Angemessenheit, zu erwarten. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 9. Dezember 2015. Gedicht mit Weltlage.


[Arbeitswohnung, 7.07 Uhr]

Zuerst Korrekturen zu lesen, über den gesamten, bis morgen früh, Tag
Das kam gestern, die Bitte, herein: anders als in Frankfurt besprochen
Dazu, immer der Nachklang, >>>> die dortige Lesung: 55 Hörer, Bücher 2e
                                                                                                  verkauft
Das macht einen stumm bei dennoch standing ovations:
Ich mach da was falsch, wenn ich vortrag | als
wüßten nachher alle das Buch-insgesamt schon | Wozu‘s dann noch kaufen?
Umdenken also: die Lesung als teaser | nicht als, wie ich immer will |

                                                                                                  Kunst

Und die Kritik zum >>>> Don Carlo | Ich hab mich im Nachhörn und -lesen

                                                                                                  vergraben
wie insgesamt: nix „inspirare“ | Frust selbstverständlich
(frustrum ist „Täuschung“): Soviel zu >>>> dem da
(frustra habere), für das, was ich bin | und | was mein Werk ist
Wir können Unvoreingenommenheit nicht erwarten, nicht mal freies Blicken
Wir sehen durch das, was wir meinen: geprägt | im Bösen so wie im Guten
(Wo Es ist, soll Ich | wo ÜberIch aber, ist Es;
Wolf Singer schreibt über Determiniertheit & frustrum; von seinem Aufsatz
steigt ein glühendes Warnen | auf wie das iri|sierende Grün entzündeter Moore:
Aptum esse non potest.) | Doch wie ein Schrei, der sich nur selbst
hört und sich in sich bohrt, in m i c h als ihn selbst: So
schaut doch mal hin! | All diese Gaben | (sind doch wie gleichsam nichts:)
„Ich verbrachte die Nacht | mit ihrer Leiche“: wie aber ich
dachte | „hätt er doch corpus gesagt..!“
Schulter an Schulter mit Assads Lands|knechten | Giftgasallianzen im
Namen der Demokratie | Zum, sagt Karl Kraus, >>>> Daish | fällt mir nichts ein
30000 Kinder >>>> ohne Obdach in Deutschland schon heute | las ich
sprach ich gestern mit einer ganz jungen Frau, die im Parka vor Penny
auf mich zutrat und frag|te: „Bist du an|schnorrbar?“ Nicht mehr
als ein nur-noch: „… für uns?“, und sie meinte das Hundchen
das in der Kiste
zitterte
So kauft ich ein, für mich, und für sie Spekulatius und Milch, Brot und Wurst
und für das Hundchen Kau|streifen Ein | NikolausIch drei Tage später
zahlt sich die Schuld vom | Leib | Auch daher die Ängste Pegidas
Gott schuf den Menschen direkt | Wir sind, was wir waren Die
Evolution ist Erfindung des Westens | Verhüllung des Haars
Menschen als Sturmsee & Brandung
>>>> Baberowskis >>>>Europäische Mauer und | sonntags steigen wir hinauf
mit den Kindern und wickeln uns das Butterbrötchen aus
auf der Bank, und wir futtern‘s und sehen entzückt den
Kenternden zu beim Ertrinken | Wie sie uns zu-
winken – Tausende Flaggen der Arme und Hände
flattern für uns und versinken
Der Buchmacher läuft übern Damm schon fürs nächste Boot:
Rien ne va plus wenn es kippt | Jubelnd, die rechtzeitig dealten
Am längsten hielten sich Babies oben | wenn nicht die Mütter sie hielten
Nun laß doch schon los, dumme | Kuh attracts last-minute shoppers!:
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