Paul Reichenbachs Montag, der 30. Oktober 2006. Der Fächer.

Hoffnung sei etwas für Leute, die unzureichend informiert sind, meinte irgendwann einmal Heiner Müller. Dieser Satz muss Müller vor der Geburt seiner Tochter Anna eingefallen sein, denn in unseren Kindern pflanzt sich jene Hoffnung fort, die zeitweilig aus meinem Spiegel wich, als ich mich zu informieren begann. Fernab vom PC, der Junge hatte es sich an meiner Tastatur heimisch gemacht, er fuhr erst heut früh wieder an seinen Studienort, verbrachte ich das Wochenende mit Aufräumen von Büchern, Nachschlagen und Lesen. Das Wetter am Sonntag verlockte zu einem Fahrradausflug in den nahe gelegenen Stadtwald. Die von der Natur herbstlich eingefärbten Blätter an Bäumen und auf Wegen, erinnerten an Samstag, als >>>Peter Kurzeck im Festsaal des Wiesbadener Rathauses eine kurze Sequenz aus seinem neuen Manuskrpt vorlas. Wundervoll strickte er aus Fäden bunter Kinderkleidung wortfarbene Muster von Frankfurter Straßen, Plätzen und Häusern, die den Ohren die Fähigkeit zum Sehen schenkten. Vor meinem inneren Auge verwandelte Kurzeck das harte Licht der Großstadt in weiche, warme Pastelltöne, wie man sie auf alten chinesischen Fächern finden kann. Anlass der Lesung war die Verleihung des Literaturpreises der Landeshauptstadt Wiesbaden, der von der Witwe des Wiesbadener Schriftstellers Georg Konnell gestiftet wurde, an Peter Kurzeck. Die Laudatio hielt >>> Hajo Steinert (Literaturred. DLF) Beim Nachschlagen entdeckte ich, dass 2004 >>>Ricarda Junge den Preis bekam und der Laudator Alban Nikolai Herbst hieß. Ich war übrigens etwas zu spät dran und schmuggelte mich leise auf einen Stuhl, nahe dem Ausgang. Auf den ersten zwei Reihen saßen neben Laudator und Preisträger die Honoratioren der Stadt, Jury, >>>Stroemfelds Personal und, ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, montgelas. Im Anzug. Mit Schlips und Kragen. Völlig overdressed, dachte ich. Warum, zum Teufel, hat er mich nicht angerufen. Wir hätten in einem Auto fahren können, und ich hätte Benzin gespart.

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