Will Smiths Ohrfeife. Eine Fußnote zu Krieg & Correctness.

Jemand, nennen wir ihn, weil eine komplett marginale, ja peinliche Erscheinung, Olli Patterer[1]Sprücheklopfer, tätigt über die Krankheit der anwesenden Ehefau eines Filmstars, nennen wir ihn Be Intheright, eine nicht nur unangemessene, sondern die Genzen der Geschmacklosigkeit noch in besonderem Sumpf auslotende, sogenannt witzige, die Gemeinte aber, die ohnedies leidet, geradezu diffamierende Bemerkung – worauf der Ehemann der Verhöhnten aufspringt und dem Patterer eine knappe, in keiner Weise schmerzhafte, ihn aber zu Recht demütigende Ohrfeige verpaßt, wenn auch, schade, nicht mit Handschuh – in der (auch Geistes-)Aristokatie die deutliche Auforderung zum Duell. Doch dies zu verstehen, fehlt es ja mittlerweile sowohl an Bildung wie dem nötigen inneren Stolz. Statt dessen toben Entrüstungsstürme, in deren Folge Mr. Intheright sich leider entschuldigt.
Die Boulevardpresse ist heute → voll davon. Derweil werde flächendeckend Zivilisten zu Tode bombardiert.
Denn nu‘ ging’s erst los. Gewalt sei nicht erlaubt, dürfe nie ein Mittel sein. Undsoweiter. Hier war sie aber weit eher symbolisch, als daß sie physisch geschädigt hätte. Der Ehemann sprang für seine in diesem Moment ganz sicher erschütterte, wenn nicht tief verletzte Ehefrau – ein Umstand, der sie, und zwar ganz unabhängig vom Geschlecht, momentan handlungsunfähig gemacht haben dürfte – sofort in den Ring. Da Ehepartner, zumal wenn sie sich lieben, füreinander schutzbefohlen sind, war Mr. Intheright in absolutem, wie sein Name es schon sagt, Recht, nicht in jurisischem vielleicht, aber unbedingt moralisch. Hier sind ethische Fragen gar nicht zu berücksichtigen; erst recht hat da Correctness nichts zu suchen. Doch statt das zu sehen, wird plözlich wieder vom „männlich Toxischen“ gesprochen, und zwar ziemlich von wahrscheinlich denselben Leuten, die gar nicht schnell genug in den Krieg kommen können, zumindest danach rufen, militärisch in ihn einzugreifen und die ersten eigenen Kinder zerfetzt oder zerstrahlt krepieren zu sehen,
Dies ist tatsächlich dekadent. Und forden obendrein, die diffamierte Frau hätte sich schon selber wehren können. Aha, und woher wissen die es sagen das? Könnte sie nicht extrem schockiert gewesen sein und damit gar nicht handlungsfähig? Oder hätte sie zu dem erkrankten Haar auch noch den Hals, ihn zu verhöhnen, dem miesen Patterer hinhalten sollen? Und später, heimlich, nur noch die ganze Nacht hindurch geweint?

Mr. Intheright, für Ihre Reaktion danke ich Ihnen von Herz und Geist und auch Geschlecht. Und nenne deshalb Ihren Namen – Will Smith -, derweil der des anderen auf alle Zeit vergessen bleiben möge. (Nur für Ihre Entschuldigung genier‘ ich mich ein bißchen).

[Ich möchte an die Geschiche eines nahen Manager-Freundes erinnern, der über Jahre um seine an Krebs erkrankte Frau gekämpft hat; alles, was er nur an Mitteln hatte, sei es die seelische Durchhaltekraft, sei es sein finanzielles Wohlbefinden, opferte er auf, um einen Spezialisten nach dem anderen zu konsultieren – Spezialistinnen selbstverständlich auch. Schließlich verloren sie beide den Kampf, und die Geliebte starb.
Rund ein Jahr später, als er sich ein wenig berappelt hatte, traf er sich, um sein Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen und Möglichkeiten zu sondieren, mit einem ehemaligen Geschäftspartner. Dabei erzählte er von seinem jahrlangen Einsatz für die geliebe Frau und daß er quasi alles verloren habe. Darauf hin der Geschäfts-,nun jà,-„partner“ nun wohl n i c h t mehr: „Das war aber eine s c h l e c h t e Investition.“ – Im Nu war mein Freund aufgesprungen und hatte zugeschlagen, als Kampfsportler gezielt auf den Punkt. Der nicht mehr Geschäftspartner brach auf der Stelle zusammen. Als er aus dem Krankenhaus wieder entlassen wurde, stellte er Strafanzeige gegen meinen Freund, derenthalber er, dieser, auch belangt wurde: Einige Zeit als Bewährung ausgesetzt und achthundert DM Strafe. „D a s,“ so bemerkte er lakonisch etwas später zu mir, „war eine gute Investition.“

Will Smiths‘ war es in gleichem Maß. Ich habe ihn nie für einen großen Schauspieler gehalten. Doch ist er nun ein großer Mann. Und also schützt er die Familie.]

 

 

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Bei Schostakovitch, Preludes & Fugues op.87
Keith Jarrett

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1 Sprücheklopfer

1 thought on “Will Smiths Ohrfeife. Eine Fußnote zu Krieg & Correctness.

  1. „Impfzwang … Duellverbot“ (Uwe Dick als „Der Öd“, entstanden in den 90ern) bzw. „für alle reicht es nicht “ (Heiner Müller). Packe eine, recte: *die* Lesung von „Wolokolamsker Chaussee IV: Kentauren. Ein Greuelmärchen aus dem Sächsischen des Gregor Samsa“ in den VerdiCurrentzis-Ordner. Das fängt so an:

    Ich hatte einen Traum Es war ein Alptraum
    Ich wachte auf und alles war in Ordnung.

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