III, 234 – 22, les v’là

Im schwachen Licht des Morgens erschien ich als ein eher physiologisches als psychologisches Wesen, das auf das Anhängsel des -logischen eigentlich auch hätte verzichten können. In solchen Momenten denkt man sich nicht, stellt nur Verbindungen her zu üblichen Handhabungen und funktioniert der Gewohnheit gemäß.
Und man erinnert sich meinethalben der fürchterlichen Mischpoke, die man am Heiligen Abend zuvor sich mühevoll zusammengekocht, ohne wirklich Gefallen daran zu finden. Aus Ärger wurde ein Großteil dann im Feuer des Ofens entsorgt.
Trost suchte ich dann in Szenen aus Pasolinis Matthäus-Evangelium, die Bilder statt stürmend: erstürmend. Ikonostatisch statt ikonoklastisch.
Wäre Religion ein Denkgebäude, was sie nicht ist, hätte dieser Film zumindest den Verdienst, sie als Ikonen von etwas Gedachtem zu erzählen. In Griechenland sah ich eine solche Ikonenwand (Ikonostase).
Es ist somit Weihnachten seit langem eine Art vorübergehende Ruhe vor dem sonstigen Einerlei, ohne daß letzteres sich immer ganz aussperren läßt. Die Tiere bekommen dann ein paar Drogen, damit sie nicht allzusehr nerven. Nein, sie werden nicht geschlachtet. Denn letztendlich gehören die Esel zur Entourage des gestrigen Tags.
Und gleich zwei Anrufe gestern. Erst die Neffen-Mutter. Ich verzichtete allerdings auf die zögerliche Einladung zum Abendessen (O.-Präsenz!) und akzeptierte das Mittagessen für morgen. Die Schwester dann. Die andere rief ich heut’ erst an.
Es reimet sich.
Aber ich bin nicht aufrichtig, wenn ich sage “Frohe Weihnachten” oder “Auguri” oder sonst etwas. Dem, dem ich begegne, bin ich verbunden, sofern ich ihn/sie kenne. Drum mein Umweg heute vom Tabaccaio, weil ich Meroslava vor ihrer Wohnung sah und dachte, es sei doch der Sympathie ein “Auguri” verpflichtet. Was ich mache? fragte sie. Mit Sicherheit nach dem Mittagessen schlafen. “Ah! La vecchiaia!” Klein- und Zeigefinger schossen sogleich hervor aus meinen Händen.
Später dann: 22, v’là les flics! Ein Ausdruck, den mir ein Jean-Luc in Nancy mal beigebracht (bei ihm “22, les v’là”). Heißt: le 22 de … quoi?
”Und wie war das eigentlich zu Weihnachten, sind sie da alle nach Hause gefahren?” – “Die wenigsten sind heimgefahren. Die meisten haben ja niemand. In der Kantine war eine Weihnachtsfeier. Da war ich ja auch unten.” (Bernhard, Frost).
zum kerker seel’ sich seel’ erwählt…

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