Ab diesem Moment wird’s wohl nicht mehr so sein, daß ich in der Stille die Kühlschrankgeräusche im Kopf zu Trommeleien oder gar zeitweise in eine Joni-Mitchell-Weise umwandle: Gehörhalluzinationen. Denn zumindest mit dem Trommeln ist’s vorbei für dieses Jahr. Und die Stille ward nun unterbrochen durch Pink Floyd, was jetzt zwei Stunden so fortgehen wird (irgendein Konzert in Montreux, ganz leise und fast schon subliminal wie üblich im Supermarkt der nach Worten suchenden Bilder, die an den Regalen entlangwandern (Cheap Oooze to Operate Proposals (zu deutsch: Koof mich))).
Normalerweise hätte es gestern heißen sollen: Weiße Nacht (aber nicht im Sinne von Dostojewskis Белые ночи (wieso habe ich die Verfilmung von Visconti nie gesehen? (nachher mal bei YouTube schauen (das mir neulich sinnreich die Nacht des hl. Lorenz von den Gebrüdern Taviani beschert))) im Sinne von Remmidemmi in allen Gassen und der Unmöglichkeit, vor drei Uhr nachts ins Bett zu gehen. Nun haben sich aber hierzulande die Sicherheitsvorschriften verschärft und die Pro Loco und die Stadt standen eh’ vor leeren Kassen.
So kam es ziemlich kurzfristig zu privaten Initiativen (‘privat’ insofern, als es sich um private Bar- und Restaurantbetreiber handelte). Und so sorgten dann doch insgesamt sieben Bands für den gehörigen Lärm. Das Schöne daran: aber nicht in der Oberstadt.
Ich sagte gerade: es sei alles vorbei. Da ertönte auch schon der Singsang einer Prozession, als ich mich kurz der Tür zum Hof näherte: Mariä Himmelfahrt!
Aber die Ruhe (die Ruhe) war dann doch nicht da, ‘gemütlich’ ‘zu Hause’ ‘zu sitzen’ und Leseblüten zu zupfen: ich lieb’ mich, ich lieb’ mich nich’, ich lieb’ mich, ich lieb’ mich nich’. Zumal ja auch die Whips angekündigt waren, deren Sängerin ich schon zweimal bewundert hier in Amelia, die da recht ‘erfolgreich’ sich sogar an Janis Joplin versucht.
First thing I did: Richtung Valda, naserümpfend vorbei am Baronetto, dem Terrassen-Restaurant, aus dem es recht schwofmäßig schallte. Aber bei Valda noch alles still. Sie saß gerade draußen auf ‘meiner’ Bank und machte Zigarettenpause neben einem, dem ich mal kurz vorgestellt wurde vor langer Zeit, einem Engländer mit langem schütteren Haar: Pittore.
Ließ mir von ihrem Sohn ein Weißbier zapfen. Und setzte mich neben den Engländer. John. Wir kamen ins Gespräch, irgendwann sprachen wir nur noch auf Englisch. Ich freute mich darüber, daß es tatsächlich noch klappt. Und mit ihm machte ich dann meine Runde.
Hier ein Bier und da ein Bier. Zunächst Easy&Deasy in der Gartenanlage, der Sänger und auch die Anderen hatten tatsächlich die Gabe, eine ACDC-Atmosphäre ziemlich gut nachzuahmen. Also saß man da länger. Er indes schickte Bilder davon an seinen Sohn in “northern England”, der ihm im Vergleich zu ihm doppelt geraten. Handschlag mit den Neffen.
Dummerweise wurde es dann doch immer schwieriger, in dem Schwurbel sein Englisch zu verstehen. Und ich ‘sagte’ oft einfach nur stumme und affirmative Kopfgesten. Und wechselten zum nächsten Bier in front of the Whips. Dies im Stehen, aber nichts Neues unter dem Mond. Es sei, sagte ich zu ihm, wie in dem Gedicht von Emily Dickinson… Dickinson? Ich sagte Dickinson. “Repeat that, repeat” und muß nun entdecken, daß es von >>>> Hopkins stammt. Die Erinnerungsscherbe spiegelte den Schein einer dieses Mal falschen Sonne. Womit ich meinte, die spielten alles immer nur noch nach. Denn auch die Whips wußten nur mit Eurythmics, David Bowie und Freddy Mercury usw. aufzuwarten. Ein bißchen eine Enttäuschung.
Das Repertoire von vor dreißig Jahren ungefähr. Die eine Band dazwischen, die nichts als versöhnliche Discomusik zu bieten hatte, ließen wir sowieso links liegen. In der Zwischenzeit hampelten drei Amerinerinnen hinter uns im Schlepptau des einstigen Hasenlieferanten, der dann aber verschwand. Mein Englishman ständig im Plausch mit der einen, der nicht wirklich Schöneren der Drei.
Es wurde beschlossen, durchs Tor zu fünft hinaufzugehen. Auf halber Strecke dann Blues&Rock: Repeat that, repeat. Nice. Noch ein paar Begrüßungen, ein paar hippe Verrenkungen zur Musi’ mit den drei – in sich hineintanzend die Eine mit dem auffälligeren Körper, die Schultern rhythmisch zuckend die Andere, mit der mir dann noch ein Take Five gelang (die kühlen Hände!), den Annäherungen des Engländers sich Entziehende die noch Andere – verharrenden, aber wie ich nichts erwartenden -Innen.
Oben dann gegen zwei, auf um zehn.