[Arbeitswohnung, 8.54 Uhr
France musique classique plus:
Hindemith, Métamorphoses symphoniques sur des thèmes de C.M.von Weber]
Zumindest bei mir sind Seele & Leib ganz gewiß eines: Wenn „ich“ ADHSler bin, ist mein Körper es sehr deutlich auch und wie „ich“, der „er“ ja ist, extrem konzentriert, wenn eine Arbeit zu tun ist, die er tun auch will. Bis drei Uhr nachts eine ziemlich gute Serie geschaut, dann zum ersten Mal seit zwei Tagen ohne Kälteschübe oder irgendein Zittern ins Bett, keinen Wecker gestellt, um acht „automatisch“ aufgewacht, sogleich Fieber gemessen, 36,7°. Auch wenn ein leises Unbehagen bleibt, bin ich doch ziemlich von meinem Immunsystem beeindruckt — auch wenn so ein, schrieb ich der Löwin soeben in Whatsapp, ADHSler echt anstrengend sein kann.
Und, ja, gut, nun kann ich heute abend in die Premiere und meine Kritik morgen mittag in der Redaktion abgeben, die mir übrigens auch dafür den Zuschlag gegeben hat, einen für eine Zeitung durchaus langen Essay über d’Arrigos Horcynus Orca zu schreiben; 20.000 Zeichen dürfen’s sein. Der Abgabetermin ist offen; sollte mein Text länger werden, werde ich auf die Zeitungsvorgabe herunterkürzen, zweidrei Wochen nach der Veröffentlichung aber die Originalversion in Die Dschungel einstellen; auch das ist am Freitagabend vorm Prassnik abgesprochen worden — sowie eine weitere Rezension für die Buchmesse; worüber, verrate ich noch nicht.
Gleich nun nach der Czernowin werd ich, um mich einzuhören, auf Verdi wechseln, Aida, ja, mal sehen (hören), was sich so findet. Im übrigen es noch ruhig angehen, mittags schlafen, erstmal vor allem das Bettzeug wechseln, dann mich einer tüchtige Reinigung unterziehen und kleiden, wirklich k l e i d e n, für den Tag. Form ist das Geländer der Haltung, das halten auch m u ß, wenn wir uns die Füße so nahe am Abgrund vertreten, Abgründen und Abgründigkeiten, den eigenen und andrer.
Ihr ANH
[France musique contemporaine:
Chaya Czernowin, At the fringe of our gaze – pour orchestre et un groupe concertino]
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[12.30 Uhr
Verdi, Aida (Arena ie Verona; Giugno 2023, grausliches Knallchargentheater]
Also. Wie schon immer, wenn ich’s versuchte, finde ich diese Oper komplett entbehrlich. Da wird sich Bieito heute abend anstrengen müssen. Vor allem frage ich mich, weshalb ausgerechnet dieses Stück als Premeiere an einem 3. Oktober in Deutschland, zumal in Berlin, zumal an der Staatsoper.
Aber für 14 Uhr hat sich auf ein Plauderstündchen der „erste und einzige Öko-Dandy“ (Gerd Haffmans) → Ulrich Holbein angekündigt. Mal sehen, wie das wird. Bis dahin weiter über Aida lesen und schnell um halb zwei etwas essen.
Meine Güte, ein Operntheater, um sich, verbogen vor Lachen, in die Ecke zu werfen:
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