Arbeitsjournal. Freitag, der 5. Januar 2006.

4.57 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Seit 4.45 Uhr auf. Die Zeit fängt dann immer an zu rasen, zumal es nachher zurück nach Berlin geht; wir werden den 11.08er (vormals 11.09er) ICE nehmen. Ich hoffe, daß ich während der Fahrt durcharbeiten kann, daß also auch andere Kinder noch mit im Zug sind. Die rasende Zeit drängt, wegen des 15., gestern ging enorm viel verloren, weil Word nicht wollte und wollte, dauernd abstürzte, bis ich mich entschloß, auf das Schreibsystem von >>>> Open Source zuzugreifen, das ich herunterladen und installieren mußte… und siehe da, es liest die auch langen Dateien anstandslos; nur sieht die Oberfläche etwas anders aus als gewohnt, aber nur leicht, und ein paar Funktionen hab ich noch nicht gefunden, etwa das bei meinen Überarbeitungen manchmal sehr erleichternde Splitten des Fensters zu zweimal derselben Datei. Aber das sind Kleinigkeiten, wenn ich‘s mit all dem Aufwand vergleiche, dem ich mich gestern erst aufgrund eines MS-Word-Ratgebers unterwarf: nämlich lange Dateien in Partitionen zu je höchstens 25 Seiten zu zerleben, jeweils das erste und letzte Wort zu löschen und neu zu tippen, weil Microsoft darin die meisten Steuerbefehle – und eben auch fehlführende – versteckt usw. usw. Insgesamt bastelte ich über drei Stunden an dem Arbeitsproblem herum. Mit Open Source ist hingegen alles stabil, und ich kann auf die Ursprungsdatei der überarbeiteten Version (EF zur ZF) zurückgreifen. Also kann ich meinen Lesern nur empfehlen, ebenfalls das völlig frei zugängliche Writer-Programm zu verwenden. Den Link hab ich Ihnen oben schon gelegt.
Bis heute abend will ich die (vorläufigen) Korrekturen für Teil I und Teil II von ARGO fertig übertragen haben, damit ich die Datei dem Freund zum Ausdrucken mailen kann. Weiteres übertrage ich danach; deshalb werd ich hier in Der Dschungel in den nächsten, sagen wir, dreivier Tagen eher wenig schreiben können.
Auch ist ja daheim viel zu übernehmen; ich werd am Dienstag dann wieder hierher nach Bamberg fahren, diesmal müssen, weil sich für den Mittwoch >>>> Axel Dielmann zu einem Treffen mit dem >>>> Concordia-Direktor verabredet hat und es dann eben auch um die für den Herbst dieses Jahres geplante Herausgabe der >>>> BAMBERGER ELEGIEN gehen wird. Mit etwas Glück wird das Projekt gemeinschaftlich auf die Beine gestellt werden können. Bei dem Gespräch selbst will und muß ich nicht dabeisein, wohl aber fürs Nachgespräch und evtl. Planung standby. Es wird dann auch um ARGO (für Herbst 2008) gehen, sowie um den >>>> horen-Sonderband zum ANDERSWELT-Projekt. Gestern telefonierte ich noch mit Johann P. Tammen, der für die Redaktion dieser Literaturzeitschrift verantwortlich zeichnet. Von seiner Seite aus ist die Planung für das Frühjahr 2008 nach wie vor verbindlich; allerdings muß dann bis zu diesem Herbst die gesamte Ausgabe bereits strukturiert sein, d.h. der Hauptteil der Aufsätze usw. muß dann für die Kalkulation bereits vorliegen. Vom Verlag ‚gedeckt‘ sind 216 Seiten; was darüber hinausgehen sollte, müßte ‚auswärtig‘ finanziert werden. Dielmann gab gestern am Telefon noch zu bedenken, daß ein a l l z u dickes sekundärliterarisches Heft eher die Aufmerksamkeit behindern könnte; er schien mit 216 Seiten ausgesprochen zufrieden zu sein. Ich wandte ein: Aber ich möchte auch Fotos, Skizzen usw. darin haben. Er: Würdest Du damit nicht eigentlich gegen Deine Ästhetik verstoßen? Also werden wir beide überlegen. Und die Beiträger werden es auch. Es hat jetzt auch >>>> Heinz-Peter Preußer zugesagt, der über >>>> ‚Mythos als Sinnkonstruktion‘ promoviert hat. Es sieht jetzt, im Vorfeld, nach einer Konstellation literarwissenschaftlicher Koryphäen aus, die ein Teilchen ihrer Arbeit auf ANDERSWELT ausrichten wollen; besser kann es eigentlich gar nicht laufen. Gern hätte ich noch >>>> Katharina Döbler, >>>> Dietmar Dath und >>>> Peter Michalzik ‚im Boot‘, gern auch als Gegenruderer und Antistimmen; es geht ja um Diskussion und nicht um die Abnahme einer Parade. Um, lieber Leser, „Kampf, nicht Krieg“, um das mit dem großen Ernst Bloch auszudrücken. Aus dem Kampf, wie aus dem Geschlechterkampf, entsteht immer Leben, der Krieg hingegen vernichtet bloß. Gelänge es, den kalten Krieg, den ich gegen den Literaturbetrieb führe – oder, wie man nun will, den er gegen mich führt – in eine kämpferische Auseinandersetzung zu überführen, dann wäre für alle Seiten arg viel gewonnen; >>>> Daths seinerzeitige Rezension von BUENOS AIRES. ANDERSWELT w a r schon solch ein Schritt; und käme – auch in der leicht revidierten persischen Fassung – nunmehr MEERE frei und würde dieser Roman auch wieder offiziell vertrieben, wäre das ein nächster. Nach dem zumindest sieht es derzeit sehr aus.

19.01 Uhr:
[Berlin. Küchentisch.]
Während der Fahrt die Korrekturen des ganzen restlichen Teiles II ARGO übertragen, knapp vier Stunden laufend am Stück; und das Zeug ist auch bereits an den Freund hinaus und das, was ich ihm heute früh zumailte, bereits ausgedruckt und auf dem Weg hierher nach Berlin. Bei Teil III war ich mit den Korrekturen familienhalber mittendrin steckengeblieben, auf TS 542; bis dahin will ich heute abend und morgen übertragen, damit das am Montag morgen ‚beim Drucker‘ ist; dann bekomme ich vielleicht sogar die Korrekturen von Teil III insgesamt noch fertig, so daß bei der Döblin-Jury lediglich Teil IV unkorrigiert landen wird; für die Jury des Berlin-Stipendiums dürfte zum 31.1. dann sogar a l l e s im ersten Korrekturgang vorliegen. Das ist ja nun mal was. Mehr ist momentan nicht leistbar. Danach erst einmal wieder Pause mit ARGO, dafür wird‘s an die Überarbeitung der BAMBERGER ELEGIEN gehen, die Ende Februar satzfertig sein sollten. Und Anfang März, sofern das bestätigt wird, die kleine Reise auf den Stromboli für das Langgedicht, das ich v or Ort schreiben will, und das Hörstück, das im März entstehen sollte. Ab April dann die Vorbereitungen für das horen-ANDERSWELT-Sonderheft, sowie Beginn des zweiten Korrekturdurchgangs an ARGO; wahrscheinlich werde ich unmittelbar darauf den kurzen Teil V, die rhapsodische Hexameter-Dichtung, schreiben, quasi einen Epilog zum gesamten ANDERSWELT-Projekt. Außerdem sind die Essays für den Herbstband bei >>>> tisch7 zu überarbeiten.
So weit erst mal die Planung. Nebenbei, fällt mir grad so ein, wollte ich mich auch noch nach einem Tages-Job umsehen. Na hallo. Was außerdem noch so an Gedichten entsteht, weiß ich bei alledem nicht; es liegt übrigens auch noch ein zu 2/3 in Rohfassung fertiger neuer Essay vor, den ich für die Braunschweiger Uni angefangen, dann aber liegengelassen hatte.

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