Bamberger Elegien (22). Sechste Elegie (3). Entwurf der weiteren Fortsetzung.

Hier noch merkt es sich. Bamberg bietet nur Zeit, keine Zeiten,
gar schon moderne nicht wie Rom selbst, das Zeit zu Gestein fror
und das doch wirbelt und lärmt, erhaben und sich taumlig verschmutzend,
sich überhöhend denunziert vom event, der’s wieder cleanmacht.
Bamberg ist still, Touristen selbst gehen hier an der Leine,
drängen sich auf dem Brückchen nur überm Wehr unterm
bunten Rathausbaröckchen; essen Eis dort und sonnen neutral sich,
schwatzend zwischen Bürgern und Bergstadt (sieben Hügel,
heißt es, habe sie romgleich) und gehn dann, weitergehend,
aufsteigend ein ins Übrige, aufgeleckt sanft, in die Stille
eingeleckt des ‚kleinen Roms’, eingeatmet von bröckelnden
Mauern und den stehenden Orgien der Rosen, von Hecken,
Gärtchen, verwunschenen, unter tiefen Satteldächern.
Hier meditieren Katecheten in weiten Gebäuden,
milden Gebäuden machtloser Schönheit, bergan, Missionen,
die nichts mehr wollen und sich endlich zum Schlafen legten,
lauschend, doch immer noch streng. (Deshalb ist kein Kitsch hier.)
Und, C., sie schmecken dem warmen Glaubensverlust nach, wie ich’s tu.
Darum läßt’s sich hier trauern um’s bleibende Tier wie, Geliebte,
Weitergeliebte, um uns. Daß ich dich wiedergewönne!
Daß ich den Glauben verlor! als ich dich damals verriet,
unsren, an uns und daß es wahr sei, daß es sich finde,
daß man sich wiedererkennt, erkennt man einander erstmals:
denn Anagnorisis, plötzlich naturhaft, sei Liebe, vulkanisch.
Raum sei – und war! – nicht länger fürs Ich, das autonome,
E i n e s sei man erkennend, b i b l i s c h erkennend, einander,
du meine Lunge, ich deine Schenkel, wir tranken Sekrete
wie von jeweils uns selbst. Ich glaubte’s, du glaubtest
es bis zuletzt, da war ich bereits entfernt und folgte
meinem anderen Weg, der dich ausschloß und uns. Da gingst du.
Wie ich raste! Und glaubte es nicht mehr, sondern wußte!
Seither hab ich gekämpft, so gekämpft, ach daß es gelänge!
Daß sich das Wunder noch einmal vollbrächte, e r w a c h s e n, des Glaubens:
Wissend um Physiologie, wissend um Determinismus,
selbstgewiß und einander das Ja! gestaltend entschöpfen
wie ein Maler, der aus dem Es-ist-nicht Es-i s t schlägt, vermessen,
andächtig, stolz. Denn Stolz, C., männlicher, testosteroner,
a u c h war’s, der mir das Übersinnliche austrieb, rivalig
Autoritäres vertreibend, das Übersinnliches auch ist:
uns bestimmend und können’s geistig nicht lenken,
ausgeliefert ihm, das sich auf Skalen nicht zeichnet,
noch läßt’s sich sonstwie errechnen, noch haltbar beweisen.
Legt nur die Hand auf und ist doch, mehr nicht, schwitzige Hand nur.
Ist, wie ein Stein, wirklich unbeseelt nichts, ist nur leerer Glaube.
Aber es wirkt aus dem Leeren. Wenn wir es untertan wollen.
Wie verweht, erzählte U., sind dann die Schmerzen,
unheimlich ist’s, erschauernd liegt man, unautonom,
sagt sein Danke und zahlt und geht. Ja, C., ich weiß drum.

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