Sowie eine Spinne, die sich schon gestern nacht sehen ließ, wohl weil ich weiter über den Druckfahnen sitze, der → „Verwirrung des Gemüts“, in der eine Spinnin nicht nur im Hintergrund präsent ist (opak liegt überm Vordergrund die „Leopardenfrau“ indes); und webt ihr Netz im hellen Innenrund des grünen Art-Decos ihr Netz. Mag sein, sie kam durch den Lampenschalensprung aus einer andren Welt. Im knapp schon halben Januar ist offenbar bereits der halbe Tisch gedeckt, im Hinterhof knospen Bäume und Büsche, ein Amselhahn begann zu singen. Doch soll’s in dieser Woche frostig des Nachts wieder werden; gäb’s die Meteorologie nicht, erschräk es Mensch und Tier. (Daß ich nicht heize diesen Winter, ist geradezu bequem und macht auch so viel weniger Dreck, daß ich von „erholsam“ sprechen könnte. „Im Norden Deutschlands wuchs für eine kurze Zeit die Dattelpalme, und Agaven säten sich auf Jütland aus, bevor die gestiegene Flut den Samen zurück nach Süden spülte.“, Thetis.Anderswelt, S. 33.)
[Arbeitswohnung, 6.52 Uhr
Ecco der Ams’rich]
Seite 21 des Gesprächsprotokolls der ersten Hochzeitsrede dieses Jahres und nicht mal die Hälfte des Tonfiles abgetippt; einzeilig; das wären übern Daumen bereits knapp vierzig Buchseiten. Ich werde gleich damit weitermachen, nachdem ich gestern den dritten Fahnenschwung durchkorrigiert, also bis zur Buchseite 151, was etwas drei Siebteln des Romanes entspricht. Auch da müssen wir uns sputen, nämlich muß es nicht nur ich, sondern meine Lektorin auch. Die ihrerseits unter abzugebenden Arbeiten ächzt. Wir haben wirklich zu tun. Ich arbeite täglich von morgens halb sieben bis abends zweiundzwanzig Uhr fast durch, unterbrochen von wenigen Essenspausen sowie mal knappen Einkaufsgängen, die auch dem die-Füße-vertreten dienen (dabei müßte ich dringend einen Waschtag einlegen), sowie einem, hin und wieder, Telefonat undoder kurzen Geistesblitzen in Messengerchats, besonders grad mit Jackson. Die sind, als schüttelten wir mal das Handgelenk aus:
Immer noch nicht erledigt ist die Steuererklärung; eigentlich sind’s nun schon zwei, Erklärungen mithin. Aber solange keine Mahnung bei mir eingeht … – Und am Montag Termin beim Neurologen wegen der Polyneuropathie, tags drauf Gespräch mit Manuela Reichart im Studio Masurenallee des rbbs ; Blaise Cendrars → Gold war dazu auch noch zu lesen. Weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht. Am 23. dann die kleine Reise nach Bamberg, wo Elvira und ich in der Villa Concordia den Béartzyklus vorstellen werden; während der Zugfahrten immerhin werde ich weiterarbeiten können (und müssen); am 27. sollen die korrigierten Fahnen abgegeben sein, so daß ich, wenn ich am Wochenende darauf a) um sonnabends nun endlich die Aufnahmen für der alten Dame Lebensbuch abzuschließen und sonntags b) bei Tengg im Tafelspitz zu lesen (was, weiß ich noch nicht) nach Hamburg fahren werde … so daß ich dann endlich wieder an die Triestbriefen kommen werde. Doch meine Idee, im Winter noch einmal nach Triest zu fahren, ist zeitlich nicht realisierbar, so schön es auch gewesen wäre (und sehr passend), den 7. 2. dort zu verbringen, vielleicht das Buch gar abzuschließen, die erste Fassung also. Ich habe ja alles im Kopf, es muß nun nur noch durch die Finger in die Typoskriptdatei.
Sitze noch immer im Bademantel, das Bett ist auch noch nicht gemacht. Auf dem Schreibtisch teils kaum lesbare Zettelchen, auf denen ich Erzählideen notiert habe:
Jemand findet auf dem Herrenklo in einer {???} die Weltformel. |
Berlin ist ein Gärraum (wie Neapel , wie Wien zum für {???} |
Ihr, liebste Freundin, ANH, der sich jetzt mal rasiert und auch „kleidungstechnisch“ zivilisieren wird:
[10.30 Uhr, Voilà.] |