Als Arbeitsjournal des Montags, den 1. August 2022. Briefe nach Triest, 51. Neuschriften (2): Pläne.

[Arbeitswohnung, 7.54 Uhr
Francemusique Concerts:
Johannes Brahms, Nänie op. 82]
Es war, liebste Freundin, denn doch etwas mühsam, bis die Warterei von AirBnb selbst beendet wurde: Meine → vorgestern gebuchte Unterkunft wurde nicht bestätigt; es kam aber auch keine Nachricht, die mir abgesagt hätte. Also stornierte das Vermittlungsunternehmen, woraufhin ich andere Unterkünfte suchte und dabei bemerkte, daß die erstgewählte in der von mir gewählten Zeitspanne (2. bis 9. September) offenbar ein Belegproblem hatte. Also verschob ich meine Recherchereise zweimal um einen Tag, was dazu führte, daß die erstgewählte Unterkunft jetzt wieder auftauchte, aber in Kombination mit einer zweiten. Da ich keine Lust habe, während meines Aufenthalts das Zimmer zu wechseln, ich will ja durcharbeiten, schob ich weiterhin und — hatte Erfolg. Nunmehr kam auch sofort die Bestätigung, zwar mit 30 Euro pro Nacht etwas teurer als zuvor, aber ja noch immer sehr preisgünstig. Obendrein liegt mein Quartier, via Tigor 14, direkt neben der berühmten Casa dei mascheroni, einem Gebäude phantastischen Jugendstils, sowie nur wenige Schritte vom museo Joyce entfernt, das ich ganz sicher aufsuchen und wo ich, wenn die beiden Bücher nicht schon dort sind, Helmut Schulzes und meine Nachdichtungen als Gastgeschenk abgeben werde. Lustigerweise sieht die, schaun Sie ganz oben, Annoncierung der diesjährigen, nun natürlich bereits stattgehabten Bloomsday-Ausstellung wie eine Szene aus dem Wolpertinger aus — wobei dortige Motive ja nun in den Triestbriefen wieder aufgenommen werden, also die Welten der Sídhe, etwa ihre Tanzkreise. Jedenfalls mit Erleichterung:

Uff. — Danach gleich den Flixbus gebucht, auch wenn die knapp sechzehn(!)stündige Fahrt eine Tortur werden wird. Am 5. 9. um 17.20 Uhr wird es losgehen, ankommen werde ich morgens um 9.10 Uhr. Meine Lieblings-, die sogenannten Panoramaplätze oben ganz vorn waren leider schon wegreserviert, aber ich bekam unten einen Platz, mit, was für mich wichtig ist, Tisch. So daß ich weiterschreiben kann, bis mir die Augen zufallen. Und für 49 Euro ist die Fahrt sehr günstig.

Am dreiunddreißigsten Brief weitergeschrieben, ihn fast fertigbekommen, dafür trotz “meines” heißen Sommerwetters nicht ein einziges Mal draußen gewesen. Und dann  stockte ich, weil ich mit Orten und Zeiten durcheinanderkam und begriff, daß jetzt der (bei einem Roman normalerweise sehr viel früher eintretende, ich bin ja schon auf Seite 319) Zeitpunkt gekommen war, Romanpläne zu erstellen, also erst einmal eine feste Personenliste mit Geburtsdaten, Berufen usw. sowie eine Liste der erzählten Paare anzulegen:

 

 

 

 

 

 

 

Wodurch Widersprüche sichtbar werden (und wurden), die bei der nächsten Überarbeitung aufgelöst werden müssen. Bei Romanen habe ich es stets so gehalten, von meinen Figuren quasi je den kompletten Lebenslauf zu kennen, und zwar auch dann, wenn nur wenig davon im Text tatsächlich verarbeitet wird. Doch in mir sind die Figuren dann ebentatsächlich Personen, deren Lebensläufe (teils sogar ihrer Eltern) in mir sehr genaue Bilder formen undauch darüber bestimmen, wie sich diese Figuren insgesamt verhalten.
Ebenso wird es eine Zeitentabelle geben — was umso wichtiger ist, als zwischen dem zwei- und dem dreiunddreißigsten Brief sieben Jahre liegen. Allerdings bin ich mir noch unsicher, ob ich diese Zeit nicht verkürze; es wird sich dies aus dem Fortgang und spätestens am Ende des letzten, des neununddreißigsten Briefes ergeben. Möglich übrigens, daß ich ich ihn bis zu meiner Triestreise bereits geschrieben haben, also im groben mit der Ersten Fassung des Buches schon fertig sein werde. Sollte ich das schaffen, führe ich mit perfekten Bedingungen an die Spielorte. Übrigens müssen auch noch ein paar wenige in Düsseldorf, Frankfurtmain und Zürich präzisiert werden, so, wie ich auch festlegen will, wo in Berlin der Brieferzähler und wo seine Ex wohnen; ich denke da an Friedenau oder Charlottenburg, während Lars, der Bratschist und Komponist, hier in der Duncker quasi in meiner Arbeitswohnung lebt, die aber bei ihm um ein Musik- und ein Schlafzimmer größer ist. Seine Ex und die Zwillinge wohnen wie लक्ष्मी und die unseren einen Kilometer entfernt vielleicht an der Prenzlauer Allee. Mal sehn.

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Briefe nach Triest 50 <<<<

Jetzt erstmal geht es jedenfalls mit Brief XXXIII weiter, den ich heute abschließen will. Draußen, Freundin, sieht’s nach etwas Regen aus, den i c h sogar mir wünschen würde, weil nämlich ihr, der E r d e.

Ihr ANH

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