Das Arbeitsjournal des hellen Sonntags, dem 19. Juni 2016.


[Arbeitswohnung, 7.16 Uhr
Latte macchiato bei Spatzenzwitschern von draußen]

Sitze an einem in knapp zwei Wochen abzugebenden Variationssatz auf ein Gedichtmotiv Wolfgang Hilbigs; für eine Jubilarausgabe, tu mich aber noch schwer – was ein wenig an den letzten beiden durchaus aufregenden Tagen lag & liegt. Wir waren, um ein Freundespaar zu besuchen, auf eine Havelinsel gefahren, verbrachten dort die Nacht, und gestern abend in einem vor allem >>>> inszenatorisch spektakulären Tristan, dem ersten der Löwin überhaupt.
Noch schläft sie auf dem Vulkanlager zu Füßen der Schreibtischefront. Mittags wird sie wieder abreisen, vorher ist noch ein kleiner Gang über den >>>> Flohmarkt des Mauerparkes ge,na jà,„plant“. Aber ich möchte ihr auch noch die Wesendonck-Lieder und das Tristan-Vorspiel vorspielen, in zweidrei Versionen vielleicht. Denn gestern geschah mir etwas, das mir noch nie geschehen: Ich nahm fälschlich an, die Vorstellung beginne um 18 Uhr; tatsächlich hatte sie um 17 Uhr begonnen.


Immerhin gab es einen NachEinlaß, so daß wir „nur“ fünfundzwanzig Minuten verpaßten und den weiteren ersten Aufzug standen, hinten bei der Tür zu Reihe 12 bis 15; wir mochten die Sitzenden nicht stören. – Die beiden Pausen fielen in Regenpausen, also wir mit Wein und Schorle auf dem Seitenplatz vor der Oper auf den Steinstufen sitzen konnten.
Ich werde über die Aufführung schreiben, aber erst nachmittags/abends. Zwischendurch sollte ich auf jeden Fall zum Training gehen, oder ich laufe wieder mal im Park. Und will am Hilbig weiterschreiben, Wort langsam für Wort, oft muß ich Wörter suchen. Und auch an der Béart weiterschreiben, von deren realer Vorlage, dem nichtmetaphorischen Urbild, die Dichterin S. vorgestern sagte, sie habe sich furchtbar zu ihrem Nachteil verändert. So daß ich ein heutiges Bild gar nicht sehen will, zumal den Löwinnensatz im Ohr: „Auch ich bin Béart“, womit sie eben nicht das Urbild meinte und was mein poetisches Vorhaben ziemlich genau zusammengefaßt hat.
Viel über Stoik gesprochen, die die Löwin so mittags wie unversehens durchbrach. Tigerbrüllen ging über den Hof, die nicht nur >>>> bei Lampe lebhaften Vögelchen machte das stumm, und derart extrem neugierig, daß man von indiskret sprechen muß, kam die Sonne heraus. Wir können durch unser Verhalten, sagen wir: Tun, sogar das Wetter verändern – zumindest, doch aber spürbar, Einfluß auf es nehmen. Erschüttert saß der alte Marke da, stumm-erschüttert, weil er‘s zu spät erst begreifen durfte und da keine Zeit mehr fürs Ändern war. Doch wie gesagt: dazu später.
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