Die Bässe schlugen hinterm Brustbein ein. Saß auch ziemlich zentral im Saal überm Chiostro Boccarini. Eine Gruppe spielte. >>>> JAF4. Drei Ameriner, ein Brasilianer. Gitarre, Bassgitarre, Schlagzeug und Percussions. Entsprechend fetzig lief’s ab. Und der Beat hinterm Brustbein. Und, ach, so wie man einst Gitarre spielte. Als liefe noch einmal ein Goethe gegen den Sturm an. Netter Dialog zwischen Schlagzeug und Percussions. Sie, die beiden Interpreten, umarmten sich hinterher. Klar. Ich hatte es fast erwartet. Wirklich still sitzen ließ sich da nicht. Das Richtige zur rechten Zeit am späten Nachmittag, sonst hätte ich mir vom Platz aus oder – wahrscheinlicher – auf dem Platz (was im Grunde auf dasselbe hinausgekommen wäre) Volkslieder aus dem Latium anhören müssen von Zweien, die ich aber nun schon allzu oft gehört. Eine ständige Machen-wir-doch-mal-was-zusammen-Präsenz.
Im Saale eine, mit der ich mal in einem August auf dem Platz getanzt. Bzw. sie war zu mir, dem Tanzenden, tanzend gekommen, eine walkürenhafte blonde Französin, an deren Namen ich mich nicht mehr erinner(t)e. Hatte sie auch seitdem nicht mehr gesehen. Ich suchte zwar ihren Blick, sie schien mich aber nicht wiederzuerkennen. So blieb ein Rest Unsicherheit. In der Zwischenzeit fiel mir ein, sie, erkennte sie mich denn wieder, in Ermangelung des Namens “Vousette” zu nennen. Denn auch heute stand sie noch vor dem Konzert recht hehr aufgebaut zwischen den Sitzreihen, ohne daß sich mir der Zusammenhang gleich wieder in den Sinnzwang einspannen wollte.
Blondes kurzes Haar. Heart Beat Bass, aber sah sie dann nur von hinten.
Sie hätte keine Jeans tragen sollen. Die waren nämlich tatsächlich Übergröße. Ich sah’s, als ich nach dem Ende mit dem Blick auf den Kreuzgang vor dem Saal rauchend auf Leute wartete, mit denen ich gern noch ein paar Worte gewechselt hätte. Und so verflog das Hehre, das sich mental wieder aufgebaut in den Molekülen einer Erinnerungspille. Hätte sie mich wiedererkannt, wäre es mir egal gewesen.
“Wow!” rief ich einmal während des Konzerts, meinte aber die Gitarre.
Kobaltblauer Nachthimmel (trotz der Uhrzeit beim Hinuntergehen: halb sechs) mit vereinzelt schon hervortretenden Sternen, weithin ins Land gestreute Lichter. Unterwegs erschallte von irgendwoher eine Instrumentalversion von “Stille Nacht, heilige Nacht”, auch auf dem Heimweg noch.
Auch der Platz unterhalb der Wohnung war schon geräumt. Ziegenkäse und ein Paar Wollsocken: trug ich vom Weihnachtsmarkt nach Haus’. Und das Amüsement einer mit Wein angestoßenen Unterhaltung in einem makkaronischen Französisch, während im Laden des Pianeta Verde die künftige Einrichtung einer Baby-Wickelstation (“Baby Pit Spot” [sic!]) mit den Worten angekündigt wurde, es sei ja auch bei den Formel-1-Rennen gang und gäbe, an den Pit Stops anzuhalten, um die Reifen zu wechseln und nachzutanken…
Ich habe einen zärtlichen und eigensinnigen Geschmack, besonders in Ansehung meiner selbst. Montaigne, II, xvii.