Weiterlesen darf ich jetzt nicht bei Klemperer, wo ich am 2. Februar 45 angekommen bin, erste Berichte von Flüchtlingen in Dresden, es findet ein Sich-Zuspitzen statt, das vom 13./14.2. natürlich noch gar nichts weiß. Wer wissen will, wie’s war und schrecklich wahr war, der lese diese Tagebücher und meinetwegen Fallada’s ‘Jeder stirbt für sich allein’, auch von Franz Jung kann man dazu etwas nachlesen (den Titel in Nettelbecks ‘Republik’ nachzuschlagen, bereitete mir jetzt Mühe mit Taschenlampe und Treppchen… nee, lieber nich’), auch einen Jakov Lind hab’ ich parat. Ich glaube nicht, dass der annotierte ‘Mein Kampf’ dazu taugen kann (kommt mir eher vor wie Arsen mit Spitzenhäubchen). Unterbrechung heute, weil die Tage viel Arbeit mit sich bringen im Moment und mehrmals am Tag zu scheinbar Abgeschlossenem doch immer wieder Neues hinzukommt, was das Laufende ein Weilchen hinausschiebt und den Zeitluftballon wenn nicht zum Platzen bringt, so doch gefährlich aufbläht. Weckergedanken. Na, immerhin auch ein Rechtshilfeersuchen dabei zu Leuten, von denen man derzeit öfter liest in einem durchaus negativen Sinne, also Paris und Palmyra (Papageno-Geschichten (also von Peine über Pattensen nach Paris)), wobei ich mich allerdings bei aller gebotenen Zurück- und Geheimhaltung frage, woher da Effizienz kommen soll: der Staatsanwalt schreibt das am 23.3., ich bekomme das am 4.4., liefere es ab am 7.4., also vergeht mindestens ein halber Monat, bis es überhaupt ankommt. Die Gewitter in der Ferne mit kurzem Aufleuchten der dunklen Wolkendecke Richtung Nordosten scheinbar verflogen. Aus dem Fenster schauend, Regentropfen auf den Autos, Licht im unteren Eingang des Ostello, meine derzeit recht pinkerliche Pars-pro-toto-Phobie.
„pinkerlich“ – welch ein Wort!