Solidarnote für Israel, zum Schweigen der deutschsprachigen Literaturinstitutionen. Initiiert von Björn Kuhligk und Marcus Roloff.

So kam dies gestern nacht bei mir an:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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           Ich lag dann fast bis zum Morgen durchhustend wach, um 8.30 Röntgentermin, da wird „es“ sich zeigen … — weiterhustend jedenfalls, hin und wieder Tropfen nehmend, wieder und wieder einen Schluck trinkend, doch erneut in halluzinatives Fiebern verfallend, ja -wallend, formulierend, ich fand den Text problematisch, suchte nach Antworten, Ergänzungen, Positionierung — doch klar war, mit dieser Art Schweigen geht es nicht weiter.
Um Viertel vor fünf war ich bereit und erhob mich, stand an der Epressomühle, stand an der Pavoni — und  mit dem Latte macchiato zurück ins Bett. Den Laptop genommen und noch einmal gelesen, was mich des nachts hatte derart unter Druck gebracht.
Nicht im entferntesten so „schlimm“ (doch wär der Protest selbst dann noch berechtigt gewesen), wie meine offenbar krankheitsdurchtrübte Wahrnehmung den Solidartext erst aufgenommen und die Fantasien dann erst recht durcheinandergewirbelt zu haben scheinen. Gewiß, ein paar Formulierungen hätten überlegter sein können — aber unterm Strich: Selbstverständlich unterschreib ich das mit. Meinen Bedenken allerdings gab ich dennoch Ausdruck, weil ich sie grad in dieser Zeit für entscheidende halte:

Ja, ich bin dabei – auch wenn ich nicht glücklich darüber bin, wenn das Meuchel-Schlachten des 7. Oktobers durch die Hamas in auch nur irgendeine Verbindung mit der Shoa gebracht wird, die etwas ganz, ganz anderes war, nämlich kalt kalkulierte, industrielle Menschenvernichtung und eben n i c h t geradezu satanskultartig rasende (zumal captagonenthemmte) Blutschlachterei. Solche Parallelisierungen führen, suggestiv wie sie sind (und sein sollen) zur Verunklarung und in deren Folge zu falschen Positionen. In Der Dschungel habe ich darauf nun schon mehrmals hingewiesen.
Den Versuch einer Delegitimisierung der „Selbstverteidigung Israels“ (ebenfalls ungenau formuliert; eine Selbstverteidigung läßt sich nicht delegitimieren; vielmehr ist das Recht auf Selbstverteidigung gemeint) sehe ich so auch nicht, wohl aber – rundum berechtigte – Eingrenzungsversuche auf das Menschen- und Völkerrecht. Das Existenzrecht Israels ist unbestreitbar, für Deutsche zumal; es darf aber zugleich nicht das Existenzrecht anderer Staaten und/oder Bevölkerungsgruppen ausschließen. In diesem Zusammenhang bewegt sich der gesamte Konflikt – nur daß der 7. Oktober ein bewußt herbeigeführter Rückfall in vorzivilisatorische Raserei und Barbarei war und schon deshalb kein Mittel der Konfliktbefriedigung. ja auch nur -behandlung. Allein insofern ist jede „Legitimierung“ dieser Hamas-Verbrechen mit dem Leiden palästinensischer Menschen denkerisch bizarr, moralisch aber pervers.
Aber trotz dieser meiner Bedenken bin ich dabei und unterzeichne den Text. Denn das Schweigen dieses Betriebes ist erbärmlich und, um auch meinerseits mal Emotion rauszulassen, widert mich an.
ANH
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NACHTRAG, 28. Oktober
Und nunmehr → in der FAZ — mit einer mehr oder minder Wertung freilich, Andreas Platthaus‘ nämlich, wen er für wichtig hält, weg nicht. Wir sehn’s am „unter anderen“:
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