Paul Reichenbach Dienstag, der 28. November 2006. IM Prater.

Gestern, der Abend war längst vorbei und die Nacht im Kommen, betrat ich,von B. zurück, unser Haus. Leise wie ein Dieb und tollpatschig wie ein Ehemann, der aus der Kneipe kommt, denn als ich die Tür von innen schloss, stieß ich gegen unsren Schuhschrank, der mehr an der Wand lehnt, als stabil Bodenkontakt zu halten. Muss ich demnächst endlich reparieren. Ohne Licht schlich ich die kleine Treppe hinauf, zog mich im Dunkel meines Arbeitszimmers aus, ging ins Bad, duschte verhalten, legte mich ins Bett, neben sie und schlief sofort ein. Das Treffen mit IHR in B. war kurz und lässt sich auf vier Worte reduzieren: „Es sprang kein Funke.“ Entsprechend traurig zog ich Bruno entgegen, der ausgerechnet am S-Bahnhof Friedrichstraße auf mich wartete. Rechnet man die Zeit-Ost, die ich dort 5 jahrelang, ob Sommer oder Winter in der „Tränenhalle“ wartend verbrachte, da kommen sicher einige Wochen zusammen und addiert man dann die Stunden, die ich mit IHR am Prenzlberg bei Wind Schnee oder Regen, die Sonne schien nie, Händchen haltend auf und ab ging, werden aus Wochen Monate. Bruno war genau, wie ich erwartete. Sehr zurückgenommen, sehr kluge, aber traurige Augen. Wir gingen dann in den „Prater“, eine große Bierkneipe, um endlich abgeschieden und in Ruhe uns unterhalten zu können. montgelas sprach davon, dass sich dort verschiedene Leute aus meines Hausherrn Umfeld treffen. Während wir aßen und tranken, Bruno Sauerbraten, ich Königsberger Klopse, er ein Hefeweizen, ich ein Pils, kamen die Matadore um ANH, montgelas war dabei, und setzten sich fast 20 m entfernt, unter einen Spiegel, der wie ein riesenhafter Monitor, Breitwand versteht sich, die Wand zu zwei Dritteln einnahm. Es war wie Fernsehen, zumal am Nachbartisch der Herbstleute eine sehr bekannte Schauspielerin saß, zu der montgelas immer wieder hinglotzte. Ich musste lachen und meinte zu Bruno, m. fällt garantiert der Name dieser Dame nicht ein und jetzt rutscht er unruhig auf seinem Stuhl, tut er meist, wenn ihn sein Gedächtnis im Stich lässt. Ich hätte ihm den Namen sagen können, wollte aber nicht…notgedrungen wäre ich an dem Tisch hängen geblieben. Bruno war mir wichtiger, das Gespräch über unsere Ehen schien mir tausendmal interessanter, als montgelas Themenwelt. Wenn der früh aufwacht, kräht er bestimmt schon das Wort Kunst und hat die Augen dabei, hundert pro Bruno, mit Sicherheit nicht offen.