Der innere Tag beginnt mit dem ersten Glas Wein am späten Nachmittag. Davor liegt der äußere Tag, das Erledigen, wozu auch Lektüresequenzen gehören, die das Arbeiten skandieren. Auch Jean Paul mit seinen Jugendwerken gehört derzeit dazu. Aber ein bißchen macht’s mir Mühe, seinen Sprüngen durch seine damaligen Lektüren zu folgen, die recht wunderliche Hochzeiten feiern, Ideen-Feuerwerk. Recht ordentlich geht’s am Nachmittag zu, wenn Moritzens ‘Erfahrungsseelenkunde’ das Arbeiten interkaliert (‘intercalare’): Sexualität, Onanie-Verdammung, Träume, Gedanken über Vorahnungen, Herrnhuter-Wahn: Freud in nuce. Und irgendwann wird die Studienbescheinigung, das Schreiben des Rechtsanwalts, die Bananen-Werbung weggeklickt. Schluß. – Pause jetzt auch hier: in einer halben Stunden fängt die ‘Büchse der Pandora’ von Pabst an. – 00.13. Zurück im Regen. Der dann heute die endgültige Full Immersion vollendet. Lok-Emotiven: Zunächst nach Arbeitsschluß nach dem Weiterlesen bei Ventre ein Schubert-Sog (Winterreise), dann nach dem Essen der Stummfilm von Pabst. Peter Stein war auch dort (lebt hier in der Nähe) und erzählte noch Persönliches zu einem der Darsteller: Fritz Kortner, dessen Schüler er gewesen sei. Dazu Klavierbegleitung von Arturo Annecchino, sehr nah am Film und sein Einfall, während der Gerichtsverhandlung auch noch auf einer Schreibmaschine zu spielen. Tullia links neben mir lehnte zuweilen den Kopf auf meine linke Schulter. Vom Filmsujet zurückgeworfen auf erste tastende Lektüren, nachdem ich nach der ziemlich buchlosen Kindheit endlich selbst zugreifen konnte, meinethalben bei Hertie in Wolfsburg. Auch Wedekind gehörte dazu. Goldmanns Gelbe Taschenbücher. Erdgeist. Die Büchse der Pandora. Man probierte einfach. Barlach war auch dabei, von dem im Film eine Skulptur auftaucht. “Wohin sonst, als nach Hause?” Sinngemäß dieser eine Satz wieder. Er war etwas länger im Film. Aber nichts zu schreiben dabei. Andererseits der Beginn der Winterreise… “Fremd…” usw. “Krähe, wunderliches Tier! Willst mich nicht verlassen.” Recht unzusammenhängend, sei’s. Dem Tag ist’s dennoch anzurechnen.