III, 243 – In Wind Eingemachtes

Der Stampfer, wie sie ihn, den Holzofen nannte, entpuppt sich derzeit als Vielfraß und vermag außer in seiner näheren Umgebung nicht wirklich viel gegen den Nordwind und sein Eindringen durch die Tausend Ritzen, die man, je heftiger er bläst, auch gar nicht mehr zählen mag (ich weiß auch gar nicht, wie lange man braucht, um bis Tausend zu zählen (zählt man von 21 bis 29, sind das neun Sekunden, was bei Gewittern als Zeitspanne zwischen Blitz und Donner einer Entfernung von neun Kilometern entspricht, wie uns Herr S. in der Dorfschule mal beibrachte)).
In einem solchen Wind ist Gehen tatsächlich ein Stampfen, nicht gerade mit vier eisernen Pfoten, aber doch wie in einem inneren Schnee. Und das Augenlicht wärmt so viel wie eine Glühbirne und zeigt allemal nichts als vorgebeugte Köpfe zwischen hochgezogenen Schultern. Und immer noch die Minilautsprecher in der Minifußgängerzone mit ihrem Klingklang hoch über den Vorübergehenden. Im Grunde laden sie zum Schnellergehen ein. Weil man sonst der Versuchung erliegt, den Kopf aus seiner eingezogenen Position herauszuheben, weil man ja gern auch Aha-Erlebnisse hat: “Eccone un altro!”
Im Chiostro Boccarini (Markttag) war es zwar windgeschützt, dennoch zeigte sich E.’s, der Mondin Mutter, Stand verwaist. Und entdeckte sie in der einzigen Nische, in die prall die Sonne hineinschien. Und kauerte so viel Körper in die Sonne, als ihr möglich war. Die Fenchel, von denen ich zwei kaufte, hatten Frostflecken. Aber das spielte nicht wirklich eine Rolle. Ich wollte zwei Fenchel. Ohne zu wissen, welchen Gebrauch ich wann damit machen werde. Vielleicht hatte ich auch nur Mitleid mit den Fenchelknollen.
Ich weiß jetzt, warum es nicht warm wurde und Kälte mich förmlich streichelte. Nachdem ich vor zwei Stunden das Holz hereingeholt hatte, war die Tür nur angelehnt geblieben. Die Tür geht nach Norden. Das als ‘dumm’ zu bezeichnen, ist angebracht. Es wird – glaube ich – langsam besser.
Oft lese ich ganze Seiten und weiß gar nicht, was ich gelesen habe. (Bernhard, Frost) Ich glaube, es verhält sich genauso mit der Tür, die angelehnt geblieben ist, weil man mit den Gedanken woanders war. Etwa dabei, darüber mit den gedanklichen Füßen aufzustampfen, daß hier mindestens tausend Ritzen sind, durch die der Wind pfeift, besonders, wenn er, wie heute Nachmittag, sagt der ‘Corriere della sera’, mit 12 Knoten weht (aber es waren sicher mehr).
Ich fange dann noch einmal von vorn an und entdecke, daß es schön kalt war, was ich gelesen habe. (ebd.)

er legt es ein
in sprechenden
wind

er führt
das „bang“
auf die weide

und reimt:

ein klappern
sich um
ohren

wie seide
wie gang
wie schnee

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