Das Hotel de Rome in Berlin, darüber ein „Salat“, sowie ein Gang durch die Galerie Nord, Moabit. All das im Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 10. September 2016. Und schließlich noch Man Ray.


ANH September 2016

[Arbeitswohnung, 7.04 Uhr
Chopin, Nocturnes [Pollini]
Eingangsbild (©): Shasharad Lowan]

Nicht zum Arbeitsjournal gekommen gestern, weil morgens noch die Löwin hierwar und wir die verbleibende Zeit für uns nutzen wollten; nachmittags wiederum wollte ich unbedingt eine Nebenarbeit für die Contessa nicht zuendebringen, nein, aber die schon angefangene wenigstens fertig skizzieren… zumal sie nachmittags anrief: Sie sei in Berlin; ob wir uns abends auf dem Dach des >>>> Hotels de Rome treffen könnten. Da hatte ich dann mein kleines Typoskript schon dabei.
Sie hatte einen Termin mit einem Berliner Immobilienmakler gehabt, hat ein spezielles Gebäude im Auge, dachte auch, daß ich, als Mehralszwanzigjahresberliner, ein paar Hintergünde wüßte, so aus der Hand natürlich. Aber ich mußte sie enttäuschen, bin jetzt aber spitz drauf, da mal nachzuforschen. Dafür freute sie der fertige Entwurf dieses anderen Buches, das sie von mir gerne haben wollte – etwas Privates, das hier nicht hingehört, aber doch ausgeführt sein möchte.
Ein bißchen was werde ich modifizieren müssen, habe auch schon die Ideen, wie, und werde beim Laufen darüber nachdenken.
Übrigens ist die junge Dame ebenso hyperaktiv wie ich, und die Ideen sprudeln nur so – was aber auch bedeutet, daß sie jederzeit wieder, und ebenso spontan, umgeworfen werden können. Noch sammelt sich also Material über Material an; insofern bin ich ganz froh darüber, daß nach dem 24. etwas Ruhe eintritt, reine Schreibruhe; der November ist fast terminlos, ebenso der Dezember, desgleichen Januar; nur die drei Blöcke des Marburger Lehrauftrags liegen da an. Also plane ich für die Zeit direkt nach der Frankfurter Buchmesse ein oder zwei Wochen in die griechische Villa der Contessa zu reisen, um zurückgezogen dort zu schreiben, evtl auch noch eine Woche auf Sardinien vor Ort. Dieses, also ob, wird sich während der Sardinienrecherche nach dem 22. zeigen.
Auch die Sizilienrecherche ist jetzt im Kasten, Flüge, Unterkünfte, alles. Ende Februar will ich das Buch fertig haben, auf der Messe schon Agenturen und Verlage aussuchen: Selbstverständlich werde ich da nicht selbst auftreten können Wir haben gestern abend eine ziemlich freche Idee ausgekungelt. Auch davon hier kein weiteres Wort, jedenfalls kein wahres. Schauen Sie, liebe Leserinnen und Leser, lieber ein wenig über Berlin mit mir und bedenken die düsteren Zeiten, die sich im Abendglühen fast auflöst haben und schon wie verhaucht sind:

Hotel de Rome Dach Berlin 090916

Am Tag zuvor mit der Löwin in der Galerie gewesen, wo die Bilder >>>> Phyllis Kiehls hängen; zum ersten Mal trafen die beiden Frauen aufeinander und, was ich mir schon gedacht hatte, paßten aufeinander wie die Finger in den Handschuh; jedenfalls war ich für einige Zeit abgeschrieben. Um mich wieder zu versöhnen, schoß die Löwin das Foto ganz oben, man kann sie sogar knien vor mir sehen (eine Information, die Freund Lobster freuen dürfte), auf wiederum einem Bild, das >>>> Sabine Scho, die ebenfalls da war, aufgenommen hat und hier aus Jugendschutzgründen nicht gepostet werden darf; is‘ ja auch kein Poster.
Im Anschluß, bei einem Süditaliener, Vorbereitung des >>>> Aktionsabends nächste Woche Mittwoch, den ich moderieren werde. Lesen werden >>>> Martina Altschäfer, >>>> Sebastian Rogler und Phyllis Kiehl, dazu wird es einen Film >>>> Matthias Beckmanns geben und eine Pilzsuppe, die zeitgleich öffentlich gekocht wird, sowie den Youtube-Clip, den ich vor etwas mehr als einem Jahr zu Kiehls Gewebe der Wirklichkeit in Paris aufgenommen habe. (Ich werde den Abend noch eigens in Der Dschungel annoncieren, aber Sie können sich den 14. ja schon in den Terminkalender schreiben.)
Jedenfalls waren Mme TT und die Löwin eine Herz- und Seelin, dazu dann noch die Scho, die nicht wirklich amused war, als ich von dem Auftrag der Contessa sprach. „Das will ich besser gar nicht wissen“, sagte sie. „Aber vielleicht ist ja auch alles eine Erfindung. Es paßt in jedem Fall zur Soap.“ So nennt sie bekanntlich Die Dschungel.

Ja, vielleicht.

Als die, indes, Contessa auf die Dachterrasse trat, verschlug’s mir kurz den Atem. Sie sah aus wie aus einem mondänen Spielfilm der Klasse Vom Winde verweht – was sie extrem von so gut wie allen anderen unterschied, die noch so herumsaßen. Seltsam unauffällig-blasse Menschen, ob Weibchen, ob Männchen, auch ziemlich peinliche Paare. Dazu lief ein Schaumbad nachgemachter Barmusik vom Airbook eines als John Lennon verkleideten, na jà, kann man ihn so nennen? – DJs. Man bekommt so eine Rührung ins Herz, zumal der Contessa Erscheinung ganz unbedingt einen weißen Flügel verlangte, an dem ein dunkel gekleideter Alkoholiker spielt, der mehr gesehen hat, und erlebt, in seinem Leben, als nur von innen H&M und danach was vom >>>> Tresor. Deshalb hat er sich zu rasieren vergessen, indes dieser DJ-Replikant, der auch gar nicht wußte, für wen er da „auflegt“, nach einem Spätexistentialisten wirkte, der Existenz schon gar nicht mehr kennt, geschweige Existenzen.
Und aber der Salat! Was der Contessa da vorgestellt wurde, entbehrt der Fähigkeit, es überhaupt zu beschreiben, ja schon die Benennung fällt schwer. Wäre ich nicht derart schockiert gewesen, ich hätte den Küchenchef vor allen Gästen zur Rede gestellt. Also das jedenfalls läßt sich sagen: Bei McDonalds bekommt man im Vergleich mit dem Hotel de Rome Haute Cuisine . (Die „Filetstreifen“ waren — Suppenfleisch; ich probierte, weil die Lady es wünschte, und es erschauerte mich. Plötzlich war ich Vorkoster geworden, der an dem Kosten umkommt – im Vergleich dazu spielten die Kosten dann wirklich keine Rolle mehr. – Àpropos muß ich Ihnen unbedingt mal vom Berliner Kempinski erzählen; Depardieu hauste gleich bei mir nebenan. Er hat den >>>> Wolpertinger trotzdem nie gelesen. Aber er war auch damals schon dick. Dabei war es seinerzeit viel zu früh, Denis Schecks Lebensgeschichte zu verfilmen; für ein anständiges Drehbuch hätte damals noch gar nicht genug Material vorgelegen. Also was wollte Depardieu in Berlin? Die Frage treibt mich bis heute um.)

Die Banane ist groß, sagt >>>> Man Ray, doch ihre Schale ist größer.

Haben Sie einen guten Tag.
ANH

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