III,60 – Combiniamo menzogne…

(Rosselli) Den Freund, mit dem ich gestern allusiv aufgehört, danach angerufen, denn der ganze Eintrag von gestern fing tatsächlich an, Assoziationen noch und nöcher hervorzurufen, die gerade auch mit diesem Freund zu tun hatten (wir lernten uns einst in einem Jahnn-Seminar kennen). Fast schon unerträglich. Es war dann, als ob nach den fünfeinhalb Jahren, die wir geschwiegen hatten, nix gewesen wär’. Damals war schlicht ein Antwortbrief von mir nicht angekommen, dann schwieg erst er, was mich verunsicherte, dann ich usw. Und es gibt keine andere Möglichkeit mit ihm zu kommunizieren als telefonisch oder brieflich (er hat allerhöchstens eine elektrische Schreibmaschine, aus Überzeugung). Telefonate schaff’ ich nur in wirklich dringenden Fällen, oder wenn’s wegen der Arbeit unbedingt notwendig ist. Das Briefeschreiben ist in der Internet-Kommunikation sowieso völlig untergegangen. Jedenfalls schrieben wir uns zumindest damals in Westberlin täglich einander Briefe. Sind zwei dicke Aktenordner geworden. Gut, da habe ich also mal das Richtige getan. Alles in allem eine komplexe Geschichte, die ich nicht hier analysieren werde, es sei denn mit sporadischen Andeutungen je nach Verve und Tageslaune. Niemand ließ sich blicken heute, weder Siope noch (mal wieder) Ninno. Nur der Turm von S. Agostino strahlte in der untergehenden Sonne ungemein hell vor einem sehr dunklen Himmel. Nach wie vor relativ kühl, obwohl’s am Wochenende auf die 30 zugehen soll. Ich spürte es, als ich leichter als sonst bekleidet am Vormittag hinuntereilte zum Geldautomaten. Ging danach zum Laden, in dem es Klamotten aus zweiter Hand gibt. Küßchen, Küßchen mit L., die den Laden schmeißt. Insistierte mit ihrer Frage nach dem “Wie geht’s?”. Ob ich unglücklich sei. Nö. Ob ich Streß habe. Nö. Schließlich aber verstanden wir uns: In größerer Gesellschaft ist uns beiden unwohl. Und nach der Arbeit müsse man sich auf seine eigene Dimension hinunterschrauben. Und schimpften beide auf New Age, bevor ich dann mit einem Hemd den Laden verließ.
[…] La
sarta che guidava il plotone all’esecuzione scanzava
i passanti con un albero di pace […] (Amelia Rosselli)

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