitt
Hymnen sind diese Verse
(Wer noch wagt sie außer mir?) –

>>>> Pivocka bestellen,
Punk Pygmalion bestellen
„unter dem Schutzmantel der Anonymität den Stillstand aufheben“
muß man sich merken unter dem Wasser,
war es denn nicht ein Seenfrauenmantel?
„Frau Doktor, Frau Doktor, helfen Sie mir | aber so
daß sich nichts ändert“ | erzählte Do und sie lachte
Bodensatz der Wünsche im Kitsch | so die Musik
so auch Adornos Kritik: nach wie vor gültig
(aber gleich kommt das Scherentier wieder mit Zappa) –

Chelebidache >>>> dirigiert rückkehrend Bruckner

und ich, mitdirigierend, geh ans Gedicht:

(Was nicht stimmt | Bei Prosa hör ich Musik
Gedichte erlauben das nicht
aber ich könnte nur das Bild laufen lassen
und meinen Ton hineintun):

ganz ohne Wissen die Jüngre | Diotima II
voll von dem Willen der Mädchen
in denen aus Ahnung die Sonne | warm auf
ging | von ihrer steigenden Macht

(meiner steigenden Nacht:
fast | fröhlich
…)


*

4 thoughts on “Für Pivecka. Ottava Ameriana: Diotima filia. Am Sonn(en)tag, dem 23. August 2015.

  1. schnipp-i(s)ch ? nun, an zappa lässt sich für mich eines festmachen, nämlich dass – für mich – aus seinem grossen werk zumindest eine scheibe ( ‚overnite sensation‘ ) exzellent ist.
    ( für mich gibt es in der mir bekannten musik wenig exzellenz )
    sowieso rede ich selten über künstlernamen ( also sowas wie DEN bach, oder DEN mahler usw. )

    also : hat es ein_e künstler_in geschafft, wenigstens eine exzellente pop-nummer gemacht zu haben ( oder gar eine exzellente oper analog ein exzellentes buch ) so
    freude für künstler_in ( hoffentlich ) und mich.

    * andererseits beruhigt es mich regelrecht, wenn andere leute nicht so langweilend-exclusiv auswählen müssen wie ich.

    1. @scherentier Es freut sich und leidet aber nicht „die Kunst“, sondern sie ist immer auch persönlich, braucht die bestimmte Person (sonst entstünde sie nicht: eben persönlich), ist kein Abstraktum und wär
      leer als Abstraktum; –

      andererseits bin ich froh, daß ich Exzellentes immer wieder finde, sehr vieles, das für sich allein über alle andern (um mit Nietzsche zu sprechen) hinwegträgt: Man kann sich wohl selbst, wie man liegt, nur betten.

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