Welch ein Abend! Das Arbeitsjournal des Dienstags, den 19. Dezember 2023. Mit Currentzis aber nur angekündigt.

[Arbeitswohnung, 12.07 Uhr
Mahler X, Adagio (Curentzis, SWR)]
               Solch ein Konzert hab ich nur selten erlebt, in solcher Intensität. Auch wenn es mir schwerfällt, aber mehr, als daß leider, leider mein Sohn in den Mahler nicht hineinfand, er war ihm in der Motivarbeit zu viel, zu verwirrend, doch nachher, die neuen, modernen Stücke, packten ihn sofort — mehr werde ich hier zu Currentzis‘ und des SWR-Sinfonieorchesters „Mahler unfinished“ noch nicht schreiben. Sie werden meine, nun jà, „Kritik“ morgen in der Jungen Welt lesen können — auch von einer ungeheuren Überraschung da, mit der der Abend zuende ging.
Freilich nicht der Abend selbst. Sondern wir zogen noch los, um zu sprechen – er beim Bier und ich beim Wein, und nahmen erstmal den 200er Bus, dann die UBahn, dann die Tram und landeten am Zionskirchplatz, der in nahezu komplettem Schlummern vor sich hinmeditierte. Wovon dann in der Kneipe nicht mehr die Rede sein konnte. Ein enger Sohnesfreund saß schwer gebeutelt da allein und fand nun mit zu uns. So daß wir weniger über die Musik weitersprachen, doch über Freundschaft, Leben, Lust. Erinnerungen trippelten an die Kindheit und Jugend über den ziemlich wackeligen Tisch, es warn da schon einige Gläser. „Sprich sie einfach an“, sagte ich (wer gemeint ist, sag ich nicht), „du wirst es bereuen, wenn du’s nicht tust.“ So denn ward es auch. Schon strahlte er, der junge Mann, von innen. Ganz fort, der Blues, gepustet. Einen schöneren Abschluß hätte Currentzis‘ Konzert gar nicht haben können.

          Ich begleitete meinen Sohn noch ein Stück, die Stargarder dann beschritt ich allein. Am Schreibtisch schnell noch die Aufnahme übertragen, doch heute früh erst, um sieben, geschnitten, dann einmal angehört, dann, während des zweiten Hörens, den Bericht geschrieben und um zehn vor zwölf hinfortgemailt; Abgabetermin war zwölf.
Sicher, ein wenig mehr Zeit wär gut gewesen, aber ich denke, der richtige Eindruck wird sich vermitteln. Ein Jammer, Freundin, Sie warn nicht dabei …
Jetzt muß ich erstmal was frühstücken, dann aus dem Morgenmantel raus und ins Bad, um gleich danach meine Rezension → des Tritticos zuendezuschreiben, für Faustkultur nunmehr. Will ich heut auch noch zuende bekommen.

 

ANH

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .